Behinderte eingesperrt?Mitarbeiterinnen der Reha-Betriebe Bergheim zahlen Bußgeld
Bergheim – Vor dem Amtsgericht Bergheim ist am Dienstag das Verfahren gegen zwei frühere Mitarbeiterinnen der Reha-Betriebe Erftland gegen Zahlung von Geldbußen eingestellt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte ihnen Freiheitsberaubung von Behinderten vorgeworfen.
Die Frauen sollen laut Anklage in der Zeit von Oktober 2016 bis August 2017 Behinderte in einen kleinen Raum in den Reha-Werkstätten in Zieverich gebracht und die Tür verschlossen und auch mit Rollstühlen verbarrikadiert haben.
Nach Angaben eines Gerichtssprechers müssen die Frauen nun 2400 beziehungsweise 2000 Euro an den Verein Lebenshilfe zahlen, den Träger der Werkstätten. Die Beweislage in dem Verfahren sei schwierig gewesen, da sich die unmittelbar Betroffenen nicht oder nur schwer hätten äußern können und Zeugen, die bei den verhandelten Vorfällen nicht eingeschritten seien, sich nicht selbst belasten wollten. Von den auf der Zeugenliste genannten rund 30 Personen waren nur vier vor Gericht geladen worden.
Geschäftsführung der Bergheimer Reha-Betriebe setzte auf Aufklärung
„Nachdem vor etwa vier Jahren der damalige Geschäftsführer Kenntnisse von den Vorwürfen erhalten hatte, wurde umgehend gehandelt“, teilen die Reha-Betriebe mit. „Die Geschäftsführung hat sich für eine umfassende Aufklärung der Vorwürfe eingesetzt und eng mit den Strafbehörden zusammengearbeitet.“ Man toleriere keine Handlungen und Verhaltensweisen, die sich „gegen die uns anvertrauten und besonders schutzbedürftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter richten“.
Als die Ermittlungen bekannt wurden, gerieten die Strukturen und die Arbeitsbedingungen der Behinderten in den Einrichtungen der Reha-Betriebe Erftland in Bergheim und Brühl in die Kritik. In der Politik wurde etwa die Frage der mangelnden Aufsicht über Behindertenwerkstätten und von intransparenten Trägervereinen diskutiert. Der Rhein-Erft-Kreistag wandte sich mit der Bitte um gesetzliche Nachbesserung ans Land.
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Die Geschäftsführung der Reha-Betriebe wurde im vorigen Jahr ausgetauscht. In den Werkstätten in Brühl und Bergheim arbeiten mehr als 800 Menschen mit Behinderungen, etwa in einer Druckerei, einer Schreinerei, einer Schlosserei, eine Mustermacherei für die Teppichindustrie oder im Garten- und Landschaftsbau.