Kita St. Ursula FlerzheimSpielen, wo hüfthoch der Flutschlamm stand
Rheinbach – Die 21 „Bären“ und die 21 „Igel“ aus der Kita St. Ursula spielen erstmals seit der Flut in Flerzheim. Während Spielplatzprüfer Sebastian Koll aus Troisdorf draußen noch mit einem Hammer prüft, ob das hölzerne Klettergerüst mit seiner Rutsche die Überflutung tatsächlich gut überstanden hat, nehmen im sanierten Gebäude die beiden Gruppen ihre neuen Kletterhäuser in Betrieb. Die „Bären“ haben sich das Modell „Dachsbau“ ausgesucht, die „Igel“ wollen höher hinaus – ins Modell „Baumhaus“.
„Wir haben alles wieder, was wir in der Flut verloren haben, und sogar noch viel mehr“, freut sich Tanja Bünk, die zum Zeitpunkt der Flut noch als Einrichtungsleiterin in Einarbeitung war. Hüfthoch war das Gebäude damals in Wasser und Matsch versunken, die hölzernen Buden waren davongeschwommen, der Spielsand mit ihnen. Erzieher, Eltern und Freunde packten sofort mit an, ein Nachbar befreite den Turnraum mit einem Bagger vom Unrat, und unter dem Estrich fanden die Helfer verschlammte Glaswolle, die auch raus musste.
Jetzt stehen die Buden wieder an ihrem Platz, der Sand ist aufgefüllt, die Matschspielecke, die der Förderverein spendiert hatte, wird nun vorschriftsgemäß mit Frischwasser gespeist, und die Brauchwasseranlage spült die Toiletten. Dort gibt es eine schicke Sensation: Eine Waschbeckenzeile, die mit einer wellenförmigen Keramikfront Becken in unterschiedlicher Höhe beinhaltet, die lustig gestalteten Wasserhähne funktionieren zur Motorikschulung alle anders. Messungen auf dem gesamten Gelände hätten belegt, dass nirgends Schadstoffe zurückgeblieben seien, versichert die Pfarrei St. Martin als Träger.
Während die älteren Kinder bei der Rückkehr erkundeten, was alles Neu ist, mussten sich die jüngeren, die erst seit dem Sommer in den Kindergarten gehen, völlig neu orientieren. Einige Eltern brauchen nun nicht mehr ihre Sprösslinge in zwei verschiedene Einrichtungen zu fahren, denn je nach Alter hatte die Pfarrei St. Martin die Kleinen in der Kita St. Helena oder in der Kita Liebfrauenwiese untergebracht.
Arbeiter haben noch viel zu tun
Das Personal kann nun wie früher arbeiten: Drei Fachkräfte gibt es je Gruppe, Praktikanten, Reinigungskraft, Küchenhilfe und die Leiterin. Beim Rundgang zeigt Tanja Bünk stolz die neue Einrichtung. Zwei große Wickelplätze, Mehrzweckraum und Schlafraum. Vor allem in der Küche ist das Farbkonzept eines Architekten zu erkennen. Die Wand gleicht in der Farbe nun der Küchenzeile. Hier wird das Essen zubereitet, das für bis zu zwei Wochen im Kühlschrank auf Vorrat liegt. Jede Gruppe hat auch ihre eigene Küche, zwar mit Kühlschrank, aber ohne Herd. Wohin die Teller gehören, verrät ihr Rand: Rot den „Igeln“, Grün den „Bären“.
Alles steht noch nicht zum Besten. Sebastian Koll hat eine abgebrochene Schraube entdeckt, die noch ersetzt werden muss. Der Schlosser hat die Schließzylinder noch nicht eingebaut, für die neue Sprossenwand in der Turnhalle gibt es eine Bodenhalterung, die aber wegen der neuen Fußbodenheizung noch gegen eine Wandhalterung ausgetauscht werden muss. Zudem ist Verwaltungsleiter Reiner Lützen skeptisch wegen einer Pfütze, die sich unter der Technik der neuen Luft-Wärme-Pumpe gebildet hat. Sein Begleiter, Günter Spittel als Koordinator für Bauangelegenheiten in den Katholischen Kirchengemeinden Meckenheim, Rheinbach und Swisttal, freut sich, dass die alte Gastherme so hoch hing, dass sie als Reserve genutzt werden kann.
Am Putz ist noch die eine gelbe Linie zu sehen, wo die Flut stand. Auch der Spielbereich zur Straße hin ist noch mit Flutschlamm verdreckt. „Hier lag gestern noch Schutt“, erklärte Lützen. Gestrichen wird in den kommenden Ferien. Das betrifft auch die alten Holzfenster. „Sie wurden geöffnet und desinfiziert“, sagt Spittel. Nach den Ferien werden sie nur noch von außen Blau sein, innen dann Weiß.
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Ein Lampentopf für die abgehängte Decke fehlt noch, Türdichtungen sind gerade keine lieferbar, und auch die Leuchtleisten für die Sporthalle lassen auf sich warten. Dafür gibt es einen flammneuen Zaun und erstmals eine komplette Schließanlage. Was die Sanierung kosten wird, kann Spittel noch nicht sagen: „Es sind ja noch nicht alle Rechnungen da, aber grob geschätzt deutlich mehr als eine Million Euro.“ Weil nicht alle Arbeiten Reparaturen sind sondern auch Verbesserungen, werden auch Spenden genutzt.