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Hohe Kosten für Lebensmittel und ÖlSo steigen in Restaurants in Rhein-Sieg die Preise

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Nicht nur steigende Kosten für Spargel bereiten den Gastronomen derzeit Kopfschmerzen. (Symbolbild)

Rhein-Sieg-Kreis – Die Inflationsrate in Deutschland lag im April bei 7,4 Prozent. Für die Teuerungsrate sorgten neben Energiekosten vor allem Lebensmittelpreise. Kein Wunder, dass viele gastronomische Betriebe unter Druck stehen und ihre Preise in den vergangenen Wochen und Monaten angepasst haben. Manche Gastgeber wollen aber noch abwarten, bis sie neue Speise- und Getränkekarten drucken.

Restaurants wollen Preissteigerungen nicht eins zu eins an Gäste weitergeben

„Wir können die Preissteigerungen nicht eins zu eins an unsere Gäste weitergeben“, gibt Peter Schemerka aus dem Brauhaus Rheinbach die allgemeine Stimmung in der Gastronomie wieder. Obwohl die Preise für viele Lebensmittel enorm gestiegen sind, fallen die Anpassungen moderat aus. „Für Lachs zum Beispiel zahlen wir mittlerweile 32 Euro pro Kilo. Vor kurzem waren es noch 20 Euro“, berichtet Schemerka. Noch heftiger sind die Preise für Salat geklettert. Für eine Kiste, die vor nicht allzu langer Zeit noch sieben Euro kostete, hat Schemerka mittlerweile schon bis zu 30 Euro bezahlt.

Auf der Speisekarte finden wir einen Salatteller Lachs für 16,80 Euro, der vor einigen Wochen noch für 14,70 Euro aufgetischt wurde. Auch bei den Getränken gibt es Aufschläge. So zahlen die Gäste für frisch gezapftes Rheinbacher Naturtrüb oder Dunkel 2,50 Euro (0,3 l) – 20 Cent mehr als vor Monaten. Die Gäste akzeptieren die Erhöhungen bislang klaglos.

Pauschale für Buffets angestiegen

Zurückhaltung hat sich Familie Görres bislang auferlegt. Peter Görres, Chef des gleichnamigen Hotels und Restaurants in Wachtberg-Villip, plant erst im Herbst mit neuen Preisen. Bislang wurde lediglich die Pauschale für Buffets erhöht. Das Gasthaus wird oft als Veranstaltungsort für Feiern gebucht. „Fast alle Lebensmittel sind teurer geworden. Frittierfette und Speiseöl genauso wie Fisch und Fleisch. Wir versuchen, mit cleveren Einkaufsstrategien entgegenzuwirken“, sagt der Gastronom.

Wie lange die defensive Strategie noch durchzuhalten ist, bleibt abzuwarten. „Im Herbst und Winter schlagen zusätzlich die gestiegenen Kosten für Gas, Öl und Strom zu Buche“, blickt er skeptisch voraus.

Ähnlich verfährt Lydia Lohmeier von der DACAPO Service Gesellschaft, die neben der Waldau auf dem Venusberg, die Godesburg und den Schützenhof im Tannenbusch betreibt. „Im À-la-Carte-Bereich haben wir noch nichts aufgeschlagen“, erklärt sie. Lediglich die Buffets für Veranstaltungen in den drei Locations sind etwas teurer geworden. „Wir hoffen, dass die Preise nicht weiter steigen und möchten unsere Gäste nicht verschrecken“, sagt Lohmeier.

Mit zurückhaltender Preispolitik mehr Gäste gewinnen

Möglicherweise, so spekuliert die Gastronomin, lassen sich durch die zurückhaltende Preispolitik noch mehr Gäste gewinnen. Auf diese Weise könnten höhere Auslagen für Lebensmittel und Personal eventuell ausgeglichen werden. Die Strategie scheint aktuell zu funktionieren. Der Zuspruch ist sehr hoch. Sollte die Inflation allerdings anhalten, seien Preiserhöhungen in den drei Restaurants unvermeidlich.

