Weggeworfen, ausgesetzt, beschlagnahmt: Für viele Tiere ist das Tierheim in Troisdorf die Rettung. Aber: Das Haus platzt aus allen Nähten.
Letzte Rettung TierheimBesitzer werfen Katze mitsamt Transportkorb in Troisdorf ins Gebüsch
Völlig verängstigt in einer schwarzen Transportkiste wurde die Katze in Troisdorf entdeckt. Ihre Besitzer hatten sie einfach ins Gebüsch geschmissen. Jetzt ist sie in der Quarantänestation im Tierheim in Troisdorf. Für Helga Berben sind das „unüberlegte Verzweiflungstaten“. Tierbesitzer würden „einfach nicht mehr weiter wissen“.
Weggeworfen, ausgesetzt, beschlagnahmt: Um immer mehr Tiere muss sich das Tierheim kümmern. „Diese Schicksale häufen sich in letzter Zeit“, so die Vorsitzende des Vereins Tierschutz Rhein-Sieg. Insbesondere Katzen seien betroffen.
Rund 110 Katzen, 40 Hunde und 70 Kleintiere warten im Tierheim Troisdorf auf ein neues Zuhause
Berben erzählt von Lotti, die vorige Woche ins Tierheim nach Troisdorf kam, das der Verein betreibt. Rund ein Jahr alt sei die Katze gewesen. Lotti sei hilflos im Wald gefunden worden. Wenige Tage später hätte sie Junge bekommen. „Zum Glück konnten wir eine Pflegefamilie finden, die Lotti mit ihren Jungen aufgenommen hat“, berichtet Berben. Die Tiere könnten dort erst einmal zur Ruhe kommen.
Der Verein unterstütze die Pflegefamilie natürlich. „Wenn die Kitten ins Vermittlungsalter kommen, suchen wir für sie nach einem neuen Zuhause. Klappt es nicht sofort, kommen sie zurück ins Tierheim“, so Berben. Sie hofft aber, dass es dazu nicht kommt.
Das Tierheim an der Siebengebirgsallee platzt aus allen Nähten. Rund 110 Katzen, 40 Hunde und 70 Kleintiere warten auf Vermittlung. Neben Hunden und Katzen leben dort auch Schildkröten, Vögel und Kaninchen. „Wir können eigentlich kein Tier mehr aufnehmen“, so Berben. Die Aufenthaltsboxen für Hunde sind teilweise so konstruiert, dass sie Platz für mehrere Vierbeiner bieten. Zurzeit versuchen die Tierfreunde, neue Gruppen zusammenzufügen. Aber das ist nicht einfach.
Vielen Menschen im Rhein-Sieg-Kreis fehle inzwischen das Geld, um sich richtig um ihre Tiere zu kümmern
„Zu uns kommen ja nicht die lieben und empathischen Hunde“, so Berben. Oft seien es Problemtiere, die viel Zuwendung bräuchten. Mit der Zeit könne ein Weg gefunden werden, sie in einem neuen Zuhause unterzubringen. Nicht jeder Mensch hätte jedoch die Geduld dafür. Zum Glück gebe es jedoch noch immer Tierfreunde, die sich die nötige Zeit nähmen.
Das Problem seien jedoch nicht die Hunde. 90 Prozent der Fundtiere würden nach kurzer Zeit von ihren Besitzern abgeholt. Eine Ausnahme sei ein Yorkshire Terrier gewesen. Mit verzotteltem Fell und langen Krallen sei er ins Tierheim gekommen. „Man hatte genau gesehen, dass die Besitzer kein Geld hatten, um das Tier zu halten“, so Berben.
Ähnlich ist die Situation bei den Katzen. Den Besitzern fehle das Geld, Freigänger würden plötzlich trächtig. Finanzielle Mittel, um die Mutter mit ihren Kitten zu versorgen, seien nicht vorhanden. „Zurzeit kommt fast jeden Tag eine junge Katze zu uns“, so Berben. Fast keins der Kitten sei registriert. „Wir müssen sie erst einmal dem Tierarzt vorstellen, der eine Eingangsuntersuchung macht.“ Die Kätzchen würden aufgepäppelt, geimpft und dann kastriert. Auch die Folgeimpfung müsse vom Tierheim bezahlt werden. „Das sind Kosten, die sich nicht jeder leisten kann.“
Und dann gibt es noch die Tiere, die vom Amt eingeliefert werden. Elf junge Hunde warten derzeit auf Vermittlung. „Die Welpen sind geimpft und können sofort abgegeben werden“, berichtet Berben. Warum sie beschlagnahmt wurden, wisse sie nicht. Nicht immer könnten die Behörden aus Datenschutzgründen dazu Angaben machen. Diese Beschlagnahmungen seien aber eher eine Ausnahme.