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Botschafter Melnyk im Interview„Wir brauchen Waffen nicht morgen, sondern heute”

Lesezeit 3 Minuten
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Andrij Melnyk, seit Dezember 2014 Botschafter der Ukraine in Deutschland

Herr Melnyk, Ihr Präsident Wolodymyr Selenskyj hat zum Bundestag gesprochen. Wie haben Sie die Rede wahrgenommen?

Die Rede war eindringlich und bewegend. Ich hoffe, dass sie nachwirken wird.

Wie finden Sie den Umgang damit, also die Tatsache, dass der Bundestag danach direkt zur Tagesordnung übergegangen ist?

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Für uns zählt, welche Taten der Rede folgen. Alles andere ist für uns drittrangig – also ob und wann es eine Debatte gibt. Die Hauptsache ist, dass die Regierung handelt, uns zuhört und besser versteht. Das bedeutet, dass wir Waffen nicht morgen, sondern heute brauchen, dass wir die Unterstützung für die Versorgung der Menschen nicht morgen, sondern heute brauchen, und wir auch die Perspektive eines Beitritts zur Europäischen Union jetzt brauchen. Das kostet den deutschen Steuerzahler keinen Cent. Aber es kann wirklich Berge versetzen. Das ist auch das, was mein Präsident zum Ausdruck bringen wollte.

Sie selbst stehen unverändert in der Kritik. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Sören Bartol hat Sie zuletzt bei Twitter als „Botschafter“ mit Anführungszeichen geschrieben. Wie bewerten Sie das?

Die Vorstöße aus der SPD - was soll ich dazu sagen? Das spielt für mich persönlich keine Rolle. Die Hauptsache ist, dass die Parteien und die Ampel-Regierung wirklich begreifen, in welcher Situation sich nicht nur die Ukraine, sondern auch Europa und damit Deutschland befinden. In der SPD sollte man nicht nur sagen: Wir haben uns geirrt, was Putin betrifft. Es tut uns leid. Man muss das Ganze ehrlich aufarbeiten. Nur dann kann diese Partei nach vorne gehen, und nur dann kann diese Ampel-Regierung in der Außenpolitik Maßstäbe setzen. Darauf hoffen wir.

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Es ist jetzt davon die Rede, dass es bei Verhandlungen zwischen der russischen und der ukrainischen Seite einen Kompromiss über die Neutralität der Ukraine als Basis einer Friedenslösung geben könnte. Stimmt das?

Nein, das ist falsch. Es ist zu früh, darüber zu reden. Das hat Russland ins Spiel gebracht. Für uns gilt nur das, was die Präsidenten besprechen, wenn sie gemeinsam an einem Tisch sitzen – mein Präsident Selenskyj und Herr Putin. Nur dann kann man über irgendwelche Kompromisse reden. Jetzt sind solche Äußerungen nur ein Zeichen dafür, dass die Russen spüren: Sie können diesen Krieg nicht gewinnen. Und deswegen bringen sie nicht nur Ultimaten ins Spiel, sondern schauen selbst, wie dieser Krieg für sie ohne große Verluste zu Ende gehen kann. Darum geht es. Es wird nicht an uns scheitern, Kompromisse einzugehen. Aber das kann nur der Präsident machen. Und solange die Präsidenten nicht sprechen, ist alles noch zu früh.