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Kommentar zum KriegEine ganz vorsichtige Hoffnung auf Waffenruhe

Lesezeit 2 Minuten
Verhandsung Istanbul

Die ukrainische und die russische Delegation bei den Verhandlungen in Istanbul.

In der Türkei wird jetzt wieder verhandelt. Russen und Ukrainer sprechen darüber, wie aus dem Krieg ein Frieden werden kann – oder zumindest eine Waffenruhe. Dabei scheint es erste Fortschritte zu geben, etwa was die bis zuletzt belagerte Hauptstadt Kiew betrifft. Sie lassen hoffen, wenn auch nur in Maßen.

Würden die russischen Streitkräfte von Kiew ablassen, dann würde dies immerhin bedeuten, dass das eingangs in Moskau formulierte Kriegsziel namens „Entnazifizierung“ nicht mehr gelten würde. Denn die Vokabel stand ja für nichts anderes als den Sturz der Regierung unter Präsident Wolodymyr Selenskyj. Offenbar hat der russische Präsident Wladimir Putin eingesehen, dass er dieses Ziel nicht erreicht. Vermutlich bringen ihn auch die westlichen Wirtschaftssanktionen ein bisschen zur Besinnung.

Bitte Voraussetzung: Russland will wohl seine Minimalziele erreichen

Ernsthafte Verhandlungen dürften freilich erst stattfinden, wenn Russland zumindest seine Minimalziele gesichert hat: die vollständige militärische Kontrolle über den Osten sowie den Süden und damit den Zugang zum Schwarzen Meer. Letzteres wiederum wäre für die Ukraine unannehmbar, weil es sie von einer Lebensader abschneiden würde.

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Völlig ungeklärt ist, was Neutralität für das angegriffene Land konkret bedeuten würde, wer sie also absicherte und wie viel Selbstbestimmung es dabei noch genösse. Und schließlich besteht die Ukraine darauf, dass Verabredungen zwischen Selenskyj und Putin persönlich getroffen werden müssten. Das will der Kreml-Herrscher bislang nicht.

Ohnehin braucht es für Verhandlungen ein Mindestmaß an Vertrauen. Und Vertrauen hat zu dem Kriegsverbrecher in Moskau derzeit niemand mehr. Deshalb ist allzu viel Optimismus nicht angebracht, Vorsicht hingegen sehr wohl.