Köln – Wer in Nordrhein- Westfalen künftig Minister wird, ist derzeit noch ein großes Geheimnis. Die Kandidaten werden sich wohl nach derzeitiger Planung bis nach der Wahl von Armin Laschet zum nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten gedulden müssen, bis sie den erlösenden Anruf erhalten. Dies ist üblich in Koalitionsverhandlungen, um vor der entscheidenden Abstimmung im Landesparlament keine Parteifreunde zu verprellen, die auf einen Kabinettsposten hoffen, aber keinen erhalten. In Schleswig-Holstein war die frühere Ministerpräsidentin Heide Simonis bei der Wahl zur Regierungschefin im März 2005 gescheitert. Angst vor einem „Heide-Mörder“ habe man aber nicht, heißt es bei CDU und FDP. Die SPD will keine Gegenkandidaten aufstellen.
Schon jetzt zeichnet sich aber ab, wer im künftigen Regierungsteam von CDU und FDP wahrscheinlich eine Rolle spielt. Der einzige Chefsessel, der sicher vergeben ist, ist der im NRW-Ministerium für Arbeit und Soziales, der dem CDU-Politiker Karl-Josef Laumann für den Fall des Wahlsiegs versprochen wurde.
Das Team der Kandidaten besteht im Wesentlichen aus den Chefunterhändlern bei den Koalitionsverhandlungen. Mit Spannung wird die Besetzung des Justizressorts erwartet, für das noch kein Favorit erkennbar wurde. Für die CDU stünde der erfahrene Innenpolitiker Peter Biesenbach bereit, der den Untersuchungsausschuss im Landtag zu Kölner Silvesternacht leitete. Möglicherweise planen Armin Laschet und FDP-Chef Christian Lindner aber auch, die Position extern zu besetzen.
Der Zuschnitt der künftigen Ministerien wird am Freitag mit der Veröffentlichung des Koalitionsvertrags bekanntgegeben. Dann stellt sich heraus, ob es zum Beispiel ein eigenes Ministerium für Integration und Flüchtlingspolitik geben wird. Auch eine Aufteilung des Umweltressorts ist denkbar. Angeblich sollen CDU und FDP über eine Abspaltung des Landwirtschaftsbereichs nachgedacht haben.
Armin Laschet (CDU)
Der künftige Ministerpräsident hat es geschafft, die CDU nach siebenjähriger Opposition zurück in die Regierung zu führen. Obwohl die bisherige Regierungschefin Hannelore Kraft bis zuletzt bei den Sympathiewerten vorne lag, gelang es ihm, mit Sachthemen zu punkten. Seine Regierung hat den Anspruch, NRW im Länder-Vergleich wieder in die Spitze zu führen. Er wird sich daran messen lassen müssen.
Christina Schulze Föcking (CDU)
Die Staatlich geprüfte Landwirtin aus dem Münsterland hat sich als umweltpolitische Sprecherin der CDU-Landtagfraktion profiliert. Die Mutter von zwei Kindern könnte das Umweltressort oder ein davon abgetrenntes Landwirtschaftsministerium leiten. Schulze Föcking ist Vorsitzende des Bundesfachausschusses Landwirtschaft und ländlicher Raum der CDU Deutschlands.
Ina Scharrenbach (CDU)
Die gelernte Bankkauffrau aus Unna ist die Landesvorsitzende der Frauen-Union in NRW. Ina Scharrenbach machte sich als couragierte „Chefanklägerin“ der Opposition im Untersuchungsausschuss zur Silvesternacht einen Namen. Da sie in den Koalitionsverhandlungen für das Sachgebiet Familienpolitik verantwortlich war, könnte sie die künftige Familienministerin von NRW werden.
Lutz Lienenkämper (CDU)
Der bisherige parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion war in der Rüttgers-Zeit Verkehrsminister. Er gehört zu den Vertrauten des künftigen Ministerpräsidenten und gilt als gesetzt für ein Regierungsamt. Da der Junggeselle aus Meerbusch über eine lange Erfahrung in der Finanzpolitik verfügt, könnte er mit der Leitung des mächtigen Finanzministeriums geadelt werden.
