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US-WahlWie die Amerikaner die TV-Debatte für Wetten nutzen

Lesezeit 3 Minuten
Biden Trump dpa

Treffen sich zum TV-Duell: Donald Trump (l.) und sein Herausforderer Joe Biden.

Atlantic City – Wird “Sleepy Joe” der erste Spitzname sein, mit dem US-Präsident Donald Trump seinen Herausforderer beleidigt? Wie viele Male wird Joe Biden “Barack Obama” sagen? Und werden Biden und Trump auf der Bühne eine Maske tragen? Vor der ersten TV-Debatte zwischen den beiden im US-Wahlkampf am (heutigen) Dienstag stehen unzählige Fragen im Raum.

Zahlreiche Amerikanerinnen und Amerikaner haben wiederum entdeckt, dass sich auf diese Fragen wetten lässt. Fast eine halbe Million US-Bürger beteiligten sich bis Montagmorgen an Wetten von Online-Anbietern wie DraftKings, FanDuel und Fox Bet.

Manche der größten Anbieter des Landes gestatten Kunden eine kostenlose Teilnahme an Wetten darüber, was bei der TV-Debatte passieren wird. Das Spiel um Geld führt vor Augen, wie schnell Sportwetten mittlerweile in die Mainstream-Popkultur Einzug halten. Wer auf die Lieblingssprüche des Demokraten Biden wettet oder glaubt, zu wissen, was Trump sagen wird, der könnte echtes Geld gewinnen.

“Es ist wirklich interessant zu versuchen, Politik vorherzusagen”, sagt Alex Baker. Der 34-jährige Mann aus Chicago leitet eine Webseite für Fantasy-Sportwetten. “Oft machen die Wettbüros den besten Job, wenn es darum geht, den Ausgang der Wahl im echten Leben vorherzusagen.”

In den USA hat kein Gericht Wetten auf Wahlen legalisiert, in Europa sind sie dagegen erlaubt und verbreitet. Da die US-TV-Debatte aber keine Wahl ist, können die Amerikaner wetten, wie sie wollen. Für die erfolgreichsten Gewinner haben die Anbieter Preispools von 50.000 und 25.000 Dollar aufgesetzt.

Maskentragen, Fake-News-Sprüche und das Wort China

Aus den Erfahrungen mit Sportwetten in mehreren US-Staaten habe man gelernt, dass das Wettinteresse über den Sport hinausgehe, sagt der kommissarische Chef des Anbieters Fox Bet, Kip Levin. Viele Kunden liebten es auch, aus Spaß vor Freunden und Familie zu prahlen, wenn sie bei etwas richtig liegen.

Statt zu wetten, wie viele Touchdowns der Quarterback der Seattle Seahawks, Russell Wilson, im nächsten NFL-Spiel werfen wird, geht es bei den Debatte-Wetten aber darum, was Trump und Biden auf der Bühne sagen und tun werden. Also zum Beispiel: Werden sich die beiden mit Handschlag, mit Faust oder Ellbogen oder gar nicht begrüßen? Oder: Was wird Trump häufiger sagen, "fake news" oder "China"?

Der 36-jährige Manager Matt Marino aus Houston prophezeit, dass Biden auf der Bühne eine Corona-Schutzmaske tragen wird und Trump nicht. “Barack Obama” werde Biden am meisten sagen, und Trump “China” häufiger als “fake news”, wettet er.

Baker aus Chicago ist dagegen zuversichtlich, dass Trump "Recht und Ordnung" (law and order) in der Debatte nennen wird, "weil das zuletzt ein großes Thema in seinen Reden gewesen ist". Außerdem glaubt er, dass Trump das Wort China vor Biden sagen wird.

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Marino wartet derweil gespannt auf das erste Mal, dass Trump Biden den berüchtigten Spitznamen "Schläfriger Joe" verpassen wird: "Er wird ihn definitiv "Sleepy Joe" nennen", prophezeit Marino. (RND)