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Schlangenfund in SiegburgSo unterscheidet man Kreuzotter und Barrenringelnatter

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann hält eine tote Schlange.

Die tote Schlange lag im Gras, die Siegburger Feuerwehr nahm sie mit.

Reptilienexperte der Biologischen Station des Kreises erläutert den Unterschied zwischen dem giftigen und dem ungiftigen Reptil.

„Alle Reptilien in Deutschland sind geschützt“, betont Biologe Klaus Weddeling. Er bedauert, dass am Freitag in Siegburg eine Barrenringelnatter den Besuch an einem Gartenzaun in einer Siedlung nicht überlebt hat. Als die von Anwohnern gerufene Feuerwehr eintraf, war das Tier bereits tot.

Zunächst war sie für eine Kreuzotter gehalten worden. Die beiden Schlangenarten unterscheiden sich aber durch ihre Zeichnung.

Barrenringhelnattern haben Streifen, Kreuzottern eine schwarze Musterung in Kreuzform

Die streng geschützten Barrenringelnattern haben ihren Namen wegen der auffälligen Barren-Musterung am Körper und sind erst seit 2017 als eigene Art ausgewiesen. Sie sind hell- bis dunkelgrau und können bis zu 160 Zentimeter lang werden.

Wie alle Ringelnattern sind auch die Barrenringelnattern völlig ungiftig. „Im Kreis sind vermutlich überwiegend die Barrenringelnattern zu finden“, sagt Weddeling. Auch Mischformen seien weit verbreitet. Die echte Ringelnatter, von den Wissenschaftlern Nominatform genannt, ist hier seltener.

Kreuzottern haben auf dem Rücken eine breite schwarze Zeichnung, die wie Kreuze aussieht. Sie werden bis zu 70 Zentimeter lang und können verschiedene Färbungen von Grau über Rotbraun bis Schwarz haben.

Reptilienexperte: Wer geschützte Tiere tötet, muss mit bis zu 50.000 Euro Bußgeld rechnen

Man könne nicht einfach Tiere töten, nur weil man sie nicht kenne, sagt Weddeling. Der Biologe arbeitet schon seit Jahren bei der Biologischen Station des Rhein-Sieg-Kreises und ist ausgewiesener Experte für Amphibien und Reptilien.

Zahlreiche Projekte im Kreis zum Schutz der Barrenringelnatter hat er schon erfolgreich begleitet. So wurden mit speziellen Gummimatten oder Brettern künstliche Verstecke ausgelegt, die gerne angenommen würden. „Wir freuen uns, dass diese Schlangenart langsam wieder öfter vorkommt“, so Klaus Weddeling.

Wie die Natter in Siegburg zu Tode kam, ist nicht bekannt. Wedeling warnt aber: „Wer geschützte Reptilien tötet, muss damit rechnen, dass er ein Bußgeld bezahlen muss.“ Bis zu 50.000 Euro können dies in NRW sein. Das gilt übrigens auch für das vorsätzliche Zerstören von Fortpflanzungs- oder Ruheplätzen von Reptilien.

Kreuzottern wurden im Rhein-Sieg-Kreis bislang nicht gesichtet

Aber: „Strafen allein nutzen nichts“, meint Weddeling. Die Menschen müssten verstehen, dass Tiere ein Teil der Natur seien und ihre Aufgabe haben. So jagen Ringelnattern zum Beispiel auch Mäuse. Ganz vorne auf ihrer Speisekarte stehen Frösche und Kröten. Da die Zahl dieser Amphibien wieder ansteige, kämen nun vermehrt Reptilien wie die Ringelnatter, weil ausreichend Nahrung vorhanden sei.

„Schlangen sind scheue Tiere. Sie fliehen, wenn sich ihnen Menschen nähern,“ so der Biologe. Zwischen Februar und April verlassen die meisten Ringelnattern ihre Winterquartiere. Dort haben sie als wechselwarme Tiere in Kältestarre auf den warmen Frühling gewartet. Im Mai ist Paarungszeit. Die Weibchen legen ihre Eier am liebsten dort ab, wo durch Verrottung organischer Materialien Wärme entsteht. Das können Mist- oder Komposthaufen oder auch vermodernde Baumstümpfe sein.

Die giftigen Kreuzottern wurden im Rhein-Sieg-Kreis übrigens bislang nicht gesichtet. Deren Biss ist in der Regel nicht lebensgefährlich. Grundsätzlich gilt: Bei einer Sichtung einfach ruhig bleiben und sich langsam entfernen. „Dann passiert eigentlich nichts“, so Weddeling.