Der Wahnbachtalsperrenverband bietet Feuerwehren, Wasserwacht und Technischem Hilfswerk die Chance, Personal und Material zu testen.
SiegburgRetter testen neues Schutzboot bei Großübung auf der Wahnbachtalsperre
Idealbedingungen herrschten am Wochenende, für Wanderer und Radler genau so wie für Taucher, Strömungsretter und Bootsfahrer der Feuerwehr. Wer über die Krone des Staudamms der Wahnbachtalsperre lief oder fuhr, traf plötzlich auf zahlreiche Einsatzfahrzeuge, übers Wasser zogen Boote ihre Bahn, sprangen neoprenbekleidete Schwimmer in die knapp 20 Grad warmen Fluten.
Zwei Mal im Jahr ermöglicht der Wahnbachtalsperrenverband (WTV), den Organisationen und Behörden mit besonderen Sicherheitsaufgaben, in, an und auf seinem Gewässer zu üben. Feuerwehren, Technisches Hilfswerk und die Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes nehmen diese Gelegenheit gerne wahr, unterschiedliche Szenarien zu proben und sowohl ihr Material wie ihr Personal auf den möglichen Ernstfall vorzubereiten.
Neunkirchen-Seelscheid: Echte Einsätze hat es an der Wahnbachtalsperre mehrere gegeben
„Da kann alles Mögliche geübt werden, Personenrettung zum Beispiel“, sagte Michael Steeger, Fachkraft für Arbeitssicherheit beim WTV und selbst Feuerwehrmann. Das ist gar nicht weit hergeholt, echte Einsätze gab es schon mehrfach an der Talsperre. So musste eine gestürzte Person unterhalb der Pinner Panoramaplattform wegen des unwegsamen Geländes über den Wasserweg gerettet werden.
„Es ist eine Win-win-Situation“, erklärt Steeger, „so wissen sie, was geht und was nicht, lernen das Gewässer kennen.“ Immerhin ist die Wahnbachtalsperre das Trinkwasserreservoir für rund 800.000 Menschen, ein verantwortlicher Umgang sei zwingend notwendig.
Hochwasserschutzboot: Einsetzen ins Wasser der Wahnbachtalsperre gestaltete sich schwierig
Ein großer Tag war es für die Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes Rhein-Sieg, Teil der Wasserrettung Rhein-Sieg. Sie brachte ihr Hochwasserschutzboot „Dana“ aufs Wasser. Leiter Martin Schröder klemmte sich selbst hinter das Steuer für eine Tour Richtung Neunkirchen-Seelscheid und zum Damm. Dabei war es gar nicht so einfach, sie vom Trailer zu lassen.
Die Slip-Anlage neben dem Anleger für die WTV-Schiffe nämlich war versperrt durch große Pontons, die eigentlich vorher schon abgeholt worden sein sollten. Die kleineren Schlauch- und Mehrzweckboote, vor allem der Feuerwehr, schafften den Zugang auch so. Aber die Dana ist schlichtweg zu groß, kann sie doch eine Tonne Gewicht zuladen, neben sechs Frau oder Mann Besatzung.
Also musste Schröder mit seinen Leuten nach Neunkirchen-Seelscheid-Wolperath ausweichen, wo es einen weiteren Zugang für Fahrzeuge mit Anhänger gibt. Von dort aus nahmen sie den Übungsbetrieb auf. Die Zwecke waren vielschichtig. Wir wollen die Bootsbesatzungen und die Wasserretter trainieren lassen. Außerdem wollen wir testen, Lasten aufzunehmen. Doch nicht nur die eigenen Taucher konnten über die Rampe abspringen.
Luca Benelli und Henning Züge, zwei Bergungstaucher des Technischen Hilfswerks, Ortsverband Bonn-Beuel, kamen mit an Bord, brachten Hebesäcke mit. Gut 40 Minuten blieben sie unter Wasser, suchten den Grund entlang der versunkenen Brücke der Derenbachtalsperre ab. Taucheinsatzführerin Katharina Wolff und ihr Wasserwacht-Kollege Bernd Schreiber holten sie über die absenkbare Rampe am Bug wieder rein, mit ihren schweren Geräten und Anzügen.
„Die organisationsübergreifende Zusammenarbeit ist wichtig“, betonte Schröder, „wir wollen mit diesen Übungen den Zusammenhalt fördern.“ Deshalb gab es eine ausgiebige Mittagspause mit frischer Verpflegung. Für uns ging es auch darum, ein neues Gewässer kennen zu lernen. Eigentlich ist das mit einem 200 PS-Motor ausgerüstete Gefährt ein Hochwasserschutzboot.
Die Wasserwacht hat es für 80.000 Euro angeschafft, finanziert ausschließlich aus Spenden. Hauptsponsor ist Andreas Schmitt, seine Tochter heißt Dana und ist Namensgeberin. Er hatte sich für eine Ausfahrt angemeldet. Das Einsatzfahrzeug hat gerade mal 40 Zentimeter Tiefgang, ist nachtfahrttauglich und hat neben einem GPS-Plotter ein Sonargerät eingebaut, mit dem es den Grund in unterschiedlichen Ansichten darstellen kann.
Neben Schröders Leuten und dem THW probten noch mehrere Feuerwehren den Ernstfall. Die Lohmarer Freiwilligen aus Wahlscheid testeten ihre Boote ebenso wie die Windecker aus Dattenfeld. und beteiligten sich an der Personenrettung. Die Siegburger setzten ihre Strömungsretter sowie ihre Schlauchboote ein. Die Zusammenarbeit zwischen den Organisationen verlief reibungslos und professionell.
Die Sankt Augustiner hatten ihre Drohne mitgebracht und flogen die Ufer ab. So konnten sie die ausgesetzten Puppen relativ schnell lokalisieren und die zahlreichen Boote koordinieren, die die simulierte Rettung vornahmen. Gut 17 Minuten trieb ein „Opfer“ inmitten der großen Wasserfläche zwischen Pinn und Damm, bis die ersten Retter es erreichten - gut, dass die Sonne schien.