Christof Rasche (FDP)
Der FDP-Politiker aus Ostwestfalen war bislang parlamentarischer Geschäftsführer seiner Landtagsfraktion und verkehrspolitischer Sprecher. Der Stau-Experte soll eigentlich mit seinem Chef Christian Lindner in den Bundestag wechseln. Nach dem Wahlerfolg gibt es aber Hinweise dafür, dass Rasche in NRW bleiben könnte. Er wäre als Verkehrsminister geeignet – oder als Chef der FDP-Landtagsfraktion.
Serap Güler (CDU)
Die Karriere der bisherigen CDU-Abgeordneten mit Wahlkreis in Köln wurde von Armin Laschet gefördert. Sie arbeitete bereits in seinem Büro mit, als Laschet in der Regierungszeit Jürgen Rüttgers Integrationsminister war. Gülers Steckenpferd ist die Integrationspolitik. Die Politikerin, die als Kind türkischer Einwanderer in Marl aufwuchs, könnte Staatssekretärin oder Beauftragte für Integration werden.
Bodo Löttgen (CDU)
Der Politiker aus Nümbrecht war als CDU-Generalsekretär für den erfolgreichen Landtagswahlkampf verantwortlich. Der frühere Kripo-Beamte verhandelte bei den Koalitionsverhandlungen den Bereich Innere Sicherheit. Da er auch Kompetenz im Bereich Kommunales besitzt, könnte er NRW-Innenminister werden. Löttgen würde aber auch die Rolle des CDU-Fraktionschefs gut ausfüllen.
Joachim Stamp (FDP)
Der Politiker aus Bonn soll Christian Lindner an der Parteispitze der NRW-FDP nachfolgen. Für die künftige Nummer Eins der NRW-Liberalen sind mehrere Optionen denkbar. Da sein Steckenpferd die Innen- und Integrationspolitik war, könnte er ein neu zu schaffendes Integrationsressort leiten. Sollte er nicht in die Regierung wechseln, würde er wohl FDP-Fraktionschef im Landtag werden.
Karl-Josef Laumann (CDU)
Er ist der einzige, der zu hundert Prozent als neuer CDU-Minister gesetzt ist. Der Münsterländer wird im künftigen Kabinett das Ressort Arbeit und Soziales übernehmen. Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung leitete das Haus schon zwischen 2005 bis 2010. Laumann war ein Rivale von Laschet um die „Pole-Position“ in der NRW-CDU, bis er nach Berlin wechselte. Jetzt wird er wieder eingebunden.
Andreas Pinkwart (FDP)
Der Professor ist seit 2011 Rektor der Leipzig Graduate School of Management. Von 2005 bis 2010 war der frühere Landeschef der NRW-FDP aus Neunkirchen-Seelscheid stellvertretender Ministerpräsident und NRW-Minister für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie. Da Pinkwart den Bereich Wirtschaft für seine Partei verhandelte, gilt er als Favorit für die Position des Wirtschaftsministers.
Yvonne Gebauer (FDP)
Die FDP-Vorsitzende des Kreisverbands Köln war bislang Schulexpertin der FDP-Landtagfraktion. Die Kauffrau gehört dem Landtag seit 2012 an. In den Koalitionsverhandlungen war sie die Unterhändlerin der FDP für das Thema Schulpolitik. Sollten die Liberalen das Ressort zugesprochen bekommen, wäre sie die Favoritin für den Posten. Sie könnte aber das Wissenschafts- oder das Europaressort übernehmen.
Klaus Kaiser (CDU)
Der frühere Volkshochschul-Chef aus dem Sauerland gehört zu den Urgesteinen der CDU-Landtagfraktion und ist seit 2010 deren Vize-Chef. Sollte Kaiser in das Kabinett eintreten, wäre damit der CDU-Bezirk Südwestfalen personell miteingebunden. Bislang war Kaiser im Landtag für Schulpolitik zuständig. Er könnte aber auch das Wissenschaftsministerium anführen oder Europaminister werden.