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Rathaus SiegburgVerwaltungsbau wird bis Mitte 2022 entkernt

Lesezeit 3 Minuten
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Eine Holzverschalung schützt die Treppe hinauf zum Ratssaal vor Kratzern und Macken.

Siegburg – Ein ruhiges Bild bietet sich derzeit am Nogenter Platz, ein Bauzaun umgibt das verwaiste Rathaus, im Hinterhof steht ein großer Baucontainer mit zerlegten Büromöbeln. Doch im Inneren läuft die Entkernung, ein Dutzend Arbeiter holt Kabel aus den Wänden, demontiert Waschbecken, reißt Fußböden vom Estrich und baut Türen aus.

Überall wird Schutt gesammelt und nach Sorten getrennt. In einem Gebäudeteil ist besondere Vorsicht geboten: Dort muss Asbest in speziellen Säcken behutsam entsorgt werden. „Zutritt ist da nur in spezieller Schutzkleidung und durch eine Dekontaminationsschleuse möglich“, erläutert Bauleiter Robert Scheller.

Natursteinfliesen lassen sich nicht wieder verwenden

Weitgehend leergeräumt, aber noch weitgehend intakt ist der Gebäudeteil mit dem Ratssaal, die weitläufige Treppe mit den Holzgeländern ist, wie viele andere Teile in dem 1968 eingeweihten Rathaus, zum Schutz eingeschalt. Das Vorhaben, Natursteinfliesen im Erdgeschoss durch weitere Exemplare aus andern Gebäudeteilen zu ergänzen, musste aufgegeben werden: Beim Heraustrennen zerfielen die Platten in kleine Brocken.

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Ein Berg abgerissener Waschbecken liegt bereit zum Abtransport.

Martin Roth zufolge, dem internen Projektleiter der Stadtverwaltung, will man jetzt auf neues Material zurückgreifen, das vom Aussehen zu den Treppenstufen passt. Bis Mitte 2022 soll der Rückbau abgeschlossen sein, die Arbeiten liegen im Zeitplan. Dann wird von dem Verwaltungsbau nur noch ein Betonskelett übrig sein, das mit neuem Innenleben und Fassaden versehen wird.

„Von außen sieht man gar nicht so viel“, stellt Roth fest, doch das werde sich bald ändern. Derzeit würden die weiteren Gewerke ausgeschrieben, und im Oktober werde sich die Stahlbaufirma an die Arbeit machen: mit dem Bau zusätzlicher Treppen etwa und dem zusätzlichem Geschoss auf dem großen Verwaltungstrakt.

Waschbeton kommt für die Fassade nicht mehr in Betracht

Im ersten Quartal kommenden Jahres werde wohl die Festlegung auf das endgültige Äußere folgen, dann wolle man der Kommunalpolitik verschiedene Materialien und ein Muster eines Fassadenmoduls in Originalgröße präsentieren. Bei einer Bandfassade werde es bleiben, Waschbeton aber sicherlich nicht mehr verwendet.

Die Kosten der Sanierung

32 Millionen Euro sind für die Rathaussanierung eingeplant, drei weitere für Unwägbarkeiten, ohne Kosten für Umzug, Zwischenunterbringung der Mitarbeiter und Rechenzentrum. Wegen des hohen Energieeffizienzstandards fließt Fördergeld von neun Millionen Euro.

Als Risiko sieht die BOS Projektmanagement GmbH die „unvorhersehbare Entwicklung der Baupreise in der Bauwirtschaft“. In der Corona-Pandemie seien deutliche Materialpreissteigerungen verzeichnen, die den Baupreisindex von 3,1 Prozent pro Jahr „bei Weitem“ überstiegen. Die angespannte Marktsituation sei ab März 2022 „unter besondere Beobachtung zu stellen“.

Eine Asbestbelastung der Dächer wurde am 24. August festgestellt. Beprobt wurde zunächst noch nicht, um die Dachhüllen nicht zu beschädigen. Die Belastung habe aber wohl „Einfluss auf die Entsorgungskosten“, wenn auch nicht auf die Terminschiene. (ah)

Zugänglich ist derzeit auch noch ein Relikt aus den Zeiten des Kalten Krieges, der alte Atomschutzbunker, den Architekt Peter Busmann mit eingeplant hatte. Schwere Stahltüren eröffnen den Zugang, dahinter verbirgt sich ein verschachteltes System von Räumen, in denen noch einige alte Regale stehen geblieben sind.

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Irgendjemand hat zwei Bücher liegen gelassen, den Roman „Bittersüße Schokolade“ von Laura Esquivel und „Sonst landest du in der Glosse – ein rheinisches Tagebuch“ von Jürgen Becker und Wolfgang Schmitz. In der Abgeschiedenheit wird sich wenig ändern, Roth zufolge soll der Bunker wie auch in den vergangenen Jahren als Lager benutzt werden.

Der Stand der Rathaus-Sanierung und die nächsten Schritte sind Thema im Bau- und Sanierungsausschuss, der am Dienstag, 21. September, im Schützenhaus tagt. Beginn ist um 18 Uhr.