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Kommentar zum G7-GipfelDurchlüften, Parfümieren, Drüberhinwegreden – das reicht nicht

Lesezeit 3 Minuten
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Bundeskanzler Olaf Scholz mit den G7-Gästen.

Was von einem G7-Gipfel auf jeden Fall bleibt, sind die Bilder. Die Staats- und Regierungschefs in einem überdimensionalen Strandkorb an der Ostsee, Angela Merkel in der Mitte zwischen einem fröhlich lachenden George W. Bush und einem treuherzig blickenden Wladimir Putin. 15 Jahre ist das her, es wirkt wie aus einer anderen Zeit.

Dann wieder Merkel, diesmal in den bayerischen Bergen, wo sie gemeinsam mit Barack Obama die Welt umarmt – vor sieben Jahren. Putin hatte die Krim überfallen lassen und war damit nicht mehr erwünscht. Und nun empfängt Olaf Scholz erneut in eben dieser Alpen-Idylle.

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Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron (r.) mit Ehefrau Brigitte.

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Panorama in Elmau: US-Präsident Joe Biden, Bundeskanzler Olaf Scholz und Ehefrau Britta Enrst.

Für seine lange hinausgezögerte Ukraine-Reise hat der Kanzler die Parole ausgegeben, er reise nicht nur für Fototermine durch die Gegend. An dieser offenbar gar nicht so großen Selbstverständlichkeit wird sich seine ganze Kanzlerschaft messen lassen müssen – auch der G7-Gipfel, der krisenangepasst eher auf einem vertrockneten Acker stattfinden sollte als in einem Hotel, das sonst dazu dient, sich abzuschotten von den Problemen der Welt.

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Denn von weltweiter Idylle kann nun wirklich nicht die Rede sein. Krisen stehen wie Ausrufezeichen im Raum. Könnte man sie riechen, der Gestank wäre kaum auszuhalten. Ein bisschen Durchlüften, Parfümieren und Drüberhinwegreden reicht nicht aus.

Wer versucht, den Blick von einem Problem abzuwenden, hängt gleich am nächsten fest: Der Krieg Russlands gegen die Ukraine führt die Abhängigkeit von Ölimporten vor Augen. Er lässt weltweit Preise steigen und verschärft Hungersnöte.

Der Klimawandel verliert an Aufmerksamkeit und ist doch durch Dürren und Temperaturrekorde präsent wie nie. Und alles zusammen - die Preise, die Lebensmittelknappheit, die Hitze, die Aggressivität des Atomwaffen-Staates Russland - ist bestens dafür geeignet, für Unsicherheit, Unzufriedenheit und Instabilität zu sorgen.

Es ist die Aufgabe der G7, dem mit mehr als mit einem lauen Statement zu begegnen.Das gilt umso mehr, als Russland und China und ihr informeller Club der weltgrößten Autokratien versuchen, Entwicklungs- und Schwellenländer mit Geld, Investitionen und Hilfslieferungen auf ihre Seite zu ziehen.

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Der britische Premierminister Boris Johnson mit seiner Frau Carrie.

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US-Präsident Joe Biden (l.) mit Kanzler Olaf Scholz und dessen Ehefrau Britta Ernst.

Schon länger repräsentieren die G7, die sich in den 1970er Jahren erstmals zusammenfanden, nicht mehr die weltweit stärksten, sondern nur noch starke Industrieländer. Wirtschaftsmacht ist nicht an demokratische Staatsformen gebunden.

Die Staats- und Regierungschefs in Elmau dürfen sich daher nicht in der Sicherheit wiegen, dass ihr Einfluss ein ehernes Gesetz ist. Sie müssen etwas dafür tun, ihn zu erhalten. Sonst können sie ihre Treffen künftig weitgehend unbeachtet in einer Dorfkneipe abhalten und werden gnädig als schmückendes Beiwerk zu Autokraten-Gipfeln gebeten. Es wäre fahrlässig, dies zu risikieren.

Beim Bemühen um Haltung und Profil ist es nicht wesentlich, dass dieser oder jener Nationalstaat die Nase vorn hat und einem Gipfel den deutschen, den französischen, den amerikanischen oder welchen Stempel auch immer aufdrückt. Damit das Team funktioniert, muss kein Kanzler, Präsident oder Premierminister ein Glitzerkostüm anziehen. Im Gegenteil: Es gilt, Egoismen beiseite zu legen.

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Zentral sind die Substanz und die Überzeugungskraft der Gemeinschaft der Demokratien und ihrer Beschlüsse. Je konkreter die Verpflichtungen, je weniger wolkig die Communiqués, je deutlicher die Abkehr von der eigenen Bequemlichkeit, um so wahrscheinlicher ist es, dass von diesem Gipfel nicht nur die Bilder in Erinnerung bleiben. (RND)