MusikszeneKlarinettistin unterrichtet an der Siegburger Musikschule
Siegburg – „Die Musik war immer da“, erinnert sich Lisa Shklyaver an ihre Kindheit. Die Klarinettistin, seit Herbst 2020 Dozentin an der Engelbert-Humperdinck-Musikschule in Siegburg, stammt aus einer Familie von Berufsmusikern.
Großvater, Tante, Mutter und Vater – alle verdienten ihr Geld mit Musikunterricht und im Orchester von Chabarowsk. In dieser Stadt im Osten Russlands, 30 Kilometer entfernt von der chinesischen Grenze, ist Lisa Shklyaver aufgewachsen.
Schon als Kleinkind lernte sie Klavier bei ihrem Vater Igor, ihr Großvater Joseph legte ihr die Klarinette ans Herz. „Sie ist ein Instrument mit Charakter. Der Tonumfang von etwa vier Oktaven wie auch die Skala an Ausdrucksmöglichkeiten ist so groß wie bei keinem anderen Blasinstrument“, sagt die 36-Jährige. „Die Bandbreite reicht vom runden Katzenpfotenklang in Prokofjews »Peter und der Wolf« bis zum schrillen, fast schreienden Sound, zu hören beispielsweise im dritten Satz der Drei Solostücke von Strawinsky.“
Diese Vielfalt wird von einer ganzen Klarinetten-Familie und zudem von zwei Griffsystemen – deutsch und französisch – ermöglicht. Mit richtigen Klarinettenblättern und passendem Mundstück könne der Solist zudem seinen individuellen Klang formen, merkt Shklyaver an, die in Sankt Petersburg studiert hat und ihre Ausbildung in Karlsruhe abschloss.
Eigenen Stil gefunden
Ihren eigenen Stil hat die inzwischen in Köln lebende Musikerin längst gefunden, zu hören auf dem Album „La Clarinette Française“, das sie mit dem Pianisten Jos van Immerseel aufgenommen hat. Der Belgier ist Gründer und Leiter des Kammerorchesters Anima Eterna Brügge, in dem Lisa Shklyaver als Soloklarinettistin mitwirkt – wie auch in zahlreichen anderen Formationen, etwa dem Concerto Köln und dem Göttinger Barockorchester.
Einen quirligen und schillernden Kosmos erschließt Lisa Shklyaver in dieser 2014 beim Label Outhere erschienen Duo-CD. „Hohe Kunst und kurzweilige Unterhaltung“ verbinde sich in diesem sehr ansprechenden französischen Programm, urteilte seinerzeit die Fachkritik.
Nicht nur die virtuose Brillanz bezaubert, sondern auch die nahezu traumwandlerische Art des Zusammenspiels. Dass beide Partner auf historischen Instrumenten musizieren, steigert das Vergnügen an den Werken von Poulenc, Saint-Saëns, Debussy, Pierné und Milhaud.
Eine Rarität aus dieser Ära von Impressionismus und Klassizismus ist die „Denneriana“ von 1938: eine Hommage von André Bloch an den Erfinder der Klarinette, Johann Christoph Denner (1655-1707). „Dieses spritzige, bildhafte Stück spiele ich in Konzerten gern als Zugabe. Vertraut ist es mir aus einem Notenbuch meines Opas, in Deutschland ist es eher unbekannt“, sagt die Solistin.
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Aktuell plant sie eine Aufnahme mit Mozarts Klarinettenquintett auf historischen Instrumenten und ein Album mit dem Kölner Pianisten Georgy Voylochnikov. Mit ihm plant sie für den 5. Juni ein Konzert in Siegburg, dabei will sie die Geschichte der Klarinette erzählen. Eine Inspiration auch für ihre Schüler. Denn die Klarinette ist kein einfaches Instrument. Manche Schülerinnen und Schüler beginnen deshalb zunächst mit der Blockflöte.
„Ein guter Einstieg, der den Vorteil hat, dass man mit der elementaren Musiklehre vertraut wird und sich später auf die Klarinette konzentrieren kann. Aber es gilt: Sobald die Zähne da sind, kann man Klarinette lernen“, sagt Lisa Shklyaver, die als versierte Pianistin ihre Schüler auch selbst begleitet.