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KriegsflüchtlingeWie das soziale Zentrum „Mittendrin“ zur Rettungsinsel für Ukrainer wurde

Lesezeit 3 Minuten
Gummersbach. Tänzerinnen  aus Gummersbach beim Ukraine-Tag in Köln.

Der Volkstanz spielt eine wichtige Rolle für die Identität der Geflüchteten in der Ukraine. Eine Gruppe, die in Gummersbach trainiert, war bei einem Wettbewerb in Köln sehr erfolgreich.

Der Treffpunkt der Caritas steht seit 2022 Geflüchteten aus aller Welt offen. Inzwischen ist er eine Art ukrainisches Kulturzentrum.

Das sozial-kulturelle Zentrum heißt „Mittendrin“, und das ist es auch in der Gummersbacher Innenstadt. Der Treffpunkt der Caritas steht seit 2022 Geflüchteten aus aller Welt offen. Das alte Ladengeschäft ist aber besonders zu einem wichtigen Hafen für ukrainische Flüchtlinge geworden.

Dort finden Tanz-, Gesangs- und Zeichenkurse statt, an denen mehr als neun ehrenamtliche Helfer und rund 60 Kinder regelmäßig teilnehmen. Darüber hinaus organisiert das Zentrum kulturelle Abende und Informationsveranstaltungen, die sowohl die ukrainische Gemeinschaft stärken als auch Verbindungen mit der lokalen Bevölkerung fördern sollen.

Gummersbacher Zentrum bietet „Halt im Leben“

Oleksandra Tyshchenko, eine der Lehrerinnen für ukrainische Volkstänze für Kinder, erinnert daran, dass viele Geflüchtete ihre Arbeit, ihr Geschäft, ihr Zuhause und ihr Hab und Gut verloren haben, manche sogar ihre Familie. „Anfangs wurde dieses Zentrum für viele zu einem Ort, an dem sie sich zumindest in gewissem Maße wiederfinden konnten, um nicht völlig den Halt im Leben zu verlieren“, sagt Tyshchenko. Das Zentrum war ihre einzige Zuflucht im Chaos.

Eine junge Frau sitzt an einem Tisch.

Die ukrainische Tanz-Lehrerin Aleksandra Tyschenko hat in Gummersbach eine Aufgabe gefunden.

Inzwischen ist „Mittendrin“ ein Zentrum für Kultur und Kunst, in dem die jungen Ukrainer auch ethnischen Deutschen aus Russland und Kasachstan begegnen, die bereits vor langer Zeit eingewandert sind. Das Gebäude wird zudem für jüdische Veranstaltungen und islamische Feiertage wie das Fastenbrechen am Ende des Ramadans genutzt. Obwohl das Zentrum internationaler geworden ist, wird es aber nach wie vor hauptsächlich von Ukrainern besucht. Oleksandra Tyshchenko sagt: „Wir wollen sichtbar sein, um sowohl zur ukrainischen als auch zur deutschen Kultur beizutragen.“

Erfolg beim Ukraine-Tag in Köln

Die Finanzierung des Zentrums endet im Mai. Mit dieser Nachricht sahen sich die Mitglieder von „Mittendrin“ konfrontiert. Da jedoch alle Aktiven im Zentrum ehrenamtlich arbeiten, benötigt das Zentrum laut ihnen keine besondere finanzielle Unterstützung. Sie sind zuversichtlich, dass freiwillige Spenden und die Unterstützung der Caritas-Projektleiterin Andrea Missbrandt zunächst ausreichen werden. Zudem wurde den Ehrenamtlichen zugesichert, dass ihnen im Falle einer Schließung des jetzigen Zentrums ein neues Gebäude zur Verfügung gestellt wird.

Der erste Wettbewerb für junge Talente von „Mittendrin“ war der „Ukraine-Tag 2024“ in Köln, bei dem die ältere Tanzgruppe den zweiten Platz belegte. Obwohl es ihr erster Wettbewerb war, errangen die Tänzerinnen einen Erfolg, der sie motivierte, noch intensiver zu trainieren.

Noch aus einem anderen Grund sagt Oleksandra Tyshchenko: „Wir brauchen dieses Zentrum.“ Denn obwohl sich das Leben der Geflüchteten in Deutschland allmählich stabilisiere, seien sie nicht gleichgültig gegenüber dem, was in ihrer Heimat geschieht. „Eine unserer bedeutendsten Aktionen war die Spendensammlung für den Kauf eines Fahrzeugs zur Evakuierung unserer verwundeten Soldaten. In diesem Jahr, am 7. März, werden wir eine erneute Sammlung organisieren. Für uns bleibt dies das Wichtigste“, sagt Tyshchenko.

Das Zentrum sammelt weiterhin zur humanitären Hilfe für die Ukraine, auch wenn die Menge der Spenden merklich zurückgegangen ist. Der lange Krieg hat die Menschen als auch ihre Ressourcen erschöpft. Die Ukrainer seien für jede Hilfe dankbar, versichert Tyshchenko.   „Mittendrin“ hat mehrfach Konzerte organisiert und ukrainische Mahlzeiten serviert, um sich für die Zusammenarbeit erkenntlich zu zeigen. „Wir brauchen dieses Zentrum, weil wir uns hier nützlich fühlen. Die Kinder entwickeln sich, tauschen Erfahrungen aus und machen das, was ihnen Freude bereitet. Wir tragen weiterhin positiv zur Kultur unseres Landes und nun auch zur deutschen Kultur bei.“