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Bildungscampus NeuenhofSchulen wurden bei Planung für Mensa und Theaterschatz übergangen

Lesezeit 5 Minuten
Schulzentrum Neuenhof, Mensagebäude

An der Frage, ob und wie eine neue Mensa und der Theaterschatz in das alte Mensagebäude passen, scheiden sich die Geister.

Die Leitungen von Gesamt- und Realschule wurden von der Streichung einer separaten Mensa überrascht und sehen die Pläne kritisch. 

Bis in Sachen Bildungscampus (BCN) und der Zukunft von Studiobühne und Theaterschatz das letzte Wort gesprochen wird, dürfte es noch eine Weile dauern: Denn über das Wo und Wie streiten sich in Verwaltung und Politik die Geister. Jochen Schütz, Leiter der Gesamtschule am Michaelsberg, jedenfalls hält von den Plänen für eine Nutzung unter einem Dach nicht viel: „Wir bedauern zutiefst, dass es den separaten Mensa-Bau nicht geben wird“, sagt er auf Anfrage der Redaktion, er rechne mit Konflikten bei der Nutzung.

Ein Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung zur Ratssitzung am 5. Dezember vergangenen Jahres hatte vorgesehen, „auf den separaten Bau des Campus Restaurant zu verzichten und dies stattdessen in den Gebäudeteil T zu integrieren“. „T“ steht dabei für Theaterschatz. Die Ratsmitglieder folgten der Vorlage einstimmig – und liegen jetzt über die Details der gemeinsamen Nutzung im Clinch.

„Die Studiobühne hat ein legitimes Interesse, dass ihre Abläufe funktionieren, und Schüler führen einfach zu Störungen“, so Schütz weiter. Zu kurz gedacht ist seiner Darstellung nach das Argument der Kooperation von CDU und Grünen, die Nachfrage nach Schulessen sei zu niedrig, um für eine einzeln stehende Mensa zusätzlich 3,6 Millionen Euro zu investieren. Denn die bestehende Mensa sei auch als Aufenthaltsraum für die Oberstufenschüler wichtig.

Erst aus der Zeitung von Streichungsplänen erfahren

Schütz moniert, er habe über die Entscheidung, auf eine separate Mensa zu verzichten, erst aus der Zeitung erfahren, sei weder von Stadtverwaltung noch Politik vorab informiert worden. Er sieht auch das Konzept für den Bildungscampus „stark beeinträchtigt“; der gesellschaftliche Aspekt des 120 Millionen Euro-Projekts werde beschnitten.          

Auch Iris Gust, Leiterin der Alexander-von-Humboldt-Realschule, wurde vorab nicht einbezogen. Zwar sei man ständig mit der Projektleitung zu Bau- und Sanierungsmaßnahmen für Schule und Verwaltung im Gespräch, nicht aber zu Mensa/Theaterschatz. Das letzte Gespräch zu der Frage, wie der BCN aussehen könnte, habe 2018 mit dem Theaterschatz stattgefunden. Auch die SV habe daran teilgenommen. „Wir gehen auf unserem Bildungscampus ins Theater“, der Gedanke sei den Schülerinnen und Schülern besonders wichtig gewesen.

In den kommenden Tagen ist damit zu rechnen, dass sich eine neue Runde aus Gesamtschule, Realschule, Stadtverwaltung und Theaterschatz noch einmal mit der Planung beschäftigen wird.

Den Weg zum Discounter gar nicht erst schmackhaft zu machen

Gust betont ebenfalls, es gehe nicht einfach um eine Mensa, sondern um einen Aufenthaltsort mit der Möglichkeit, sich zurückziehen zu können. Wichtig sei es, in der Mensa gesundes und frisches Essen anzubieten, um den Weg zum Discounter gar nicht erst schmackhaft zu machen. 

