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Drahtesel statt DampflokBahntrasse in Siegburg soll zum Radweg werden

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Siegburg Fahrräder

Gleise, Schwellen und Schotter könnten schon bald zwischen Kleiberg und Frankfurter Straße einem Radweg weichen. Dann müssten wohl auch mehr Abstellplätze am Bahnhof her.  

Siegburg – Vom Dampfross zum Drahtesel, so könnte eines Tages die Geschichte der alten Bahntrasse für das „Luhmer Grietche“ erzählt werden. Noch liegen die rostigen Gleise vom Kleiberg bis kurz vor dem Bahnhof friedlich auf ihrem Schotterbett, doch schon bald könnten Bagger dem ein Ende bereiten: Im städtischen Haushalt stehen Mittel bereit, um die stillgelegte Trasse zu kaufen und daraus einen Radweg zu machen.

Der würde an einer besonders pittoresken Stelle den Mühlengraben und im weiteren Siegfeld-, Hopfengarten- und Frankfurter Straße queren. Der Weg wäre die perfekte Ergänzung zum schon bestehenden Weg Richtung Lohmar.

Fußgänger nutzen bereits die Verkehrsachse, die größtenteils durch Wohngebiet führt und vom Siegwerk nicht mehr gebraucht wird.

„Spitze“ findet zumindest Norbert Stern aus Lohmar-Heide die Idee. Immer wieder hat der 75-Jährige in Siegburg zu tun und plant einen Spaziergang am Michaelsberg mit ein. „Für Fußgänger und Radfahrer wird viel zu wenig getan.“ Oberhalb des Siegwerks fiel ihm der radikale Kahlschlag am Hang ins Auge. „Schlimm“, sei der Anblick, „jetzt, wo alle Bäume weg sind, ist das ein Schandfleck“. Anderseits hat er Verständnis dafür, dass man entlang des künftigen Radwegs für Sicherheit sorgen müsse.

Trasse droht, zu vermüllen

Die Trasse wurde 2016 stillgelegt, weil das Siegwerk keinen Bedarf mehr für die Anlieferung von Rohstoffen per Bahn mehr sah. Bereits jetzt wird sie rege als Verkehrsachse genutzt. Hier läuft eine Frau im gelben Anorak über die Schwellen, dort führt ein Hundebesitzer seinen Terrier aus, ein paar Meter weiter trägt ein Mann einen Koffer die Gleise entlang.

Eine Anwohnerin der Strecke nimmt in den zarten Sonnenstrahlen des Frühlingstags die ersten Gartenarbeiten in Angriff – und ist vom Gedanken an einen Radweg hinter dem Haus nicht gerade begeistert. Bereits jetzt sei die Trasse ständig vermüllt: „Manche Leute lassen ganze Abfallsäcke da liegen.“

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Zerbrochene Flaschen, Imbiss-Pappschalen, Plastiktüten, ein verwaister Einkaufswagen und sogar Verpackung für Baby-Windeln sind nur ein paar Beispiele für den Abfall, den rücksichtslose Zeitgenossen hinterlassen. Vor ihrer Hecke zu den Gleisen hin räume sie ständig auf. Auch über Hundebesitzer, die die Hinterlassenschaften der Tiere nicht einsammeln, ärgert sie sich, wie auch über notorische Wildpinkler. Und zu alldem seien ungeliebte Nager ein Problem am Gleiskörper: „Auf der Terrasse einer Nachbarin tanzen die Ratten Samba.“ Sie fürchtet, dass sich die Zustände noch verschlimmern, wenn der Radweg kommt.

Den Kahlschlag am Michaelsberg findet Norbert Stern schlimm.

Konkrete Überlegungen zur Nutzung der alten Bahntrasse zwischen Kleiberg und Frankfurter Straße wurden jetzt auch im Umweltausschuss angestellt. So machten die Fraktionen von CDU und FDP Bedenken geltend, der Fahrradverkehr könne sich deutlich verstärken. Schon jetzt führe das Abstellen von Rädern an Wilhelmstraße/Europaplatz zu chaotischen Verhältnissen. Die Verwaltung solle ein Konzept für Garagen zu beiden Seiten des Bahnhofs prüfen, mit modernen und wenig Raum benötigenden Technologien.

Alte Schilder und Signale erinnern noch an den Bahnbetrieb, der 2016 eingestellt wurde.

Hans-Werner Müller (Die Grünen) betonte, seine Fraktion habe bereits im Dezember beantragt, Verhandlungen mit der Deutschen Bahn über den Erwerb der Trasse aufzunehmen. Bereits im September hatte eine Anfrage der Verwaltung beim Siegwerk ergeben, dass die alte Trasse, auf der früher der Personenzug „Luhmer Grietche“ und Güterzüge verkehrten, stillgelegt ist. CDU-Fraktionschef Jürgen Becker betonte, auf Antrag seiner und der FDP-Fraktion seien 200 000 Euro für den Grunderwerb in den Haushalt eingestellt worden.