Neustart nach der Flut„Leben mit Autismus“ eröffnet Cafe im Rheinbacher Bahnhof
Rheinbach – Drei Tage vor der Eröffnung hat das Café „Come in“ endlich die Küche erhalten, in der auch erwerbsunfähige Menschen sich etwas hinzuverdienen sollen. Nun kann der 1. Mai kommen. Mitarbeiter des Vereins „Leben mit Autismus“ haben für den Neuanfang, den die Flutkatastrophe erzwang, die Corona-Pandemie aber vor Weihnachten noch vereitelte, alles arrangiert. Geschirr steht bereit, Bierbänke sind aufgeschlagen und eine speziell auf die Arbeit mit behinderten Menschen eingerichtete Kasse in Funktion. Sogar das Schlagzeug für die vereinseigene Band „Courage“ steht im Gastraum.
Aus dem von der Flut zerstörten Eiscafé, das der Verein erst im Juni 2020 in Odendorf eröffnet hatte, gibt es nur ganz wenige Erinnerungsstücke – etwa eine tönerne Zierhenne, die komplett vom Schlamm gereinigt auf einer Ablage hockt.
Ansonsten werden Rheinbacher, die das vorige Café im alten Bahnhofsgebäude kannten, unglaublich viel wiedererkennen. „Wir konnten nicht nur die Räume vom Vormieter übernehmen, sondern auch das Inventar“, erklärt Vereinssprecherin Sarah Henk. „Aber wir haben einiges anders angeordnet“, berichtet ihre Kollegin Andrea Hupperich und zeigt auf die neuarrangierten Sitzgruppen.
Kaffeemaschinen stehen an diesem Tag noch auf einem Servierwagen und der Programmierer von „1akassen“ erklärt Buchhalterin Alexandra Tritscher gerade die Spezialfunktionen der neuen Kasse. Dort sind Münzen und Geldscheine zu sehen, was Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung das Arbeiten erleichtern soll. Solche Hilfen wird es auch in der Küche geben: „Von jedem Essen, das es hier geben wird, hängt quasi eine Bauanleitung in Fotos aus“, sagt Henk.
Allein diese Hilfestellungen anzufertigen wird ganz schön viel Arbeit werden, denn die Karte für die erste Woche, die bereits an der Eingangstür aushängt, zeigt, wie viel Auswahl jeden Tag sein wird: Drei Essen (eines immer vegetarisch) zwischen 7,50 und 10,50 Euro, ein großer Salat sowie Suppe und Dessert stehen täglich variierend zur Wahl. „Das Essen wird von ,Evation‘ komplett vorbereitet, muss aber hier in der Küche dann servierfertig gemacht werden“, sagt Henk. „Evation“ ist ein Rheinbacherer Caterer.
Der Verein ist auf jeden Fall froh, dass er Verwaltung und Café an einem Ort unterbringen konnte. Laut Henk wurde dazu allerdings etwas von der früheren Gaststätte, die während der Pandemie eröffnete und im Lockdown schloss, abgeknapst.
Anders als der Vereinsname vermuten lässt, gibt es unter den Mitarbeitern des Cafés noch keinen Autisten, obwohl dafür alles vorbereitet ist. „Wir haben aber zwei Zuverdiener“, sagt Henk und meint damit Beschäftigte, die voll erwerbsunfähig sind, sich aber etwas dazuverdienen dürfen. Die beiden Kräfte kommen aus Flutgebieten im Kreis Euskirchen und müssen, solange der Zug nicht rollen kann, mit den Ersatzbussen fahren. Aber auch der hält direkt am Café.
Zur Belegschaft gehören auch Betreuer und Minijobber, so dass sieben Personen die Arbeit leisten. Insgesamt – mit den Mitarbeitern für Verwaltung, Betreuung und Therapie – haben nun etwa 30 Menschen ihren Arbeitsplatz im alten Bahnhofsgebäude. Praktikanten gibt es häufiger. Obwohl zunächst nur ein Mittagstisch angeboten wird – montags bis freitags sowie sonntags von 11.30 bis 14.30 Uhr, samstags von 15 bis 20 Uhr – gibt es Arbeit genug. Der gewohnte Verkauf von Pfannenwendern und anderen Produkten, die von Menschen mit Behinderung auf dem Eichhof in Much hergestellt werden, muss noch etwas warten.
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Zur Eröffnung, die am 1. Mai um 13 Uhr gleich mit Musik von „Courage“ unter der Leitung des Bonner Musikpädagogen Udo Seehausen startet, gibt es vor allem Kaffee und Kuchen, im Biergarten wird Weißwurst gegrillt, und zum Wein gibt es Käse.
189 Mitgliedschaften finanzieren den Verein. Meist sind das Familien, die 50 Euro im Jahr zahlen. Einzelmitglieder zahlen 30 Euro. „Die meisten unserer Mitglieder buchen unsere Kurse und Freizeiten“, erklärt Hupperich, die an verschiedenen Standorten wirkt – auch in Bachem an der Ahr.