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Feuerkatastrophe im WestenTrump lässt von Bränden betroffene Bundesstaaten im Stich

Lesezeit 3 Minuten
Trump Nevada 140920

Donald Trump in Nevada

  1. Im Westen der USA wüten verheerende Waldbrände, 35 Menschen starben bislang.
  2. Doch US-Präsident Donald Trump zeigt wenig Interesse, sich mit der Feuerkatastrophe zu beschäftigen.
  3. Kritiker vermuten politische Motive hinter dieser demonstrativen Missachtung.

Washington – Die Berge waren in einen Dunstschleier getaucht, der Geruch von Rauch lag in der Luft. Doch Donald Trump erwähnte die kaum 100 Meilen entfernten Waldbrände in Kalifornien nur beiläufig, als er am Samstagabend vor mehreren hundert Anhängern im benachbarten Bundesstaat Nevada sprach: "Es liegt alles an der Waldbewirtschaftung", sagte der Präsident und fügte hinzu: "Merkt Euch das Wort!"

Dann pöbelte er neunzig Minuten lang in gewohnter Weise gegen seinen Herausforderer Joe Biden, die Presse und seine frühere Gegenkandidatin Hilary Clinton.

Seit Wochen wüten im Westen der USA die schlimmsten Feuer seit Jahrzehnten. Inzwischen steht ein Gebiet von der Größe Schleswig-Holsteins in Flammen. Mindestens 35 Menschen haben bislang ihr Leben verloren. Zehntausende sind auf der Flucht, Hunderttausende sind alleine in Oregon angewiesen, sich auf die Evakuierung vorzubereiten. Doch der Präsident schweigt. Von den mehreren hundert Tweets, die Trump in den vergangenen Tagen abgeschossen hat, bezog sich nur ein einziger auf die Waldbrände.

Von Brand betroffene Staaten sind in demokratischer Hand

Kritiker des Präsidenten vermuten hinter dem Desinteresse politische Motive: Die betroffenen Bundesstaaten Washington, Oregon und Kalifornien sind fest in der Hand der Demokraten. Bei den Präsidenschaftswahlen kann Trump hier keine Stimmen ernten. "Man gewinnt den festen Eindruck, dass man von der Regierung unterschiedlich behandelt wird, je nachdem, wie die Bevölkerung abgestimmt hat", monierte Eric Garcetti, der Bürgermeister von Los Angeles. Tatsächlich ist der demokratische Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, ein Erzfeind von Trump, und der Hinweis auf die angeblich schlechte Waldbewirtschaftung soll ihm die Verantwortung für das Desaster zuschieben.

Wissenschaftler führen die dramatischen Brände in diesem Jahr hingegen auf das Zusammenkommen einer extremen Trockenperiode, der wachsenden Zersiedelung und die Auswirkungen der Klimakrise zurück. Das letzte Thema aber ist für Trump und seine Anhänger tabu. "Der Klimawandel ist wie struktureller Rassismus am Himmel", lästerte Tucker Carlson, der Lieblingsmoderator des Präsidenten beim rechten Sender Fox News: Beides werde der amerikanischen Mittelklasse angelastet, bloß weil sie gerne Hamburger esse und öfter keinen College-Abschluss vorweisen könne.

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Angesichts massiver öffentlicher Kritik will sich Trump nach wochenlanger Abwesenheit nun doch am Montag mit Einsatzkräften in Kalifornien treffen – allerdings nur auf einem kurzen Zwischenstopp seiner Wahlkampftour, die ihn drei Tage lang durch die Nachbarstaaten Nevada und Arizona führt. Letzteres muss er bei der Wahl nämlich unbedingt verteidigen, den ersten Bundesstaat hat er 2016 knapp verloren und hofft, ihn auch mithilfe eines zweistelligen Millionenbetrags für sich erobern zu können.

So zeigt sich selbst in der Feuer-Katastrophe die extreme Spaltung der amerikanischen Politik und Gesellschaft. In den Online-Medien tauchen seit Tagen verstärkt verschwörungsideologische Posts auf, die entweder die linksradikale Antifa oder rechtsextreme Milizen für den Ausbruch der Flammen verantwortlich machten. Das FBI hat die Behauptungen untersucht und herausgefunden, dass sie jeder Grundlage entbehren: "Diese Gerüchte zwingen lokale Polizei- und Feuerstationen, Kräfte von der Bekämpfung des Feuers und dem Schutz der Öffentlichkeit abzuziehen."

Ein Polizeibeamter in Clackamas County, der in einem Video die Antifa für die Brände verantwortlich gemacht hatte, wurde beurlaubt. Am Wochenende begann auch der Internetriese Facebook, entsprechende Posts von seinen Seiten zu entfernen.