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Ostukrainerin lebt in Siegburg„Der Krieg dauert schon acht Jahre“

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Die Textildesignerin Anastasia Yablonsky hat Kontakt zu ihrer Mutter in Donezk.

Siegburg – Angst um Freunde und Verwandte, vor allem ihre Mutter, hat Anastasia Yablonsky, wenn sie in ihrer umkämpften Heimatstadt Donezk anruft. „Meine Mutter kann die Waffen schon an ihrem Klang unterscheiden, sie weiß, wer gerade schießt, und ob man sich besser im Keller verstecken sollte.“ Schlimm sei das, was derzeit in der Ukraine passiere. Aber: „Der Krieg dauert schon acht Jahre. Nur dass man das in Europa nicht so sehen wolle.“

Die Ingenieurin und Textildesignerin kam 1999 nach Deutschland und machte an der Modeschule Mönchengladbach 2003 ihren Abschluss. Heute betreibt sie an der Lindenstraße ihr Atelier „Fadenlauf“. In allen Größen wird maßgeschneidert, „solange der Stoff-Vorrat reicht“, heißt es auf ihrer Homepage. Ihr Fachwissen gibt die 45-Jährige mit Kursen weiter.

Anastasia Yablonsky sieht sich als Ostukrainerin

Sie selbst sieht sich, wie auch ihre im Gebiet Donezk geborene Mutter, als Ostukrainerin, sie gehöre zu einer der vielen russischsprachigen Familien, die es in die Industriestadt in der Steppe zog, zu den vielen Arbeitsplätzen in der metallverarbeitenden Industrie. Freunde habe sie so ziemlich in der ganzen ehemaligen Sowjetunion, in Kiew und Odessa ebenso wie in Sankt Petersburg, Moskau oder auch in Belarus.

Kundgebung in Niederkassel

Ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine wollen der Niederkasseler Bürgermeister Stephan Vehreschild, die Kirchengemeinden und die als Fraktionen im Rat vertretenen Parteien setzen. Für Sonntag, 27. Februar, laden sie zu einer Solidaritätskundgebung und zum Friedensgebet vor dem Rathaus ein, Beginn: 17 Uhr. Stadtweit werden dann für 15 Minuten die Kirchenglocken läuten. (pf)

Berichte aus Donezk ließen ihr in Siegburg keine Ruhe. Etwa, wenn ihr Bruder, der in der ukrainischen Armee Offizier war, die eigene Heimatstadt beschießen musste oder das Haus des anderen Bruders bei einem Luftangriff schwer beschädigt wurde, so dass er nach Sibirien zog. So etwas sei wohl „typisch für einen Bürgerkrieg“, ergänzt sie bitter. „Ich bin von Natur aus Pazifistin“, betont sie, von Revolutionen halte sie nichts, weder auf dem Kiewer Majdan noch durch die Separatisten.

Was wohl auch an ihrer Familiengeschichte liegt: Die Familie ihrer Großmutter sei von den Kommunisten nach der Oktoberrevolution vom Hof vertrieben worden, der dann zu einer Kolchose wurde. Den Demonstrierenden auf dem Majdan habe man in Europa falsche Versprechungen gemacht: „Ihr müsst nur die prorussische Regierung stürzen, dann kommt ihr in die EU, und alles ist wunderbar.“

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Doch um das Minsker Abkommen, mit dem auch der Status die Regionen Donezk und Luhansk geregelt werden sollte und das Putin kurz vor seinem Angriffskrieg kündigte, habe sich niemand mehr gekümmert. „Europa hat das vermasselt.“ Dabei sei es nicht einmal um einen Austritt aus der Ukraine gegangen, sondern um eine Sonderstatus in einer Föderation. „Mir kommt das alles sinnlos vor“, sagt sie. „Russland macht sich viele Feinde und verliert alte Freunde in Europa. Musste man das wirklich so weit treiben?“ Das Verhalten Putins habe alle überrascht.

Wenn sie die Geflüchteten mit ihren Kindern an der polnisch-ukrainischen Grenze sehe, kämen ihr als Mutter zweier Kinder die Tränen: „Hätte man nicht früher reagieren und das den Menschen ersparen können?“