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Karnevals-Eklat in Sankt AugustinAnwältin stellt Strafanzeige gegen Präsidenten der Prinzengarde

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Zuschauer feiern bei einer Karnevalssitzung.

Zuschauer feiern bei einer Karnevalssitzung. (Symbolbild)

Auch Kinderschutzbund und Zartbitter sind entsetzt über die Anzüglichkeiten gegenüber dem Grundschulkind.

Nach dem Eklat bei einer Karnevalssitzung in Sankt Augustin, bei dem der Moderator und Präsident der Prinzengarde bei der Ordensübergabe anzügliche Bemerkungen zu einem Mädchen im Grundschulalter machte, hat eine Bonner Rechtsanwältin bei der Bonner Staatsanwaltschaft Strafanzeige gegen ihn gestellt.

Sie sehe ein öffentliches Interesse, da es sich um ein Kind handele und die Äußerungen auf einer Bühne getätigt wurden, erläutert Alexandra Sofia Wrobel von der Kanzlei Caspers, Mock & Partner. Aus ihrer Sicht handele es sich um eine „sexuell motivierte Beleidigung“. Sie habe auch eine Wiederholungsgefahr gesehen. Mittlerweile hat die Prinzengarde erklärt, sich mit sofortiger Wirkung von ihrem Präsidenten zu trennen.

„Endlich kann ich mit dir knutschen, ohne dass deine Mama mit mir schimpft“, hatte der Präsident der Prinzengarde Sankt Augustin ins Mikrofon gesagt und das der Redaktion gegenüber mit der Aussage: „Wir sind immer noch im Karneval“ verteidigt. Am Dienstag entschuldigte sich der Präsident über die Facebook-Seite der Prinzengarde in den sozialen Medien. Am späten Abend folgte nach einer kurzfristig einberaumten Sitzung des Vorstands die endgültige Trennung.

Zartbitter sieht in den Äußerungen eine „massive, verbale sexuelle Belästigung“

Ursula Enders ist Vorsitzende der Kölner Kontakt- und Beratungsstelle Zartbitter e.V. Gemeinsam mit dem Kölner Festkomitee hat Zartbitter den Pänzrechte-Pass entwickelt. Dieser ist Teil eines Schutzkonzeptes gegen Gewalt und Missbrauch. Die Äußerungen des Moderators bei der Sankt Augustiner Karnevalssitzung seien eine „massive, verbale sexuelle Belästigung“. Es sei absolut begrüßenswert, dass sich die Königswinterer Karnevalsgesellschaft öffentlich positioniert habe.

Dass es sich bei dem Präsidenten der Sankt Augustiner Prinzengarde um einen Menschen aus dem sozialen Nahbereich des Mädchens handele, mache die Sache nur noch schlimmer. Oftmals blieben direkte Reaktionen auf solche Äußerungen aus, weil der Redner die „Macht des Mikrofons“ ausnutze. Besonders Familienmitglieder seien in solchen Situation meist wie erstarrt und peinlich berührt.

Vorsitzende des Ortsverbands des Deutschen Kinderschutzbundes spricht von psychischer Gewalt

Sibylle Friedhofen war empört, als sie von den verbalen Entgleisungen des Präsidenten der Sankt Augustiner Prinzengarde erfuhr. Die Vorsitzendes des Ortsverbands Sankt Augustin des Deutschen Kinderschutzbundes erinnert sich an frühere Zeiten: „Als ich jung war, hieß es oft, gib dem Onkel mal ein Küsschen oder lass dich in den Arm nehmen, stell dich nicht so an.“

Für sie fallen die Äußerungen bei der Ordensübergabe unter psychische Gewalt. „Ich kann es nicht nachvollziehen, dass niemand aufgestanden ist und ihm das Mikrofon abgenommen hat“, sagt sie. „Was hat er dem Kind, was hat er der Mutter angetan?“

Ihre Organisation hat eine Kampagne gegen psychische Gewalt an Kindern aufgelegt: „Gewalt ist mehr, als Du denkst“.

„Da passieren Verletzungen auf unterschiedlichen Ebenen“, macht sie als Expertin für das Kindeswohl deutlich. Die Äußerungen des Prinzengarde-Präsidenten sei „eine Herabwürdigung von Kindern und Eltern.“ Die möglichen Langzeitfolgen seien noch gar nicht abzusehen.