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Siegburger StadtmuseumKeramikabteilung wurde umfassend neu gestaltet

Lesezeit 3 Minuten

Ein Blick durch das Brennofen-Modell führt die Besucher in die aktualisierte Keramikausstellung.

Siegburg – Es ging „um den guten Ton“ am Sonntagvormittag im Siegburger Stadtmuseum. Vizebürgermeisterin Susanne Haase-Mühlbauer brachte bei der Begrüßung mit ihrer Metapher auf den Punkt, was Kuratorin Marion Roehmer später in einem fesselnden Vortrag bebilderte. Die Stadt hatte eingeladen zur Eröffnung der Neugestaltung der Museumsabteilung Keramik, die nach 30 Jahren ihres Bestehens (siehe Kasten) ein neues Gesicht erhalten hatte.

In der ersten Etage erzählen nun im angenehmen Licht und eleganten Ambiente die Modelle eines Rundbrennofens und eines Töpferrades, das in Siegburg der Töpferscheibe vorgezogen wurde, sowie unzählige weitere Exponate die Geschichte des einst gefragten und heute in Sammlerkreisen begehrten Siegburger Steinzeugs. Das bahnte sich in seiner 950-jährigen Geschichte als Massenprodukt den Weg „in die ganze Welt“, so Haase-Mühlbauer, und avancierte schon damals zum „Prestigeobjekt“. Sie stellte zudem die „besondere Liebesbeziehung“ der Stadt zu ihrer Keramik heraus: „Jeder alte Siegburger hatte ein paar Scherben im Regal. Das waren Trophäen, so etwas wie Berührungsreliquien.“

Grün als Farbe des Reichtums

„Die Farbe Grün und hochwertiges Steinzeug spielen in der gleichen Liga“ begründete Kuratorin Roehmer die Entscheidung, die Wände des zentralen Ausstellungsraums grün zu halten. Die Farbe galt in der Zeit, als das „Steinzeug von Weltruf“ im Mittelalter seinen Siegeszug antrat, als „Farbe des Reichtums“. So fand sie sich auf vielen weltlichen und geistlichen Gemälden alter Meister, welche Roehmer in ihrem Vortrag zeigte. Und immer dabei: Filigran gemalte Siegburger Schankkrüge, Trinkbecher oder üppig gestaltete Schnellen.

Deren Herstellung gehörte ein breiter Teil ihrer Präsentation, in der sie mit historischen Fotos in Töpferwerkstätten entführte, wo Männer der gar nicht so sauberen Arbeit nachkamen. Wie sich das „schmutzige Handwerk“ im Herstellungsprozess verwandelt, findet die promovierte Archäologin „faszinierend“, die laut Museumschefin Gundula Caspary die Expertin der rheinischen Keramik ist: „Aus schmutziger Erde entsteht ein künstliches Werk aus natürlichem Material.“

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Sein nahezu fehlender Eisenoxydanteil und die seit dem Tertiär starke Verwitterung des hiesigen Tons habe die plastische Ausformung und den fast weißen Brand erst ermöglicht, erzählte die Kuratorin.

Als Grund für den florierenden Handel im 12. und 13. Jahrhundert nannte Roehmer die „Symbiose zwischen Siegburger Töpfern und Kölner Kaufleuten“. Die forcierte vor allem Landesherr Graf von Berg, der gute Beziehungen zu den Erzbischöfen hatte und sogar Zollfreiheit für die Tonprodukte gewährte.

So fand die Keramik mit den Trinkbechern und Schankkrügen „als Rückgrat“ von der Sieg auf den Routen der einst wichtigen Hansestadt nach Norddeutschland, ins Baltikum, den Nordseeraum und bis nach Island. Die neugestaltete Abteilung zeige „die Schokoladenseite“ der Siegburger Keramik und sei deshalb eine lebendige Ausstellung.

Sogenannte Hands-on-Stationen sollen folgen

Wie Haase-Mühlbauer erklärte, bildet die Eröffnung den Abschluss der „Phase der analogen Gestaltung“. Diese sei „unter modernen Gesichtspunkten der Präsentation und unter neuesten Aspekten der Forschung“ arrangiert worden. In einer zweiten Phase wird die Ausstellung um Medien - und sogenannte Hands-on-Stationen ergänzt, bei denen Besucher mit Exponaten auf Tuchfühlung gehen können.

Viel Lob für die Ausstellung gab es von Guido Kohlenbach, Fachbereichsleiter Kulturarbeit im Landschaftsverband Rheinland (LVR). Die Siegburger Keramik dürfe nicht in Vergessenheit geraten, sie müsse „als kulturelles Erbe des Rheinlands erhalten und vermittelt werden“.