AboAbonnieren

FerienprojektKinder füllen ihre eigene Stadt „Mini-Siegburg“ mit Leben

Lesezeit 3 Minuten
Gabriel (links) und sein Bruder Vito schmieren Brötchen für die Snackbar.

Gabriel (links) und sein Bruder Vito schmieren Brötchen für die Snackbar.

Seit 2018 gibt es die Kinder-Ferienaktion „Mini-Siegburg“. Die Kinder steuern dort ihre eigene kleine Stadt.

Louis Wolf ist wohl das, was man einen Kümmerer nennt. Zum Bürgermeister habe er sich wählen lassen, „weil es mir Spaß macht, den Kindern zu helfen, wenn sie Probleme haben“, sagt er. „Ich möchte nicht, dass sie mit Bauchschmerzen nach Hause gehen.“ Zum Beruf wolle er das aber nicht machen, versichert er, stattdessen eines Tages als Lehrer arbeiten. Bürgermeister zu sein ist nur eine von vielen Rollen, die der Elfjährige in der Kinderstadt „Mini-Siegburg“ einnehmen kann.

Jobs und Aufgaben suchen sich die Kinder selbst aus

„So erleben die Kinder, wie eine richtige Stadt funktioniert“, beschreiben die Ausrichter der Ferienaktion ihr Konzept. Neben Bürgermeister oder -meisterin gibt es einen Stadtrat und ein Grundgesetz. Die Kinder füllten „ihre eigene Stadt mit Leben“. Das erstrecke sich auch auf die Musikauswahl, merkte die evangelische Superintendentin Almut van Niekerk an. Laut schallte bei ihrem Besuch Karnevalsmusik über den Platz.

Im Arbeitsamt hängen die Jobkarten, jeden Morgen entscheiden sich die Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren für eine neue Aufgabe. Das Arbeitsamt selbst, Ordnungs- und Finanzamt, Bäckerei und Snackbar sind begehrte Arbeitgeber. Aber auch wenn die Karten alle ausgegeben sind, „dann kann man noch fragen“, erklärt Lorenz, der an diesem Vormittag hier arbeitet.

Generationen- und Ferienprojekt

Unter dem schützenden Vordach der Adolf-Kolping-Schule auf dem Brückberg sind Snackbar und Bäckerei angesiedelt, Gabriel und sein Bruder Vito schmieren hier Brötchen; auch für die Waffelkasse ist Gabriel mit zuständig. Drei Siegis, wie die Währung heißt, kostet eine Waffel mit Puderzucker. „Es gibt jeden Tag nur eine pro Person“, greift einer der Betreuer ins Geschäft ein. Dafür hat das Personal aber auch einen Lieferservice eingerichtet.

Zehn pädagogische Fachkräfte betreuen bei diesem Ferienprojekt der Stadt und des evangelischen Jugendwerks Sieg-Rhein/Bonn die Jungen und Mädchen; außerdem haben sich 43 ehrenamtliche Betreuer und Betreuerinnen gemeldet. „Die Jüngste war selbst Teilnehmerin und ist jetzt als Teamerin dabei“, erzählt Projektleiterin Jennifer Lübke, die das sichtlich freut.

Ohne „Lappen“ darf niemand fahren

Im Souvenirshop entstehen unterdessen Erinnerungsstücke für Besucher, Kratzbilder können erworben werden, „manchmal auch etwas aus der Töpferei“, sagt die Teamerin. Preiswert ist es allemal: Einen Siegi kostet zum Beispiel ein Bild. Ruhe herrscht im Krankenhaus der Mini-Stadt. „Die meisten kommen wegen des Erste-Hilfe-Scheins für den Führerschein“, ist hier zu erfahren. Denn ohne den „Lappen“ darf auch in der Kinderstadt niemand ein Fahrzeug steuern, bei Verstößen könnte es zumindest in dieser Woche drakonische Strafen geben.

„Wenn jemand mit dem Kettcar ohne Führerschein mit vollem Tempo brettert“, könne das 15 Siegis kosten, kündigte Bürgermeister Louis für seine einwöchige Amtszeit als Stadtchef an, möglicherweise hart durchzugreifen.