Verkauf gestopptRussland-Sanktionen werden sich auf Geschäft von Siegwerk auswirken
Siegburg – So ziemlich jeder Konsument dürfte schon einmal mit einem Produkt aus dem Siegwerk in Berührung gekommen sein: Denn das Unternehmen ist nach eigenen Angaben „internationaler, marktführender Hersteller von Druckfarben und Lacken für Verpackungen aller Art sowie Zeitschriften und Kataloge“. Verkauf und Ausfuhr nach Russland hat das Unternehmen allerdings gestoppt. Das teilte das Unternehmen jetzt auf Anfrage der Redaktion mit.
Das Russlandgeschäft habe für das Unternehmen „durchaus Relevanz“, so Unternehmenssprecherin Bettina Horenburg. Siegwerk beliefere zahlreiche Hersteller lebenserhaltender Güter wie Lebensmittel, Getränke, Hygieneprodukte und Arzneimittel. „Sie alle benötigen Druckfarben, um wichtige Informationen wie Inhaltsstoffe, Allergene und Verfallsdaten kenntlich zu machen.“ Dennoch habe Siegwerk bereits Anfang März sämtliche Investitionsprojekte in Russland ausgesetzt.
Unter anderem in Moskau und Sankt Petersburg habe das Unternehmen 124 Beschäftigte, Entlassungen seien nicht vorgesehen. Der Vorstand berate sich regelmäßig und halte sich dabei „ausdrücklich an sämtliche gegen die russische Regierung verhängten internationalen Sanktionen“.
„Die Durchsetzung der aktuell geltenden Sanktionen im Unternehmenskontext ist äußerst komplex“, erläutert Horenburg, wobei Siegwerk aber sämtliche Entscheidungen der deutschen Regierung und der EU ausnahmslos mittrage. „Sicher ist, dass die Krise sich auf unser Geschäft auswirken wird“, konkrete Effekte seien aber derzeit noch nicht absehbar.
Der Vorstand bewerte die Situation kontinuierlich neu und behalte sich vor, die strategische Ausrichtung des Unternehmens an die jeweilige Situation anzupassen. „Auch auf ein mögliches Gas-Embargo oder andere Einschnitte in der Energiepolitik wird sich Siegwerk in diesem Kontext strategisch vorbereiten.“
Russland-Sanktionen
Reifenhäuser in Troisdorf
Das Troisdorfer Maschinenbauunternehmen Reifenhäuser hat seine Vertriebsaktivitäten in Russland und der Ukraine heruntergefahren, das teilt die Leiterin der globalen Firmenkommunaktion Claire Landmanns auf Anfrage mit. Kunden habe Reifenhäuser in beiden Ländern, verfüge dort aber über keine eigenen Produktionsstandorte.
Hinsichtlich der wirtschaftlichen Bedeutung für die Firmengruppe hätten weder die Ukraine noch Russland „für uns ein Alleinstellungsmerkmal, da wir weltweit ausgerichtet sind“. Lediglich in Moskau gebe es ein Vertriebsbüro. Den insgesamt zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Moskau, mit denen man eng und regelmäßig im Austausch stehe, gehe es „den Umständen entsprechend gut“. Der Anteil des Russlandgeschäfts am Gesamtumsatz liege bei drei Prozent.
Angesprochen auf steigende Energiepreise und eine mögliche Energiekrise antwortete Landsmann: „Wir gehen davon aus, dass sich die Produktionskosten über die gesamte Wertschöpfungskette erhöhen werden.“
Die Präsenz in der Ukraine sei dagegen sehr klein, mit vier Mitarbeitenden im etwa 200 Kilometer südöstlich von Kiew gelegenen Tscherkassy die in Räumen eines Kunden arbeiten. „Wir sind erleichtert, dass all unsere Mitarbeitenden derzeit in Sicherheit und unverletzt sind“, hebet die Sprecherin hervor.
Siegwerk werde alles „in unserer Macht Stehende tun, um unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ihre Familien und die ukrainische Bevölkerung zu schützen und zu unterstützen“.
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Weltweit hat Siegwerk 5000 Beschäftigte. Der Umsatz belief sich nach Unternehmensangaben 2021 auf 1,2 Milliarden Euro. Das Familienunternehmen wurde 1830 am Stammsitz Siegburg als Manufakturwarenhandlung gegründet und als „Kattunfabrik“ mit einer Druckerei für Stoffe weitergeführt. 2002 wurde die „Siegwerk Druckfarben GmbH & Co. KG“ zur „Siegwerk Druckfarben AG“, wobei alle Anteile im Besitz der Eigentümerfamilie blieben. 2006 wurde eine Produktionsstätte im russischen Sankt Petersburg eröffnet, eine Niederlassung gibt es zudem in Moskau.