Wie berichtet, ist ein Streit darüber entbrannt, wie viel Platz die Mensa und wie viel das Theater im bestehenden Mensagebäude bekommen sollen. „Seit einigen Monaten sehen wir uns mit immer neuen Forderungen des Theaterschatzes, die von der Kooperation komplett übernommen wurden, konfrontiert, die eine optimale Nutzung insbesondere der Mensa für die Schüler gefährdet“, schreibt SPD-Fraktionschef Michael Keller mit Bezug auf CDU und Grüne, die im Bau- und Sanierungsausschuss eine Anpassung der bestehenden Planung gefordert hatten.

SPD sieht schulische Nutzung an erster Stelle

„Für die SPD-Fraktion stand und steht fest, dass die schulische Nutzung an erster Stelle steht und alle komplementären Nutzungen, so willkommen sie auch sein mögen, sich immer daran zu orientieren haben“, so Keller weiter. Die Mensa als zentraler Ort für die Pausen müsse so gut wie möglich gebaut werden und dürfe hinter anderen Interessen nicht zurückstehen. Die Stadt dürfe sich nicht dem Vorwurf einer Bevorzugung des Theaterschatzes und „eventuell sogar verbotenen Subventionierung aussetzen“.

„Die Kooperation hält die Unterbringung von Mensa und Theaterschatz in nur einem Gebäude für realistisch“, schreiben CDU und Grüne in einer Mitteilung. Zudem:  „Das seit 2021 angedachte separate Gebäude für Mensa und Restaurant bot mehr Platz, war jedoch kostenmäßig nicht realisierbar.“

Allerdings gebe es kein schlüssiges Betreiberkonzept für den Restaurant- und Mensabetrieb. Die Abgabe von Schulessen liege seit Jahren bei lediglich 45 bis 60 Mahlzeiten und damit „weit unter den Erwartungen der Schulverantwortlichen“. Damit seien „ungedeckte hohe, laufende und rein konsumtive Kosten des Betriebes eine Belastung für die städtischen Haushalte der Zukunft“. 

CDU und Grüne vermissen klare Zielsetzungen durch den Bürgermeister

Die Vorwürfe der SPD weist die Kooperation zurück. Die Arbeit des Theaterschatzes sei ein wesentlicher Bestandteil des schulpädagogischen Konzeptes der Gesamtschule und damit unmittelbarer Teil des Schulbetriebes. „Die Qualität des Angebotes des Theaterschatzes wird auch von den äußeren Rahmenbedingungen wie zum Beispiele der Ausstattung der Spielstätte und der räumlichen Probenmöglichkeiten bestimmt. Die will die Kooperation so gut wie möglich gestaltet sehen.“

Eine Gruppe von jubelnden Schauspielern hinter einem roten Sofa.

Der Theaterschatz mit Studiobühne, Schauspielschule und Studiobühne stellte 2022 seine Ideen für den Bildungscampus vor.

Seit Monaten versuche man vergeblich, vom Bürgermeister klare Zielsetzungen für den Bildungscampus und seine Akteure zu bekommen. „So liegt insbesondere die Integration des Theaterschatzes in die Schulabläufe einerseits und sein Platz als autonomer Bildungs- und Veranstaltungsanbieter andererseits noch im Ungefähren.“ Immerhin habe man erreicht, dass Schule und Theaterschatz wieder an den Verhandlungstisch bei der Stadtverwaltung geholt werden.

Von „Klientelpolitik auf dem Rücken der Schülerinnen und Schüler“ spricht gar die FDP-Fraktion: „Es fehlt eine solide Entscheidungsgrundlage, insbesondere für den Theaterschatz am Bildungscampus Neuenhof.“ Es könne nicht sein, dass die Stadt ohne klares Betriebskonzept einen zweistelligen Millionenbetrag investiere. „Meine Fraktion fordert eine transparente und wirtschaftlich solide Planung statt teurer Experimente auf Kosten der Steuerzahler“, so der Fraktionsvorsitzende Tristan Roggendorf.