„Stark im Amt“Sven Schlesiger hat seinen Einsatz im Troisdorfer Rat erhöht
Troisdorf – Im Fraktionsbüro hängt Che Guevara an der Wand, seine Partei möchte „Reichtum besteuern statt Arbeitslose schröpfen“: Sven Schlesiger engagiert sich für die Partei Die Linke im Troisdorfer Stadtrat. Viele Parteiprogramme hat er studiert, bevor er sich für den Eintritt in die Partei entschied, die damals noch im Bunde mit der PDS stand.
Es hätte aber durchaus auch ein anderes Parteibuch werden können. „2006 habe ich noch SPD gewählt“, erzählt der 34-Jährige. Nachdem aber die Sozialdemokraten, vor der Wahl noch ablehnend gegenüber einer Mehrwertsteuer um zwei Prozentpunkte, danach sogar einer Erhöhung auf 19 Prozent zustimmten, „hatte ich das Gefühl, dass meine Stimme nicht verstanden worden war.“
Vor allem die Ausrichtung auf soziale Gerechtigkeit war ihm wichtig, als Gesundheits- und Krankenpfleger hat er „viel Armut und Probleme im Alter gesehen“. Hartz IV geißelt der Kommunalpolitiker als „Armut per Gesetz“, aber auch „wo ich wohne, möchte ich etwas verändern“.
Zur Person
Sven Schlesiger gehört seit 2006 der Partei Die Linke an. Er wurde 2014 erstmals in den Stadtrat gewählt, seit November 2020 ist er Vorsitzender der zwei Mitglieder zählenden Fraktion.
Der Gesundheits- und Krankenpfleger hat in der ambulanten Pflege gearbeitet, in einem Sanitätshaus und schließlich sieben Jahre in der Herzkatheterabteilung des Siegburger Helios Klinikums. Seit 2019 ist die Kranken- und Pflegestation der Zentralen Unterbringungseinrichtung für Geflüchtete (ZUE) in Sankt Augustin sein Arbeitsplatz. (dk)
Zum Beispiel bei den Radwegen, „da ist in den 90er-Jahren viel richtig gemacht worden“, in den vergangenen Jahren aber habe man in Troisdorf „ vieles schleifen lassen“. Er selbst hat zwar ein Auto, nutzt es aber kaum; auch den Weg zur Arbeit in Niederpleis legt er meist mit dem Fahrrad zurück.
Auch beim Umweltschutz will er Dinge bewegen, so setzte sich die Linke für den Erhalt der Platanen in der Kölner Straße ein. Obwohl die damals doch gefällt wurden, habe der Protest „vielen die Augen geöffnet“.
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„Sicherlich an die sechs Stunden in der Woche“ lässt sich Sven Schlesiger seinen kommunalpolitischen Einsatz kosten; mal ist es etwas mehr, mal etwas weniger. Häufiger sind die Beratungen mit anderen Fraktionen geworden, die neue Mehrheit im Troisdorfer Stadtrat macht regelmäßige Besprechungen notwendig.
Ein Mehraufwand, den Schlesiger, seit der Kommunalwahl auch Vorsitzender der Fraktion, gerne auf sich nimmt. „Es freut mich, dass wir gehört und nicht weggeschoben werden.“
Rechtsradikale kennen keine Scham bei Beschimpfungen
Der kommunalpolitische Einsatz „macht schon Spaß“, auch im Kontakt zu Nachbarn, die ihn auf der Straße mit ihren Anliegen ansprechen. Aber auch Beschimpfungen kennt Schlesiger. Als „Scheißkommunisten“ seien er und die Parteifreunde an Infoständen von Passanten beschimpft worden, „das ist aber weniger geworden“.
Die Serie
Mehr als die Hälfte der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in Deutschland wurde schon bedroht, beleidigt oder attackiert. Auch ehrenamtliche Kommunalpolitiker haben ähnliche Erfahrungen gemacht – mancherorts legten Kommunalpolitiker deshalb ihre Ämter nieder.
Die Körber-Stiftung, der Deutsche Städtetag, der Deutsche Landkreistag sowie der Deutsche Städte- und Gemeindebund haben daher das Internetportal „Stark im Amt“ ins Leben gerufen. Das Netzwerk soll kommunale Mandatsträger mit Informationen versorgen. Das Angebot reicht von Argumentationshilfen gegen populistische Äußerungen bis zu Tipps für mehr Sicherheit.
Die Redaktion möchte den Lesern die Möglichkeit geben, ihren Politikern in den Kommunen mit einer E-Mail den Rücken zu stärken. Schreiben Sie uns dazu hier. (pf/sp)
Geändert hat sich aber auch die Qualität der Attacken. „Die Scham ist nicht mehr da“, hat er beobachtet. Heute heißt es schon mal „Ich hasse Euch, ich bin rechtsradikal.“ Aber, so Schlesiger, „das geht nicht gegen mich, sondern gegen die Partei“.