Die Siegburger Caritas hilft Flüchtlingen, die Deutschland wieder verlassen möchten.
40 Familien und Einzelpersonen haben bereits rund 200 Beratungen in Anspruch genommen.
Warum ist der Weg in die Heimat so schwierig? Ein Besuch.
Siegburg – „Viele Menschen, die uns zu einer Beratung aufsuchen, sind unfassbar verzweifelt“, sagt Esther von Tottleben. Verzweifelt, weil sie in ihr Herkunftsland zurückkehren wollen. Und das so schnell wie möglich. Da ist eine Angehörige schwer erkrankt, da lebt die Tochter bei einer Tante, aber dem Kind geht es nicht gut.
Und da gibt es die Familie, die nur noch raus will aus ihrer beengten Existenz in der Zentralen Unterbringungs-Einrichtung (ZUE) in Sankt Augustin. „Es gibt zahlreiche Gründe, warum sich Menschen entschließen, doch wieder zurückzugehen“, sagt die Sozialarbeiterin.
200 Beratungen geleistet
Die 29-jährige arbeitet mit ihrer Kollegin Paulina Logrono in der „Ausreise- und Perspektivberatung“ der Caritas. Von Tottleben ist für den rechtsrheinischen, Logrono für den linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis zuständig. Gemeinsam teilen sie sich eine Stelle. Das Projekt, finanziert aus Mitteln des Landes NRW, läuft seinem einem Jahr. Nun zog die Caritas eine erste Bilanz: 200 Beratungen hat das Team geleistet, insgesamt waren es 40 einzelne Personen oder Familien, die Hilfe suchten.
„Was uns wichtig ist: Wir motivieren Menschen nicht, das Land zu verlassen und agieren unabhängig von der Ausländerbehörde“, stellt Teamleiterin Kirsten Liebmann klar. „Die Beratung ist freiwillig und ergebnisoffen.“ Doch meist sind die Klienten bereits fest entschlossen, Deutschland wieder zu verlassen. Die Gründe sind so individuell wie die Herkunft: Aus Afghanistan, Indien, Marokko, Irak, Armenien und Russland kommen die Ratsuchenden.
„Der Familiennachzug ist ein großes Thema“, sagt Logrono. Oft zieht sich die ersehnte Zusammenführung von Eltern und Kindern hin. Mit der Länge des Asylverfahrens wächst die Sorge um die Angehörigen, die weiter in politisch instabilen Ländern ausharren müssen. Deshalb habe sich zum Beispiel ein Mann aus Kabul zur Rückkehr entschieden, weil er Frau und Kinder nicht mehr der Bürgerkriegsgefahr aussetzen wolle.
Doch bis alle Papiere besorgt sind, ist Geduld gefragt. „Drei Wochen sind das Minimum, es können auch vier Monate vergehen“, so Logrono. Die Beraterinnen helfen dabei, Pässe, Geburtsurkunden, Zeugnisse, Aufenthaltstitel und Arztbriefe zu beschaffen. Ein langwieriges Verfahren, manchmal müssen die Flüchtlinge sogar zur Botschaft ihres Landes nach Berlin reisen. Geld gibt es aus verschiedenen Fördertöpfen. Für den Mann, der in Marokko eine Hühnerfarm gründen wollte, engagierten die Beraterinnen einen Coach aus dem Programm „Start Hope“, das unternehmerisches Wissen vermittelt.
Auskünfte von Scouts einholen
„Wir möchten erreichen, dass die Menschen selbstbestimmt und in Würde in ihr Herkunftsland zurückkehren“, so Liebmann. Dazu gehört, dass sie die Reise in Ruhe planen und ihre Koffer packen sowie einen Ankunftsort ihrer Wahl bestimmen können, wo sie von Verwandten abgeholt werden. Um die Rückkehr gut vorzubereiten, holt das Team auch Auskünfte von sogenannten Re-Integrations-Scouts ein, die es in jedem Bundesland gibt.
Die Expertinnen beraten in den Caritas-Häusern in Siegburg und Meckenheim. Einmal in der Woche, und zwar donnerstags von 9 bis 12 Uhr, arbeitet das Team in der ZUE in Sankt Augustin. Dort liegen auch Flyer in verschiedenen Sprachen aus.