Was kostet das Leben in Köln, Bonn und der Region? Ausschlaggebend sind die Wohnkosten. Doch die schlagen im Rheinland stark zu Buche.
„Muss bezahlbar bleiben“So viel teurer ist das Wohnen in der Region Köln-Bonn im Bundesvergleich
Die Region um die Metropole Köln ist beliebt. Millionen Menschen leben in dem Ballungsraum am Rhein. Nicht ohne Grund, schließlich hat der Großraum neben historischen Sehenswürdigkeiten viel zu bieten. Infrastruktur, Industrie, Messe, Medien und weiterhin viele Bundesministerien sind hier seit Jahrzehnten fest verankert, um nur einige attraktive Arbeitsfelder zu nennen.
Doch die Region lässt sich das Wohnen etwas kosten. Wer in Köln, Bonn oder in einem der umliegenden Kreise lebt, der muss teilweise tief in die Tasche greifen.
Erst im August 2023 zeigte eine Studie des Immobilienportals Immowelt, dass Familien in Bonn einen erheblichen Teil ihres Einkommens für die Miete ihrer Wohnung aufbringen müssen. Auch beim Hauskauf müssen sich Bonner Familien überdurchschnittlich hoch verschulden, so eine weitere Studie.
Wie viel teurer ist es, im Großraum Köln und Bonn zu wohnen?
Doch wie teuer ist das Wohnen in der Region wirklich? Was kostet das Leben in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis im Vergleich zum Bundesdurchschnitt? Wie viel höher sind die Mieten in Rhein-Erft, Rhein-Berg, Leverkusen oder dem Kreis Euskirchen, wenn man sie mit durchschnittlichen Zahlen aus Deutschland vergleicht?
Bislang gestaltete sich die Erhebung solcher Daten im Detail als zu aufwendig. „Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat mit dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) über drei Jahre lang daran gearbeitet, diese Forschungslücke zu schließen“, berichtet Dr. Henry Goecke, Geschäftsführer der IW Consult.
Preisindex des Instituts für deutsche Wirtschaft: Wohnkosten entscheidender Faktor
Entstanden ist ein neuer Preisindex, der Wohn- und Lebenshaltungskosten wie Miete, Strom, Gas und Lebensmittel für alle 400 Kreise und kreisfreien Städte Deutschlands transparent vergleicht.
Der entscheidende Faktor bei den Lebenshaltungskosten: Die Wohnkosten. Das hat auch die aktuelle Studie klar herausgestellt, so die Autoren, denen zufolge es hier auch die größten Abweichungen zwischen den Regionen gibt.
So viel teurer ist das Wohnen in Köln und Bonn im Bundesvergleich
Vor allem Köln und Bonn stechen in der Statistik heraus. In Köln liegt der Wohnindex bei 131,1. Die Metropole mit Dom am Rhein ist damit der 14. teuerste Kreis bundesweit in den Lebenserhaltungskosten.
Dicht gefolgt von Bonn. Im Vergleich zur Millionenstadt liegt der Wohnindex bei der rund 330.000-Einwohner-Stadt bei 122,4. Im Bundesdurchschnitt macht das Bonn zur 27. teuersten Stadt Deutschlands.
Umso näher an Bonn und Köln, umso teurer
Die Statistik zeigt auch: Wer nah an diesen beiden Ballungsräumen Köln und Bonn wohnt, der muss im Schnitt auch deutlich höhere Mieten in Kauf nehmen. Umso weiter wir uns hingegen von diesen Zentren wegbewegen, umso günstiger wird es.
Im Rhein-Erft-Kreis etwa liegt der Wohnindex bei 107,6. Rhein-Erft ist damit der teuerste Kreis im Großraum Köln und landet auf dem 73. Platz der bundesweiten Gesamtstatistik. Auch im Vergleich zu den anderen Kreisen neben Bonn und Köln wohnt es sich also im Kölner Speckgürtel am teuersten.
Diesen Wohnindex erreichen Leverkusen, Rhein-Berg und der Rhein-Sieg-Kreis
Kaum ein Unterschied liegt unterdessen im Vergleich zwischen den anderen Kreisen im unmittelbaren Umfeld von Köln und Bonn. Leverkusen weicht mit seinem Wohnindex von 105,2 nur marginal von dem des Rheinisch-Bergischen Kreises ab, wo der Index bei 104,9 liegt.
Auch der Rhein-Sieg-Kreis mit 104,6 zeigt kaum einen Unterschied zu den letztgenannten Kreisen. Hier fällt jedoch der direkte Vergleich zu Bonn besonders stark ins Auge, wo der Wohnindex wie erwähnt bei 122,4 liegt. Das sind fast 20 Indexpunkte mehr, obwohl nur wenige Kilometer zwischen den Wohnräumen liegen.
So günstig ist das Wohnen im Kreis Euskirchen und dem Oberbergischen Kreis
Einen deutlichen Sprung nach unten machen die Zahlen hingegen bei den beiden verbleibenden Kreisen im äußeren Rand vom Großraum Köln/Bonn.
Im Kreis Euskirchen beträgt der durch das Institut der Deutschen Wirtschaft errechnete Wohnindex 89,1 Punkte. Das sind rund 40 Punkte weniger als in Köln. Im Oberbergischen Kreis liegt der Wohnindex sogar nur bei 85.
Der Kreis Euskirchen landet in der Gesamtübersicht mit Lebenshaltungskosten folgerichtig auch nur auf dem 180. Platz im Bundesvergleich und liegt -3,4 Prozent unter den durchschnittlichen Lebenshaltungskosten in Deutschland. Den 158. Platz nimmt der Oberbergische Kreis ein.
Günstige Wohnungen: Institut für deutsche Wirtschaft stellt Forderungen an die Politik
„Das Leben muss bezahlbar bleiben, egal wo in Deutschland“, sagt IW-Studienautor Christoph Schröder. „Der Staat übernimmt für Bedürftige die Wohnkosten, das entlastet an der richtigen Stelle und führt zu einer starken Regionalisierung der Transferleistungen.“ Hilfreich sei auch das Wohngeld, weil es die regionalen Kostenunterschiede passgenau berücksichtigt.
Die Ergebnisse zeigen laut dem Institut der deutschen Wirtschaft aber auch, dass die Regionalpolitik noch Hausaufgaben machen muss: „Da der Schuh vor allem bei den hohen Wohnkosten in den Großstädten drückt, wäre es hilfreich, die Nachfrage ins Umland umzuleiten, beispielsweise durch eine bessere Infrastruktur“, so ein Pressesprecher.
Damit an den Orten, an denen Wohnungen fehlen, mehr und billiger gebaut wird, sollten der Studie zufolge Nachverdichtung, Neubau und die Baulandplanung einfacher werden – und dafür braucht es Erleichterungen, wenn es um Bürokratie und Bauvorschriften geht.