Kommentar zur Atomkraft-EntscheidungDie EU-Kommission ignoriert Schulwissen
Brüssel – Kinder lernen heute in der Schule, dass die Zeiten fossiler Energieträger wie Kohle oder Erdgas vorbei ist, vorbei sein muss. Denn die klimaschädlichen Emissionen verpesten ihre Zukunft auf einem sich weiter aufheizenden Planeten.
Lehrer erklären Lernenden, dass man mit der Spaltung von Atomkernen zwar prima Energie erzeugen kann. Es gibt allerdings zwei massive Probleme: Die Kernenergie ist irre teuer und bislang fällt beim strahlenden Müll niemanden etwas anderes ein als ihn einzulagern.
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Die EU-Kommission ignoriert Schulwissen. Die Brüsseler Behörde erkennt Investitionen in neue Gas- und Atomkraftwerke im Rahmen der EU-Taxonomie als klimafreundlich an. Kinder könnten sich jetzt fragen, ob die Kabinettsmitglieder von Ursula von der Leyen entweder den Verstand verloren haben oder bewusst anders handeln. Antwort: Sie handeln aus politischen Erwägungen wider besseren Wissens.
Grünanstrich für Kernenergie und Erdgas
Da ist Frankreich, das vor einer Präsidentenwahl steht und traditionell auf den Einsatz von Kernenergie setzt, weil hier auch der Staat kräftig mitverdienen will. Da sind viele osteuropäische Staaten, die auf Kernkraftwerke setzen. Und da ist Deutschland, wo Erdgas für die Energieversorgung noch etliche Jahre unverzichtbar ist.
Der Kompromiss sieht nun den Grünanstrich von Kernenergie und Erdgas vor, der die Idee hinter der EU-Taxonomie - verbindliche Kriterien für klimafreundliches und nachhaltigen Wirtschaften zu definieren - zukleistert.
Die Entscheidung der EU-Kommission stellt jedoch nicht allein die Glaubwürdigkeit nachhaltiger Geldanlagen in Frage. Sie lässt bei vielen Europäern mit Sicherheit auch Zweifel an der Ernsthaftigkeit und der Konsequenz der Union beim Klimaschutz aufkommen. Sie könnten sich fragen, warum sie sich eigentlich mehr Mühe geben sollen als Brüssel.