70 Prozent der Menschen in Deutschland machen den Lehrermangel für das schlechte Abschneiden beim Pisa-Leistungsvergleich verantwortlich.
Forsa-UmfrageDeutsche sind unzufrieden mit dem Bildungssystem
Die Mehrheit in Deutschland ist nach dem schlechten Abschneiden deutscher Schülerinnen und Schüler beim Pisa-Leistungsvergleich unzufrieden mit dem Bildungssystem. Nach Ansicht von mehr als zwei Dritteln der Bundesbürger sind Schulabgänger heute schlechter qualifiziert als vor 30 Jahren. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag unseres RedaktionsNetzwerks Deutschland hervor.
Demnach sagen nur 10 Prozent der 1008 Befragten, dass sich die Qualifikation der Schulabgänger im Vergleich zur Zeit vor 30 Jahren verbessert habe. 68 Prozent sehen dagegen eine Verschlechterung. 18 Prozent vermuten keinerlei Veränderung beim Qualifikationsniveau. Bei der Pisa-Studie, deren Ergebnisse im Dezember 2023 veröffentlicht wurden, schnitten die deutschen Schülerinnen und Schüler in Mathematik, Lesekompetenz und Naturwissenschaften so schlecht ab wie noch nie.
Nach der Umfrage machen 70 Prozent der Bundesbürger den Lehrermangel für die Misere verantwortlich. Bei Befragten mit Kindern im Schulalter sind es sogar 80 Prozent. Als Grund für die Verschlechterung der Ergebnisse vermuten 59 Prozent der Befragten, dass es zu viele Schüler gibt, die über keine oder zu geringe Deutschkenntnisse verfügen. 57 Prozent sehen eine schlechte Ausstattung der Schulen als Ursache an. Der gleiche Wert gilt für veraltete Lehrpläne und Lehrmethoden.
Fast 60 Prozent beklagen schlechte Deutschkenntnisse vieler Schüler
Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg bezeichnete die Ergebnisse der jüngsten Pisa-Studie als „besorgniserregend“. Die Kultusministerien der Länder hätten aber längst Maßnahmen ergriffen, um diesem Trend entgegenzuwirken, sagte die Grünen-Politikerin dieser Redaktion.
Die Bedingungen und Herausforderungen an den Schulen haben sich laut Hamburg in den vergangenen Jahren grundlegend verändert: „Eine zunehmend heterogene Schülerschaft stellt das Schulsystem und auch die Lehrkräfte vor enorme Herausforderungen.“ Zudem zeigten sich weiterhin die Auswirkungen der coronabedingten Einschränkungen und Schulschließungen.
Die Lehrerverbände in Niedersachsen kritisieren Lehrermangel und Unterrichtsausfall scharf. Die Bildungsgewerkschaft GEW forderte jüngst von Hamburg, grundlegende Maßnahmen einzuleiten, „um die Bildungskrise nicht noch länger zu verschleppen“. Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL) beklagte, dass weiterhin wirkungsvolle Maßnahmen zur Entlastung der „über Gebühr belasteten Lehrkräfte“ fehlten. Nach Ansicht des Philologenverbandes zeigen die Pisa-Ergebnisse, dass der Leistungsgedanke aus den Schulen verschwindet. (rnd)