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AttrappenWie die Ukraine Russland mit Waffensystemen aus Holz in die Irre führt

Lesezeit 3 Minuten
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US-Fahrzeug zum Abschuss von Himars-Raketen 

  1. Westliche Artilleriesysteme bescheren der Ukraine Erfolge beim Kampf gegen die russischen Invasionstruppen.
  2. Doch nicht alle sind echt.

Berlin – Besonders im Osten und Süden der Ukraine durchkreuzen sie oftmals die Pläne der russischen Truppen: westliche Artilleriesysteme mit großer Reichweite. Kiew feiert durchschlagende Erfolge etwa mit Mehrfachraketenwerfern wie dem US-System Himars. Russland hingegen meldet immer wieder die Zerstörung solcher Geräte.

Ein Bericht der „Washington Post“ legt nahe, dass Russland bei seinen „Abschüssen“ offenbar bereits mehrfach einer sehr erfolgreichen ukrainischen Kriegsstrategie auf den Leim gegangen ist. Nach Angaben von Offiziellen aus den USA und aus der Ukraine hat das russische Militär mehrmals Attrappen von westlichen Artilleriesystemen ins Visier genommen und zerstört, die die ukrainischen Streitkräfte wohl großflächig einsetzen.

Das US-Medium hat dem Bericht zufolge Fotos der Repliken ausgewertet. Diese werden demnach aus Holz gebaut und seien insbesondere für die russische Aufklärung aus der Luft mithilfe von Drohnen kaum vom echten Artilleriegerät zu unterscheiden. Die Drohnen gäben die Stellung der Systeme an russische Militärschiffe im Schwarzen Meer weiter, die dann oft ihre Lenkraketen vom Typ Kalibr darauf ausrichteten. Bereits mindestens zehnmal habe diese Taktik funktioniert, wird ein ukrainischer Offizieller zitiert – deshalb sei die Ukraine dazu übergegangen, mehr solcher Attrappen zu produzieren.

Russland will bereits mehr Systeme zerstört haben, als die USA lieferten

„Sie haben behauptet, mehr Himars getroffen zu haben, als wir überhaupt geschickt haben“, zitiert die Zeitung einen US-Offiziellen. Nach Pentagonangaben hat die Ukraine bisher 16 Himars-Systeme erhalten, hinzu kommen mehrere Systeme der anderen westlichen Alliierten – etwa der Raketenwerfer Mars II und die Panzerhaubitze 2000 aus Deutschland, aber auch das Mehrfachraketenwerfersystem M270, das US-amerikanischer Bauart ist. Wie viele dieser Geräte tatsächlich noch einsatzbereit sind, lässt sich nicht unabhängig bestätigen.

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Dass die russische Offensive im Osten und Süden der Ukraine stockt, wird gegenwärtig insbesondere auf den Einsatz jener Systeme zurückgeführt. Gut 80 Kilometer weit können etwa die Himars-Systeme ihre Raketen abfeuern. So sei es der ukrainischen Armee nach US-Angaben bereits mehrfach gelungen, Russland schmerzhafte Schläge gegen Versorgungslinien, Munitionsdepots und Infrastruktur zuzufügen.

Deshalb hatte der russische Verteidigungsminister die westlichen Artilleriesysteme zu Zielen mit höchster Priorität erklärt. „Wenn die UAVs (unbemannte Luftfahrzeuge wie Drohnen, Anm. d. Red.) die Batterie sieht, ist es wie ein VIP-Ziel“, sagte ein ukrainischer Offizieller der „Washington Post“. Diese Strategie macht sich die Ukraine offenbar zunutze.

Russlands Arsenal soll dezimiert werden

Denn für das angegriffene Land, das Russland militärisch eigentlich deutlich unterlegen ist, ist es unabdingbar, das größere russische Arsenal zu dezimieren – es braucht „Kanonenfutter“. Der Einsatz von Attrappen der als „VIP-Ziele“ deklarierten Artilleriesysteme hat sich dabei als effizient erwiesen. „Eine Kalibr-Rakete, die auf ein falsches Himars-Ziel in einem Feld abgefeuert wird, ist eine Rakete, die nicht gegen eine ukrainische Stadt eingesetzt werden kann“, fasste der Militäranalyst Rob Lee gegenüber der „Washington Post“ zusammen. Zudem könnten die Repliken Russland dazu zwingen, Munitionsdepots und Kommandoposten zu verschieben, um einem möglichen Beschuss zu entgehen.

Der Einsatz von Waffenattrappen ist dabei keineswegs eine neue Taktik, sondern wurde in der Vergangenheit bereits mehrfach eingesetzt. So nutzten etwa die Alliierten im Zweiten Weltkrieg diese Taktik, um vor der Landung in der Normandie die Truppen Nazi-Deutschlands zu verwirren. Für die Ukraine sind die Repliken nun offenbar ein weiterer Teil ihrer asymmetrischen Kriegsführung, die die russischen Truppen aufreiben soll.

In den vergangenen Wochen sind mehrfach Fälle publik geworden, bei denen wohl ukrainische Partisanen Eisenbahnlinien und die Stromversorgung in von Russland besetzten Gebieten zerstört haben. Besondere Aufmerksamkeit erregten auch die Explosionen in einem Munitionsdepot sowie auf einem weiteren russischen Militärgelände auf der Halbinsel Krim. (RND/sic)