PlastikfreiSiegburger Markthändler wollen mit wenig Kunststoff auskommen
- Einkaufen ohne Plastiktüten und Kunststoffverpackungen, geht das?
- Ein Test auf dem Siegburger Markt.
Siegburg – Umweltfreundlich einkaufen, das soll man auf dem Markt. Die Händler hatten sich erst vor wenigen Tagen der Nachhaltigkeitskampagne „Meine Stadt. Unsere Welt“ angeschlossen und dafür geworben, Papiertaschen statt Plastiktüten zu nutzen. Aber wie funktioniert das in der Praxis? Mit Dosen und Stoffbeuteln, die ich von zu Hause mitgebracht habe, mache ich den Test.
Käse
„Solange die Dosen sauber und ordentlich sind, lege ich Ihnen den Käse gerne da rein!“ Händler Guido Neuhaus, seit 25 Jahren mit seinem Wagen auf dem Siegburger Markt, schneidet ein dickes Stück duftenden Wildblumenkäse ab und lässt ihn in meine mitgebrachte Schale gleiten. Nicht einmal eine Papierverpackung braucht’s, auch nicht für den Weichkäse, der in eine Extradose kommt.
Gut finde er das, sagt er, immer mehr Kunden brächten ihre eigenen Verpackungen mit. Mit meinem frisch gespülten Honigglas für den Joghurt, den er auch anbietet, lässt er mich aber abblitzen. „Das müsste ich mit hinter die Theke nehmen, um es zu wiegen – und das ist nicht erlaubt.“ Schade findet der 59-Jährige das, aber die Vorgaben der Lebensmittelkontrolle sind streng. Und so bleibt’s bei Plastikschälchen für Frischkäse und Co.
Fisch
Wenn es bei feuchtem Käse schon schwierig ist, ihn umweltfreundlich zu verpacken, was ist dann mit Fisch? Glitschig, flitschig und nicht unbedingt geruchsneutral – geht das überhaupt ohne neue Plastiktüte? Olaf Füllgrabe lacht und piekst der glitzernden Forelle, die da frisch auf Eis in seiner Kühltheke liegt, seine Gabel hinter die Kiemen.
So reicht er sie über den Tresen. „Das ist das hygienischste überhaupt!“ Er wundert sich nicht, dass ich mit meiner mitgebrachten Plastikdose einkaufe. Viele Kunden machten das, erzählt der 50-Jährige, viele brächten auch eigene Plastiktüten mit, die sie mehrfach verwendeten. Da lege er dann den in Pergafinoersatz-Papier gewickelten Fisch hinein. Ganz auf Plastik verzichten könne er zwar nicht. „Aber vor 20 Jahren, als ich hier mit meinem Stand anfing, war das noch viel, viel mehr. Da wollten die Kunden noch eine Lage Plastik drum und dann am besten noch eine!“
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Eier
Sechs tagesfrische Eier setzt Andrea Söntgerath in meinen mitgebrachten Eierkarton, in der langen Schlange vor ihrem Wagen haben auch viele andere Kunden die Eierverpackungen dabei. Prima findet die 53-Jährige das und würde sich wünschen, dass seitens der Behörden noch viel mehr möglich sei.
Denn die Kunden würden die Kartons gerne auch einfach nur abgeben, damit sie sie weiterverwenden könne, „aber das ist nicht erlaubt, wir dürfen sie nicht zurücknehmen“. Ein paar Plastiktüten hängen bei ihr noch im Wagen: „Unsere Restbestände, die benutzen wir noch. Die können wir doch nicht wegwerfen.“ Anderthalb bis zwei Monate werde es dauern, bis sie komplett auf Papiertüten umgestellt habe, zumal es Engpässe bei der Bestellung gab: „Es gibt lange Lieferzeiten für Tüten aus Papier.“
Gemüse und Obst
Papiertüten gab’s bei Fadime Sezer am Stand schon immer. „Aber fünf Kilo Kartoffeln – keine Spitztüte aus Papier hält das!“ Bei Regen könne sie im Augenblick kaum auf die Plastiktüte verzichten, für die sie aber zehn Cent nimmt. Stärke Papiertaschen hat sie bestellt, auch eigene Netze will sie in Zukunft anbieten. „Wir fragen die Kunden aber auch immer, ob sie nicht eine eigene Tasche dabeihaben.“ Habe ich. Äpfel und Orangen rein, so ist es am praktischsten, findet auch Fadime Sezer.
Die 46-Jährige zeigt hinter sich: Ein großes Netz für Verpackungen aus Kunststoff, eine Tonne für die Grünabfälle, ein Sack für Papiermüll. „Alles wird hier am Stand getrennt.“ Auch zu Hause sei sie akribisch bei der Abfalltrennung, erzählt sie, „aber ich möchte auch, dass der Müll gewissenhaft entsorgt wird“.