Weil die Stadtwerke Bonn den Aufzug am Siegburger Bahnhof nicht zeitnah reparierten, strandeten Elvira Rössler und Barbara Binder auf dem Gleis.
Aufzug defektFeuerwehr muss Rollstuhlfahrerinnen am Siegburger Bahnhof Treppen herunter tragen
Die Feuerwehr musste am Freitagabend einspringen, um zwei Rollstuhlfahrerinnen am Siegburger Bahnhof nach unten zu tragen. Der Aufzug auf Gleis 2 und 3 ist seit Wochen defekt. Die Reparatur wird wohl noch länger dauern.
Freitagabend, 23.30 Uhr, Gleis 2 am Siegburger Bahnhof: Barbara Binder, Irene Sieg sowie Elvira und Helmut Rössler stiegen aus der S12 Richtung Blankenberg. „Wir waren in der Lanxess Arena, bei Dieter Thomas Kuhn“, sagte Helmut Rössler. „In Siegburg wollten wir aussteigen, wir wohnen in Sankt Augustin.“
ICE-Bahnhof Siegburg: Ein Aufkleber am Aufzug weist auf den Defekt hin
Doch am Gleis mussten sie feststellen, dass der Aufzug ins Untergeschoss kaputt ist. Ein aufgeklebtes Schild der Stadtwerke Bonn (SWB) jeweils an den oberen und unteren Tür weist auf den Defekt hin. Das Feld, wo ein Enddatum der Beeinträchtigung eingetragen werden soll, ist leer. „Bis wann denn?!“ hat jemand darauf gekritzelt.
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Barbara Binder und Elvira Rössler sitzen im Rollstuhl und sind zwingend auf den Lift angewiesen, auch Helmut Rössler ist gehbehindert. „Ich habe die Servicenummer der Bahn angerufen. Da hing ich eine Viertelstunde lang in der Warteschleife, dann habe ich es aufgegeben“, berichtete er.
Hilfesuchend klingelte Rössler an der Wache der Bundespolizei ein Stockwerk tiefer. Der diensthabende Beamte konnte aber alleine nicht viel tun und rief die Feuerwehr hinzu. Da war es schon 23.50 Uhr. Wenige Minuten später kamen vier Feuerwehrmänner der Siegburger Wache auf dem Gleis an. Sie trugen Binder und Rössler, die sich dabei sichtlich unwohl fühlten, nach unten.
Der Aufzug nach Gleis 6 und der Konrad-Adenauer-Allee funktionierte glücklicherweise. Oben machten die vier ihrem Ärger Luft: „Die Mobilität der Bahn ist semi-optimal“, formulierte es Binder. „Ich habe oft den Umsteigeservice angerufen, aber er kam nicht.“
Der Aufzug am Siegburger Bahnhof ist schon seit dem 8. September kaputt
Schon die Hinfahrt mit einer Stadtbahnlinie 66 der Stadtwerke Bonn sei nicht ohne Schwierigkeiten verlaufen: „Die Tür am Rollstuhlplatz, wo wir aussteigen wollten, war kaputt. Wir mussten einmal durch den schmalen Gang zur hinteren Tür.“
Die Frauen seien ständig auf Hilfe angewiesen, bekräftigte Helmut Rössler. „Ich wollte mir ja schon einen E-Scooter kaufen, damit ich mal alleine loskann, aber die Hindernisse im Alltag machen es mir schwer“, ergänzte seine Frau. Die Bordsteine, die unterschiedlich hohen Türschwellen der Bahnen, Treppen sowieso. „Und da heißt es, man soll die Bahn nutzen“, sagte Elvira Binder.
Defekter Aufzug am ICE-Bahnhof in Siegburg: Lieferzeit des Ersatzteils beträgt sieben Wochen
Die SWB bestätigten am Montag auf Anfrage, dass sie für den Betrieb des Aufzugs zuständig sind. Kaputt sei dieser demnach schon seit dem 8. September, sagte Pressesprecherin Clarissa Pütz. „Die SWB sind im Austausch mit dem Aufzugsunternehmen, um die Störung schnellstmöglich zu beheben. Als der Aufzug außer Betrieb genommen wurde, wurde festgestellt, dass die Dichtungen der Hydraulikanlage kaputt sind.“
Eigentlich hätten sie am 14. September erneuert werden sollen. „Doch im Zuge der Reparatur zeigte sich, dass der hydraulische Teleskopheber einen mechanischen Defekt aufweist und ebenfalls erneuert werden muss“, so Pütz. „Die Lieferzeit dieses Teils beträgt etwa sieben Wochen. Sobald das Ersatzteil eingetroffen ist, wird der Austausch erfolgen.“
Ein Wort des Bedauerns über den Vorfall verloren die SWB nicht. Zwar gebe es einen Mobilitätsservice, über den bei rechtzeitiger Anmeldung Hilfe bei Umstiegen erfolgen könnte. Jedoch gelte dieser nur für SWB-Haltestellen – und Barbara Binder und Elvira Rössler standen nun einmal auf einem Bahnsteig der Deutschen Bahn.
Für Reisende an Gleis 2 oder 3 bleibt weiterhin nur die Treppe
Selbst wenn Helmut Rössler den Mobilitätsservice und nicht die Servicenummer der Bahn angerufen hätte, den Frauen hätte an diesem Abend wohl nicht geholfen werden können, heißt es von dort.
„Das braucht immer einen Tag Vorlauf“, erklärt ein Sprecher auf Anfrage der Redaktion. Die Mitarbeitenden trügen Reisende nicht die Treppe herunter, sondern setzten spezielle Rollstühle ein, auf die die Menschen umsteigen müssten.
„In diesem Fall hätten die Betroffenen nach Hennef fahren können, um von dort zurück auf Gleis 1 zu gelangen, wo es einen funktionierenden Aufzug gibt.“ In der App „DB Bahnhof live“ seien zudem alle Bahnhöfe mit defekten Aufzügen aufgelistet, sodass Fahrgäste mit Handicaps ihre Reise besser planen könnten.
Die Treppe wird für all die Reisenden, die mit Koffern, Rollstühlen und Kinderwagen unterwegs sind, bis auf Weiteres also die einzige Möglichkeit sein, auf Gleis 2/3 zu kommen.