300 Stammgäste verabschiedeten Enzo und Mirella Christalli. Unter Tränen schlossen sie ihr Siegburger Restaurant Borsalino.
300 Gäste zum AusstandRestaurant Borsalino in Siegburg schließt nach 43 Jahren
Exakt 43 Jahre, zwei Monate und 15 Tage hat er Pasta und Pizza gezaubert, die Stadtgesellschaft, egal ob schwarz, rot, grün oder gelb war zu Gast in dem gemütlichen Lokal. Jetzt ist Schluss im Ristorante Borsalino. Inhaber Vincenzo „Enzo“ Christalli (68) und seine Frau Mirella (69) haben ihr italienisches Restaurant am Verbindungsweg (nur durch einen Vorplatz von der Kaiserstraße getrennt) geschlossen.
Zusammen mit ihren Stammkunden feierten sie an ihrem letzten Tag ihren Ausstand. Die Räume im Inneren und das kleine Plätzchen vor dem Restaurant reichten kaum aus, alle Gäste aufzunehmen. Also wurde es nochmal richtig kuschelig. Enzo lief geschmückt mit einer Schärpe mit dem Schriftzug „Don Vincenzo“ mal hierhin und dorthin, herzte Freundinnen und Freunde und steckte sich immer wieder eine dicke Zigarre zwischen die Lippen.
Auch Siegburgs Bürgermeister Stefan Rosemann feierte mit Enzo
Zum Abschied gerieten er, seine Mirella und ihre Helfer noch einmal so richtig ins Schwitzen, kredenzten Bier, Sekt, Wein, Pizza und Pasta am laufenden Band. An die 300 Menschen erlebten den letzten Tag ein wenig wehmütig mit und wünschten alles Gute für den Ruhestand: „Ihr wart eine Bereicherung für Siegburg, und Euer Lokal wie ein Wohnzimmer bei Freunden!“
Eine Legende geht, da waren sich Bürgermeister Stefan Rosemann und sein Vorgänger Franz Huhn, einig, die den Abschied mit feierten. Der schnauzbärtige Padrone war stets der klassische Gastgeber, der sich um seine Gäste liebevoll kümmerte. „Das war eine harte, aber auch wunderschöne Zeit“, meinte Christalli, der von seinen Gästen nur mit seinem Vornamen gerufen wurde und im Borsalino für seine fürsorgliche Nachfrage „hat gut geschmeckete?“ bekannt war.
Diese Worte prangen auch unter einem Foto neben dem Eingang, das das Paar in inniger Umarmung zeigt. Handys und Fotoapparate wurden gezückt, als sich das Paar noch einmal auf der Treppe für alle zeigte und dem Ruf „Ein Kuss, ein Kuss“ bereitwillig Folge leistete.
Siegburger Wirt lernte seine Frau im Restaurant kennen, sie war Gast
Dort lernte er auch seine Frau Mirella kennen, die zunächst als Gast ins Restaurant kam und dann fleißig mitarbeitete. Später wurde geheiratet, ihr Sonn ist heute 35 Jahre alt und lebt in Bonn. Ins Borsalino kamen überwiegend Stammgäste. „Siegburg ist eine wunderschöne Stadt“, sagt Enzo und will dort auch wohnen bleiben.
Christalli stammt aus dem kleinen Ort Poggio Imperiale in Apulien, kam 1971 nach Deutschland und arbeitete zunächst in einem Bonner Restaurant als Kellner, bevor er 1977 nach Siegburg ins italienische Restaurant Capanina an der Kaiserstraße wechselte. Vier Jahre später machte er sich selbstständig und eröffnete das Borsalino am Verbindungsweg.
Allerdings hat er vor, sich auch noch mal in Bonn aufzuhalten. Er möchte dort an der Uni als Gaststudent Politik und Geschichte studieren. Außerdem freut er sich auf Fahrradfahren, Schwimmen und Saunen. Seit vielen Jahrzehnten ist er Fußballfan und sieht jedes Spiel der italienischen Fußballnationalmannschaft.
Zu ihrem Ausstand hatten Enzo und Mirella übrigens um Spenden für die Siegburger Dr. Ehmann-Kinderhäuser gebeten und eine große Spendenbox auf die Biertheke gestellt.