1000 Baustellen an NRW-GleisenWie die Bahn Reisende besser informieren will
Köln/Düsseldorf/Bielefeld – Bahnkunden in Nordrhein-Westfalen sollen ab Juli besser über die Baustellen auf der Schiene informiert werden, von denen es allein in diesem Jahr mehr als 1000 geben wird – Tendenz steigend.
Zwei Jahre lang hat das Kompetenzcenter Integraler Taktfahrplan (KC ITF), das sich mit der Weiterentwicklung des Nahverkehrs befasst, daran gearbeitet, ein einheitliches System zur Baustelleninformation zu entwickeln.
Kunden frühzeitig und verständlich informieren
„Unsere Kunden haben eine klare Erwartungshaltung“, sagt Projektleiterin Stephanie Hagelüken. „Sie wollen frühzeitig, verständlich, konsistent und transparent über Baustellen und ihre Auswirkungen auf ihren persönlichen Fahrplan und Reiseweg informiert werden.“
Was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, erweist sich im Alltag für Pendler als größtes Ärgernis. Bisher war die Regel, dass jedes Eisenbahnverkehrsunternehmen einzeln über Zugausfälle, Umleitungen und den Ersatzverkehr mit Bussen auf seinen Linien informierte.
Mit der Zettelwirtschaft an Stationen soll Schluss sein
Künftig sollen die Informationen für die Fahrgäste inhaltlich stets nach demselben Prinzip aufbereitet und graphisch in Farben und Formen einheitlich dargestellt werden. „Wir hatten auf den Bahnhöfen den reinsten Zettel-Zoo. Da hat vor allem bei Großbaustellen am Ende keiner mehr durchgeblickt“, sagt Hagelüken.
Eine Erfahrung, die der Fahrgastverband Pro Bahn nur bestätigen kann. „Ein Schlüsselerlebnis war die Vollsperrung in den Sommerferien 2017 in Wuppertal“, sagt NRW-Landesvorsitzender Andreas Schröder. Da habe anfangs keiner gewusst, an welchen Haltestelle welche Busse abfahren und welchen Weg sie nehmen. „Daraus hat das Land offenbar jetzt die Lehren gezogen. Es soll alles klar und vereinheitlicht werden. Das Wichtige ist, dass wir endlich mit der Zettelwirtschaft aufhören und alles aus einer Hand kommt.“
Die neue Baustellen-Kommunikation wird sich künftig bei jeder Streckensperrung in drei Phasen gliedern. Sechs Monate vor Beginn werden Pendler mit Aushängen an ihrer Station darüber informiert, dass auf ihrer Strecke Bauarbeiten anstehen.
Ersatzfahrpläne über QR-Codes einscannen
Drei bis sechs Wochen vor Beginn der Arbeiten geht es dann laut Bahn in die Details: Welcher Streckenabschnitt wird wann und wie lange gesperrt sein?
Zwei Wochen vorher stellt die Bahn die Alternativen und Ersatzverkehre vor. Mit Beginn der Arbeiten soll es auf den Bahnhöfen ein eindeutiges Wegeleitsystem geben, damit Pendler die Haltestellen ihrer Busse auch finden.
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Sämtliche Informationen sollen rechtzeitig auch in den digitalen Fahrplänen und bei zuginfo.nrw hinterlegt sein, können über QR-Codes auch direkt eingescannt werden. Für Menschen, die sich mit digitalen Medien nicht auskennen, wird es zusätzlich Handzettel geben.
Kundenbefragungen lieferten eher positive Ergebnisse
„Wir haben jeweils 2063 Bahnkunden im Januar 2021 und 2022 zweimal befragt, wie das neue Informationssystem bei ihnen ankommt und ob es sie verstehen“, sagt Projektleiterin Hagelüken. „Die Ergebnisse der ersten Umfrage waren sehr positiv, bei der zweiten waren die Werte etwas schlechter, weil wir dort Beispiele von komplexen Großbaustellen mit vielen Veränderungen abgefragt haben.“ So sei 44 Prozent der Befragten nicht klar gewesen, dass die Abkürzung SEV für Schienenersatzverkehr steht.
„Im Jahrzehnt der Baustellen, das gerade erst begonnen hat, müssen wir die Aktivitäten zu Bautätigkeiten bündeln, verstetigen und weiter professionalisieren“, sagt Heiko Sedlaczek, Geschäftsführer des Nahverkehr Rheinland (NVR). „Die Fahrgäste bestmöglich auf anstehende Baumaßnahmen vorzubereiten und wo immer möglich für leistungsfähige Ersatzverkehre zu sorgen, ist unser erklärter Anspruch. Dem konnten wir in der Vergangenheit nicht ausreichend gerecht werden.“