Axel Sistig betreibt das Restaurant „Zum alten Bahnhof“ in Kardorf. Für ihn sind Preissteigerungen ebenfalls eine Gratwanderung, bei der er die Gäste mitnehmen müsse. Das sei für die ländliche Gastronomie schwieriger als für städtische Betriebe, findet Sistig. Er hatte die Preise zuletzt im März leicht erhöht. Seitdem kostet ein Bier vom Fass (0,2 l) 1,70 Euro. Das sind lediglich zehn Cent mehr als zuvor.

„Allerdings wissen wir nicht, wie lange wir die jetzigen Preise halten können. Vor allem im Winter könnten sich die Heizkosten als weitere Preistreiber erweisen“, sorgt sich der Wirt. „Bis dahin hoffen wir noch auf ein Wunder und fallende Preise.“ Wenn sich dieser Wunsch allerdings nicht erfüllen sollte und die Preisentwicklung in der aktuellen Größenordnung anhält, werden die Speisekarten auch in Kardorf noch einmal umgeschrieben.

In der Waldgaststätte „Bahnhof Kottenforst“ hat Chef Tobias Selz die Preise vor kurzem erhöht. Ein Weizenbier (0,5 l) etwa kostet nun 5 Euro. Zuvor hatte er noch 4,60 Euro berechnet. Das Kottenforststeak mit Kräuterbutter, Pommes frites und Salat ist von 15 auf 17,50 Euro gestiegen. Bislang zeigen die Gäste Verständnis. „Ich habe wegen unserer Preise noch keinerlei negative Rückmeldungen vernommen“, sagt Selz.

Selbstbedienung wegen hoher Personalkosten und Personalmangel

Kritisiert würde vielmehr, dass man im Biergarten auf Selbstbedienung umgestellt habe. Manchen Gästen sei es lästig, die Schritte bis zur Ausgabe zurückzulegen, um ihr Getränk zu bestellen und abzuholen. Daran könne er jedoch nichts ändern, so Selz. Gestiegene Personalkosten und der eklatante Personalmangel ließen ihm keine Wahl.

Im Gasthaus Elefant in der Bonner Fußgängerzone wurden die Preise in diesem Jahr bislang zweimal angehoben – zunächst zu Beginn des Jahres und zuletzt im April. „Allerdings jeweils in verträglichen Dosen“, wie Geschäftsführer Oliver Diaz versichert. Damit scheint der Prozess aber noch nicht abgeschlossen zu sein.

Diaz rechnet nicht mit einem baldigen Stopp der Preisspirale. Die Reaktionszeit auf die Erhöhung der Lebensmittelpreise werde immer kürzer. „Fleisch hat zum Beispiel einen Wochenpreis“, veranschaulicht Diaz – Schwankungen, auf die er reagieren müsse. Da dauere der Druck einer neuen Speisekarte manchmal länger als der nächste Preisanstieg. Die Karte des Hauses umfasst 20 Seiten und ist mit viel Akribie gestaltet. Ein Neudruck will daher wohlüberlegt sein.

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Die Preiskurve für Rindfleisch weist steil nach oben. „Wir bezahlen 30 bis 35 Prozent mehr als vor einigen Monaten“, so Diaz. Deshalb ist Rinderfilet in den vergangenen Wochen schon mal von der Karte genommen worden.

„Aufgrund der hohen Fleischpreise müssen wir generell darüber nachdenken, ob wir nicht noch mehr vegetarische oder vegane Speisen anbieten. Obwohl wir ein Gasthaus sind, in dem die Zubereitung von Fleischgerichten traditionell eine Hauptrolle spielt. Aber die Entwicklung zwingt uns langfristig umzudenken“, so der Gastronom. Ein Wiener Schnitzel kostet mittlerweile fünf Euro mehr als 2021, was die Gäste bislang klaglos akzeptierten.

Sensibler ist das Thema Bierpreis. „Der Kölschpreis war schon immer ein Aufregerthema“, sagt Diaz. Im Gasthaus auf der Sternstraße wurde kürzlich die magische Zwei-Euro-Marke gerissen. Ein Glas (0,2 l) Peters Kölsch vom Fass kostet jetzt 2,10 Euro.