- Der Tübinger Oberbürgermeister hat mit einer Rassismus-Debatte erneut gegen den grünen Konsens verstoßen.
- Palmers eigener Landesverband leitete das Ausschlussverfahren ein.
Nun hat es auch die Grünen erwischt. Besonders, wenn man Volkspartei sein will, taucht früher oder später ein prominentes Mitglied auf und empört mit einer Entgleisung so viele Menschen, dass es der ganzen Truppe schadet – und sie Konsequenzen ziehen will.
Die CDU hatte Martin Hohmann, die SPD Thilo Sarrazin, die Grünen haben seit vielen Jahren Boris Palmer. Ob Tierschutz oder Asyl, ob Law-and-Order, Multikulti oder Corona-Lockdowns: Alle Jahre wieder verstößt der Tübinger Oberbürgermeister gezielt gegen den grünen Konsens. Vor einem Jahr rief ihn sein Landesverband deshalb bereits zum freiwilligen Austritt auf. Diszipliniert hat es ihn nicht.
Palmer blieb aus ökologischer Überzeugung, wie er sagte. Darin besteht sein Missverständnis: Die Grünen mögen in Baden-Württemberg wie eine CDU mit Vogelschutzprogramm regieren. Aber im Bund ist ihr wichtigstes Verkaufsargument neben der Ökologie, für Harmonie und hohe moralische Ansprüche zu stehen.
Eines Oberbürgermeisters unwürdig
Von der Diskussion, was man noch ungestraft sagen darf, kann man halten, was man mag. Aber dass Palmer in seinem neuesten Debattenbeitrag rassistische und obszöne Begriffe benutzte, passt nicht zum grünen Wohlfühl-Image – und ist eines Oberbürgermeisters unwürdig.
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Zudem wird der Streit um politische Korrektheit, in den Palmer seinen missionarischen Eifer steckt, längst mit gezielten Missverständnissen, Provokationen und größter Aufregung betrieben. Grünen-Chefin Annalena Baerbock, die immerhin vom Einzug ins Kanzleramt träumt, konnte da nicht anders, als schnell von Palmer abzurücken, um Führungsstärke zu beweisen und das Thema zu beenden.
Doch falls sie darauf gehofft hatte: Aussitzen kann sie die Sache nun trotzdem nicht, denn Palmers eigener Landesverband leitete das Ausschlussverfahren, das Baerbock nur prüfen wollte, bereits ein. Unangenehme Schlagzeilen im Wahlkampf sind damit garantiert. Denn die Verfahren sind zäh und richten oft mehr Schaden für die Partei an als die inkriminierten Äußerungen des jeweiligen Quartalsirren.
Gerade weil Palmer als Kommunalpolitiker so beliebt ist, hätte er sich und den Grünen all das wahrlich ersparen können.