Erst wurde er Dreher, dann wurde er Sozialarbeiter und war 37 Jahre bei der Caritas.
Nach 37 JahrenOberbergs Caritas-Chef wird am Freitag verabschiedet

Peter Rothausen sieht sich auch als Caritas-Direktor vor allem als Sozialarbeiter.
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Mit einer Messfeier in der Gummersbacher Pfarrkirche St. Franziskus beginnt heute um 10 Uhr der Abschied von Caritasdirektor Peter Rothausen. Er hat den Verband in den vergangenen Jahren entscheidend geprägt. Dabei stand die Sozialarbeit zunächst gar nicht auf Rothausens Agenda. Dreher lernte er bei der Firma Dörrenberg in Ründeroth. Aber am Ende wollte er sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, 40 Jahre an der Maschine zu stehen.
Also: Fachabi, Bundeswehr und dann doch ins Studium mit dem Abschluss Diplom-Sozialpädagoge. Und im Mai 1988 dann zur Caritas zum Anerkennungsjahr, erst im Jugendzentrum Bernberg, danach dann nach Leverkusen. „Dort konnte ch dann gleich ein internationales Treffen organisieren“, erinnert sich Rothausen. Erste Krise durch Hartz IV-ReformUnd Rothausen zeigte, dass er was bewegen wollte. Ob im Jugendzentrum Engelskirchen, wo seine Disko-Veranstaltungen legendär waren, oder bei einem Arbeitslosenprojekt im Lindlarer Freilichtmuseum mit 18 jungen Menschen, die größtenteils vermittelt werden konnten. Ende der 1990er Jahre dann war der Chefposten der Caritas in Oberberg zu besetzen.
Hartz IV-Reform sorgt für eine Krise
Und Rothausen stieg weiter auf. Rückblickend kann er nur mutmaßen, dass die „Obrigkeit mit seiner Arbeit zufrieden gewesen sein muss“. Doch kaum war er Geschäftsführer (heute Caritasdirektor) schlug die Hartz IV-Reform auch bei der Caritas voll durch, Menschen mussten entlassen werden, was an Rothausen zehrte. „Ich war drei Jahre im Job, und dann so eine Krise“, blickt der Direktor zurück. Doch es gab neue Betätigungsfelder für die Caritas, so auch in den Offenen Ganztagsschulen. Heute ist die Caritas für 1500 Kinder in 63 Gruppen zuständig. Später ist der Verband wieder in die Berufsvorbereitung eingestiegen. Und dann im Jahr 2005 gingen das Caritas-Kaufhaus in Gummersbach und wenig später auch die Möbelwelt an den Start. Menschen kamen hier auf den ersten Arbeitsmarkt zurück. Andere konnten Sozialstunden ableisten.
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Kein Wunder, dass Rothausen die Schließung der Möbelwelt wie ein Dejavu aus seinen Anfängen als Chef erlebt, als er genau wie damals Menschen heim schicken muss. Das geht gegen seine Vorstellung, immer den Ärmsten der Armen helfen zu wollen, das treibt ihn an. Von sich selbst sagt Peter Rothausen, dass er sich auch als Direktor nie als Chef gesehen habe, sondern immer als Sozialarbeiert in dieser Funktion. Beschäftigt sind bei der Caritas 750 Menschen, die Altenhilfe macht mit knapp 300 das Gros der Beschäftigten aus. Und wie geht es jetzt weiter? Erst einmal an die Nordsee, Rothausens Frau stammt aus Ostfriesland, wo man ihn künftig öfter sehen wird. Und als Vater von sechs Kindern kann er gewiss sein, dass die ihn auch in Beschlag nehmen werden.
Nachfolge
Die Nachfolge von Peter Rothausen tritt der bisherige Finanzvorstand Andreas Rostalski (Foto) an, der künftig die Funktion des Vorstandsvorsitzenden übernehmen wird. Er hat auch den Neubau des Gummersbacher Altenheims begleitet. Zudem wird Birgit Pfisterer, langjährige Fachbereichsleiterin der Sozialen Dienste und Einrichtungen, zur stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden berufen. Mit der Führungsspitze setzt der Caritasverband laut einer Mitteilung auf „Kontinuität und Weiterentwicklung in der sozialen Arbeit und blickt mit Zuversicht in die Zukunft“.