Dass CDU-Chef Friedrich Merz seinen Generalsekretär auswechselt, war nur eine Frage der Zeit. Jetzt muss der Parteivorsitzende diesen Neustart auch dauerhaft für sich nutzen.
Kommentar zu LinnemannFür die CDU kann die neue Strategie eine Stärkung bedeuten
CDU-Chef Friedrich Merz wagt zum Beginn der Sommerpause einen Neustart für seine Partei. Mit der Auswechslung des Generalsekretärspostens leitet der Parteivorsitzende einen Strategiewechsel ein – und gesteht ein, dass er bei der Wahl von Mario Czaja als General einen Fehler gemacht hat.
Vorbei sind die Zeiten, in denen Merz mit Czaja, einem Vertreter des Sozialflügels, eine Ergänzung zu seinem Profil gesucht hat. Mit Carsten Linnemann hat sich Merz nun jemanden an die Seite geholt, der ihm nahesteht – persönlich und inhaltlich. Beide sind Wirtschaftsexperten aus Nordrhein-Westfalen, beide sind konservativ und beide haben die Abteilung Attacke über Jahre routiniert abgespult.
Die Partei voll auf Wirtschaftspolitik ausrichten
Nun wird Merz seine Partei voll auf Wirtschaftspolitik ausrichten – in der Hoffnung, dass die CDU hier an Kompetenzen zurückgewinnt und die Ampel bei den Themen Inflation, Belastungen für den Mittelstand und Wohlstandsverlust stellen kann.
Für den CDU-Chef kann die Neujustierung eine Stärkung bedeuten, wenn er sie denn dauerhaft nutzt. Die heftigen Angriffe auf die Ampel mit stark zugespitzten Wortmeldungen sollte er nun Linnemann überlassen. Als Oppositionsführer müsste Friedrich Merz eigentlich das Gegenangebot zu Bundeskanzler Olaf Scholz sein. In den vergangenen Monaten zeigte er sich aber weniger staatsmännisch, griff des Öfteren auf Populismus zurück und wirkte auf eigene Parteileute dünnhäutig. Deswegen waren viele in der CDU zuletzt verunsichert, ob er tatsächlich Kanzlerkandidat der Union werden sollte.
Linnemann hingegen war einer der ersten, der sich öffentlich für Merz als Kanzlerkandidaten der Union starkgemacht hat. Die Neujustierung lässt sich also auch als Signal an die parteiinternen Kritiker verstehen, dass Merz bereit ist für die Kanzlerkandidatur zu kämpfen. (RND)