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KommentarGrüner im Siegburger Stadtrat ohne Maske – Warum solche Verstöße nerven

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Das Textil heißt Mund-Nasen-Schutz. Der mittlere Teil des Wortes kommt in diesem Fall allerdings nicht zum Tragen.

Siegburg – Jeder hat das wohl schon einmal erlebt: Samstagmittag im Supermarkt, Kunden quetschen sich irgendwie aneinander vorbei, das Gedränge in der Corona-Pandemie nervt. Und mittendrin der Typ an der Käsetheke, der die Maske unterhalb der Nase hängen hat. Was ist mit ihm los? Nur verpeilt? Oder ein radikaler Maskengegner, der provozieren will? Manchmal hilft ein höflicher Hinweis. Nicht immer. Ähnlich die Situation in der vergangenen Sitzung des Siegburger Stadtrates.

Zu Beginn sitzt Hans-Werner Müller, Fraktionsgeschäftsführer der Grünen, ohne Maske im Gremium, es gilt Maskenpflicht, 2G wird im Foyer kontrolliert. Schließlich bittet Bürgermeister Stefan Rosemann alle Anwesenden darum, die Masken ordnungsgemäß anzulegen. Angesprochen kann sich in diesem Moment nur Müller fühlen, der langsam eine Maske herauskramt und anzieht.

Die Maske bleibt bei Hans-Werner Müller unter der Nase

Aber kurz darauf hängt das Textil unterhalb der Nasenlöcher und bleibt dort. Selbst Helmut Fleck von der Volksabstimmung, der vor 20 Jahren noch Seite an Seite mit Neonazis in der Stadt demonstrierte und heute gegen alles schwurbelt, was vor dem Virus schützt, sitzt mit Maske da. Noch vor Monaten war ihm der Zugang zu den Gremien verweigert worden, weil er sich gegen Hygieneregeln sträubte.

Müller teilt auf Anfrage mit, zum Essen, Trinken und bei Reden sei die Abnahme erlaubt. „Sollte die Maske danach nicht immer ordnungsgemäß gesessen haben, hat das nichts mit meiner Einstellung zur Maskenpflicht zu tun.“ Zudem teilen er und Fraktionschefin Astrid Thiel mit, die Fraktion halte sich an die Maskenpflicht. „Herr Müller wird auch weiterhin eine Maske in Sitzungen tragen, solange dies verlangt wird.“

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So weit, so gut, doch die Nachlässigkeit verwundert. Denn Infektionen waren an diesem Abend durchaus Thema: Bei SPD und Grünen fehlten coronabedingt je zwei Stadtverordnete. Jürgen Becker, Fraktionschef der CDU, erläuterte zu Beginn, drei seiner Fraktionsmitglieder würden fairerweise an kontroversen Abstimmungen nicht teilnehmen, zusätzlich zu Lars Nottelmann, der ohnehin fehlte.

Sich angesichts all dessen im wichtigsten Gremium der Stadt überhaupt erst auf Aufforderung die Maske anzuziehen, ist jedenfalls bemerkenswert gedankenlos und, hoffentlich ungewollt, Wasser auf die Mühlen von Querdenkern und Coronaleugnern. Die Pandemie wird man mit der Maske „auf halb Acht“ jedenfalls nie los.