Siegburger Seenotretter„Wünsche deinen Töchtern das Gleiche wie in Frankfurt"
- Die Seenotrettung von Flüchtlingen und Migranten wird hierzulande diskutiert.
- Größtenteils geht es dabei zivil, aber immer wieder auch hitzig und beleidigend zur Sache.
- Ein Beispiel aus Siegburg.
Siegburg – Wer Unterschriften sammelt für die Seenotrettung von Flüchtlingen, der wird nicht von jedem mit Beifall bedacht. Das war Bastian Reichardt und seinen Mitstreitern der Seebrücke Rhein-Sieg klar. Doch die Reaktionen einiger Menschen auf dem Siegburger Markt fand der 33-jährige Universitätsdozent doch erschreckend.
„Ich wünsche dir, dass mit deinen Töchtern dasselbe passiert, was in Frankfurt passiert ist“, habe eine Frau zu ihm gesagt. „Damit du mal aufwachst.“ Sie habe ihn wohl erkannt nach einem Bericht in der örtlichen Zeitung. Er und die anderen Aktiven seien auch als „Schlepperbande“ tituliert worden. Ein Mann habe geschrien: „Ich schick’ euch 20 Flüchtlinge nach Hause, und dann sollt ihr euch mal kümmern. Gestern hat ein Neger einen Deutschen mit dem Messer abgeschlachtet, und ihr macht da auch noch Werbung für. Ihr seid krank.“
Die Gruppe, kürzlich im Kreis gegründet als Teil der seit Mitte 2018 europaweit agierenden Bewegung Seebrücke, setze dennoch auf den Dialog, wolle unter dem Motto „Schafft sichere Häfen!“ über Fluchtursachen, Migration und Seenotrettung aufklären.
Auch positive Gespräche dabei
Ohne gesellschaftlichen Druck auf die Politik könne es nicht gelingen, sichere Fluchtwege und eine Entkriminalisierung der zivilen Seenotrettung zu erreichen, so Reichardt. „Jedes Jahr sterben Tausende Menschen auf ihrem Weg nach Europa“, ergänzte Chris Hennes, „während unsere Politiker immer neue Maßnahmen erfinden, den Kontinent zur Festung zu machen“.
Das könnte Sie auch interessieren:
50 Unterschriften kamen in fünf Stunden in Siegburg zusammen. Die Initiative will diese Landrat Sebastian Schuster übergeben mit dem Ziel, dass dieser an die Bürgermeister im Kreis appelliert, zusätzliche Menschen in ihren Kommunen aufzunehmen, die aus Seenot gerettet wurden.
Es habe aber nicht nur böse Blicke und Beschimpfungen gegeben, sondern auch gute Gespräche, sagt Birgit Eisinger. Und tatsächlich habe ein älterer Herr nach längerer kontroverser Diskussion zu ihr gesagt: „Ich unterschreibe. Sie haben Recht: Man kann die Menschen nicht ertrinken lassen.“