Pächter gesuchtWer möchte die letzte Kneipe in Troisdorf-Altenrath übernehmen?
Troisdorf – Wer in Altenrath Lust auf ein Feierabendbier bekommt, der muss seit dem Herbst ganz schön weit zu Fuß gehen oder fahren: Am 2. Oktober hat mit dem Jägerhof die vorerst letzte Gaststätte im Ort geschlossen. „Früher gab es hier 800 Einwohner und vier Kneipen“, kommentiert Eigentümer Carsten Groß die Lage. „Heute sind es 2300 Menschen und keine Gaststätte mehr.“ Gemeinsam mit seiner Schwester Sonja sucht Groß nach einem neuen Pächter für das Lokal.
„Unsere Eltern waren von 1979 bis 1993 im Jägerhof“, erinnern sich die beiden beim Gespräch in der teilweise leergeräumten Gaststätte am Rambusch. „Wir sind hier aufgewachsen“ – wie alle Gastwirtskinder haben sie immer auch mitgeholfen.
Betreiber wechselte viermal
Mieter waren Käthe und Dieter Groß anfangs; in den 80er Jahren, „als in Altenrath alles verkauft wurde“, haben sie das Haus gekauft. Viermal wechselte danach der Betreiber, Marcel Wolf, ein Cousin der Geschwister, wurde 2008 der jüngste und bislang letzte Pächter in der wechselhaften Geschichte des Jägerhofs, der nach dem Krieg in der Heideortschaft als Gaststätte eröffnet wurde. Bis zum Oktoberfest 2017 betreibt der Verwandte die Gaststätte, am 2. Oktober schließt er. Mit der wachsenden Familie lässt sich der Job am Zapfhahn schlecht vereinbaren.
Anfangs hätten die Interessenten noch fast Schlange gestanden, erzählen die Geschwister von ihren Bemühungen, einen Nachfolger für den Cousin zu finden – ein dennoch mühsames Unterfangen. „Erst war den Interessenten das Inventar zu teuer, jetzt klagen sie, dass die Küche weg ist.“
Schlechte Schufa-Eintragungen brachten die einen mit, „durchaus Seriöse“ waren aber auch dabei. Heute bedauern die Geschwister sehr, bei einem Bewerber zu lange gezögert zu haben. „Das war halt der Erste“, erinnert sich Sonja Groß. Als sie ihm doch zusagten, hatte er ein anderes Angebot angenommen.
Keine Brauereibindung
„Preislich sind wir top“, sind die beiden Eigentümer überzeugt: 950 Euro Pacht sind monatlich fällig; eine Brauereibindung gibt es nicht, auch Abstandszahlungen sind nicht zu leisten: „Die mieten das wie eine Wohnung“, ohne weitere Verpflichtungen. Und so versuchen die beiden weiterhin, die Gaststätte der Eltern zu vermieten. Inzwischen bestünden sie auch nicht mehr auf einer gutbürgerlichen Ausrichtung des Lokals, sagen sie.
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Aber: „Wenn es nicht klappt, wissen wir nicht, was kommen soll.“ Klar ist freilich, dass sie selbst das Lokal nicht weiterführen werden. „Wir sollen in der Schule aufpassen, dann müssen wir das nicht machen“, zitiert Carsten Groß die Mutter. „Von mir hätte sie sich schon gewünscht, dass ich eine Ausbildung in der Gastronomie mache“, erzählt Sonja Groß. Tatsächlich arbeitet sie heute im Medizinsektor, der Bruder ist Ingenieur. Und in der Küche völlig unbegabt, wie er betont. „Mir brennt sogar Wasser an.“