Stadtwerke Sankt Augustin und Westnetz nahmen die ersten beiden digitalen Ortsnetzstationen in Menden und Birlinghoven in Betrieb.
Digitale StationWie Sankt Augustin das Stromnetz in der Stadt smarter machen will
Ladesäulen für E-Autos, Roller und E-Bikes, Wärmepumpen und dazu der ganz normale Stromverbrauch eines Viertels wie Menden: Die Verteilnetze in Sankt Augustin haben einen ganz ordentlichen Stromverbrauch zu managen. Hinzu kommt die Einspeisung durch Photovoltaikanlagen.
Rund 2000 PV-Anlagen gebe es bereits im Stadtgebiet, Tendenz steigend. Eine besondere Herausforderung: „Die Einspeisungen, die wir durch die Energiewende gewonnen haben, führen dazu, dass die Flüsse im Netz nicht nur vom Kraftwerk in die Steckdose laufen, sondern auch aus den einzelnen Haushalten in das Netz zurück“, so Marcus Lübken, Vorsitzender der Geschäftsführung der Sankt Augustiner Stadtwerke. „Die Versorgungssicherung kann durch die Vielzahl von Einspeisern gefährdet werden, wenn man das Netz nicht so ausbaut, dass die unterschiedlichen Lastflüsse vernünftig geregelt werden.“
Die digitalen Ortsnetzstationen helfen, einen Fehler im Netz schneller zu finden
Um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden, habe es nur eine Lösung gegeben: Das Stromnetz smarter zu machen. Die ersten beiden digitalen Strom-Ortsnetzstationen (DigiONS) haben Stadtwerke und Westnetz nun in Betrieb genommen. In Menden, an der Mittelstraße 34, und In der Straße Zur Sonnenuhr 8 in Birlinghoven.
Die alten Ortsnetzstationen transformierten den Strom aus der Mittelspannungsebene – in Sankt Augustin sind das 11.000 Volt – herunter und leiteten ihn in die Niederspannungsschienen, hinter denen Hausanschlüsse liegen. Die neuen, digitalen Anlage wandeln den Strom nicht nur um, sie leiten die Daten über die Stromflüsse und die Auslastung des Stromnetzes an die Leitzentrale nach Wesseling und alarmieren bei einer drohenden Überlastung.
Bei einem Stromausfall mussten Experten der Westnetz auf Fehlersuche bislang die einzelnen Ortsnetzstationen abfahren. „Heute weiß die digitale Ortsnetzstation, wo der Fehler ist. Die Eingrenzung des Fehlerbereichs ist einfacher und enthält eine Möglichkeit, die Störung über die Mittelspannungsschaltung automatisch über die Leitstelle zu beheben“, erläutert Lübken. Habe die Zeitspanne zwischen Erkennen und Beseitigen der Störung bisher bei rund 95 Minuten gelegen, reduziere die smarte Technik dies heute auf 40 Minuten oder weniger.
Stadtwerke Sankt Augustin bauen bis 2026 sechs digitale Stationen für insgesamt 550.000 Euro
Um das Augustiner Stromnetz smarter zu machen, reiche es, etwa 20 Prozent der Ortsnetzstationen zu digitalisieren, so Schrader. 238 Ortsnetzstationen gebe es in Sankt Augustin, informierte Lübken, an strategischen Stellen im Verteilnetz sollen nun digitale Stationen gesetzt werden.
Die Ortsnetzstation in Menden, die einen Transformator mit 630 KVA (Kilovoltamper) hat, steht an einer Trennstelle zwischen zwei verschiedenen Mittelspannungssträngen, erklärt Max Schrader von Westnetz: „Sollte ein kompletter Strang mit vielen hintereinandergeschalteten Stationen ausfallen, kann aus der Ferne ein anderer Strang auf dieser Station aufgeschaltet werden.“
Bis 2026 wollen die Stadtwerke sechs DigiONS auf Sankt Augustiner Stadtgebiet einrichten, pro Station koste das rund 90.000 Euro. 1,3 Millionen Euro jährlich steckten die Stadtwerke alleine in die Ertüchtigung des Stromnetzes, so Lübken. „Es wäre deutlich mehr, wenn es diese smarte Technik nicht gäbe.“