Lieber Brummbär oder Biene Maja, Putzteufel oder Papst? Hunderte Kostüme, alle Second Hand, bot die Siegburger Ehrengarde für den guten Zweck an.
Für den guten ZweckEhrengardisten läuten mit dem Siegburger Karnevalsbasar die Session ein
Der Startschuss für die Session fällt auf dem Stallberg stets schon vor dem Elften im Elften: Hier hängen Kostüme für die fünfte Jahreszeit dicht an dicht und auf zwei Etagen, dort türmen sich Hüte, Perücken und andere quietschbunte Accessoires. Alles Second Hand - und alles für den guten Zweck. Zum 17. Mal hat sich die Siegburger Ehrengarde ins Zeug gelegt für bedürftige Senioren in der Region.
Konrad Wietelmann setzt einen Federbusch auf, schüttelt in seiner linken Hand eine spanische Rassel, lässt in der rechten eine Narrenschelle klingeln und zaubert den Besuchern ein Lächeln auf die Lippen. Auch Verkaufen macht Laune, das zeigt der Ehrengardist, der mit den anderen Vereinskarnevalisten den Basar auf die Beine gestellt hat.
Ehrenamtler verwandelten den Saal in Siegburg-Stallberg zwei Tage lang in eine jecke Fundgrube
Große Auswahl, gute Preise: Das spricht sich herum. Rund 25 Leute, Frauen, Männer, Kinder, warten schon vor dem Start um 11 Uhr vor der Tür. Für einige ist es die Premiere, sie haben die Ankündigung in unserer Zeitung gelesen.
Farid Wagner, Vorsitzender der Schwarz-Gelben, stimmt die Kunden ein: „Es ist ein Basar, es darf gehandelt werden, aber möglichst nach oben, runden Sie ruhig auf“, witzelt er. Denn jeder Cent, betont Wagner, fließe schließlich an eine Aktion für hilfsbedürftige Senioren in der Region.
Das motiviere sein Team, das die Kostümspenden bei den Bürger auf Wunsch auch abholt, das die Klamotten sortiert und, wenn nötig, aufhübscht. „Hier standen am Donnerstag fünf Bügelbretter und dampften fünf Bügeleisen“, erzählt der Vereinsvorsitzende. Ein glattes, duftiges Kleidchen verkaufe sich halt besser als ein knüddeliges aus der Kellerkiste.
In vielen Stunden Vorbereitung verwandelt sich der Saal in eine jecke Fundgrube und das Foyer in eine Kaffeestube, in der es nach frischen Waffeln duftet. Auf Farid Wagner wartet noch ein Ordnungsdienst: Alexandra und Frank Stock haben ihm eine Kisten voller Orden überreicht, 50, 60 sind es, über die Jahre gesammelt. Die Narren der Kreisstadt halten zusammen, Stocks gehören zu den Blau-Weißen: „Wir sind alter Funken-Adel.“
Tausende Orden liegen auf den Tischen, nach Orten, Motiven und Vereinen sortiert. Besondere Sammlerstücke seien die von der Ehrengarde selbst, verrät der Vorsitzende: „Die zeigen historische Siegburger Gebäude, die es längst nicht mehr gibt.“ So mancher habe hier schon sein Geburtshaus entdeckt oder seine Stammkneipe. Anderen, die seltene Motive suchten, konnte auch geholfen werden, wie dem Sammler von Elefanten. „Den Kölner Dom gibt es aber weitaus häufiger.“
Zwischen den Kleiderständern, sechs neue stammen aus dem Kaufhof-Inventar, unter den Stahlseilen, an den Tischen herrscht allüberall ausgelassene Stimmung, aus Lautsprechern schallt Karnevalsmusik, die Kasse klingelt, ein Pärchen freut sich über zweimal Biene Maja-Plüsch samt Accessoires zum Schnäppchenpreis von 30 Euro. Daneben lachen zwei Frauen ausgelassen: Martina Müller probiert eine Federboa in Violett, ihre Schwester Gerdemie Stiefel hat sich in einen grünhaarigen Vamp verwandelt.
Siegburgs Bürgermeister suchte auch nach einem närrischen Outfit
So weit würde Siegburgs Bürgermeister Stefan Rosemann nicht gehen, der mit seiner Gattin durch die Gänge streift. So richtig jeck sei er nicht, räumt er ein, aber bunte Socken oder eine lustige Weste, damit könne er sich anfreunden. Denn blicken lassen muss er sich bei den Zügen und den Sitzungen, das verlangt das Wahlvolk, auch wenn die Obrigkeit in der fünften Jahreszeit nix ze kamelle hat.
Rekordsumme 2222,22 Euro
In den vergangenen 16 Jahren konnte die Ehrengarde rund 16.000 Euro Spenden überweisen, pro Jahre im Schnitt 1000 Euro. Der Zuspruch und damit auch die Einnahmen seien stetig gewachsen, sagte Farid Wagner. Allein 2023 kam die Rekordsumme von 2222,22 Euro zusammen.