Große Engpässe gibt es vor allem im Südwesten der Stadt und in Porz. Die zweite Anmelderunde ist gestartet.
Schulplatzmangel in KölnEhrenfelder Familie hat schon die dritte Absage von Gesamtschulen

Schulplätze sind in einigen Kölner Stadtteilen weiter Mangelware.
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Mit zwei neuen Gymnasien und einer neuen Gesamtschule ist die Stadt in diesem Jahr in das Anmeldeverfahren an den weiterführenden Schulen gegangen. Die Hoffnung war, dass die Lage für die Familien der kommenden Fünftklässler nach der Schulplatznot vergangener Jahre diesmal endlich deutlich entspannter sein würde.
Vergeblich: Mit mehr als 270 Kindern, die an ihrem Wunschgymnasium keinen Platz bekommen haben, blieb die Zahl der Ablehnungen unverändert hoch. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es an den Gymnasien 280 Ablehnungen. Die Hälfte der 37 städtischen Kölner Gymnasien verzeichnet in diesem Jahr Überhänge.
Auch bei den Gesamtschulen waren es wieder mehrere hundert Ablehnungen an den Wunschgesamtschulen – allein an der Willi-Brandt-Gesamtschule waren es wohl 125, gefolgt von der Heliosschule mit 62 Ablehnungen. Die Stadt selbst gibt vor dem offiziellen Ende des Verfahrens, das in dieser Woche in die zweite Anmelderunde geht, keine Zahlen raus. Die vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ zusammengetragenen Zahlen beruhen auf den akribischen Recherchen von Olaf Wittrock, dem Sprecher der Kölner Initiative „Die Abgelehnten“.
Ehrenfelder Familie hat schon die dritte Absage
Für die betroffenen Familien und vor allem für die Kinder bedeutet dies neben der Ungewissheit, wie es weiter geht, eine hohe emotionale Belastung. „Mein Kind fühlt sich ganz schrecklich. Zumal alle seine Freunde Zusagen bekommen haben“, erläutert eine Ehrenfelder Mutter, die namentlich nicht genannt werden will, weil sie sich gerade in einem Widerspruchsverfahren befindet.
Ihr Sohn muss in diesem Anmeldeverfahren bereits mit der dritten Absage fertig werden: Nachdem es zunächst an der Freien Schule als private Gesamtschule keinen Platz für ihn gegeben hatte, erteilte ihm auch die Heliosschule im vorgezogenen Anmeldeverfahren an den Gesamtschulen eine Absage. Obwohl sie eigentlich einen Gesamtschulplatz wollten, meldete die Familie dann am Albertus-Magnus-Gymnasium an – und hatte am Wochenende dann die dritte Absage im Briefkasten.
In diesem Jahr ist die Lage besonders im Südwesten der Stadt und im Bezirk Porz sehr angespannt. Im Südwesten gab es 140 Ablehnungen. Allein an den Sülzer Gymnasien gab es in der Summe 89 Ablehnungen. Spitzenreiter war das Hildegard-von-Bingen-Gymnasium mit allein 57 Ablehnungen, gefolgt vom Schiller-Gymnasium (27) und dem Elisabeth-von-Thüringen-Gymnasium (5). An den Gymnasien im Bezirk Ehrenfeld waren es am Albertus-Magnus-Gymnasium 20 und am Montessori-Gymnasium 16 Ablehnungen.
Besonders problematisch ist die Lage in Porz
Sehr problematisch ist die Lage wie schon im vergangenen Jahr im Stadtbezirk Porz: Am Stadtgymnasium Porz und dem Maximilian-Kolbe-Gymnasium, den beiden Gymnasien des Bezirks, gab es je 20 Ablehnungen. Und auch die Realschule und auch die Lisa-Meitner-Gesamtschule, die im vergangenen Jahr die Überhänge aufgefangen hat, mussten Ablehnungen verschicken.
Was für die Kinder des Stadtbezirks besonders schwerwiegend ist, da es keine Alternativen in vertretbarer Schulweglänge gibt. Engpässe gibt es außerdem im Bezirk Chorweiler, in Kalk und auch in Nippes. Entspannt ist die Lage dagegen an den Gymnasien im Bezirk Mülheim.
Alle Familien ohne Schulplatz müssen sich nun in der zweiten Runde bis Freitag, 28. März, an einer Schule mit noch freien Plätzen anmelden. Dafür hat die Stadt eine Liste mit den Schulen veröffentlicht, an denen es noch freie Plätze gibt – unter anderem an dem neuen Gymnasium Neustadt-Nord und einigen Innenstadtgymnasien wie der Kreuzgasse, der Königin-Luise-Schule, der Kaiserin-Augusta-Schule und dem Friedrich-Wilhelm-Gymnasium. Außerdem an den Gesamtschulen in Lindenthal, Zollstock und Ossendorf.
Die für die Anmeldeentscheidung der Eltern höchst relevante Information, wie viele Plätze die jeweilige Schule noch freihat, hält die Stadt jedoch unter Verschluss. „Das ist beschämend und belastend für die Eltern“, kritisiert Wittrock. Auch Kerstin Meier, deren Sohn am Albertus-Magnus-Gymnasium in Ehrenfeld eine Absage bekam, ärgert sich über dieses Vorgehen: „Jetzt telefonieren die verzweifelten Eltern alles ab – das ist ja auch für die Schulen stressig“.
Es sei doch für Eltern wichtig für die Entscheidung, ob es irgendwo drei oder 23 freie Plätze gebe. Wo das ganze Bewerbungsverwahren schon ein Spiel mit so vielen Unbekannten sei, „sollte man das doch so transparent wie möglich machen.“ Zumal die Schulen auch uneinheitlich vorgehen: Manche sagen die Zahl der freien Plätze, andere verweigern dies, weil die Stadt dies untersagt habe. Die Ausgangsvoraussetzungen sind also ungleich.
Freie Kapazitäten im Gymnasium Neustadt-Nord
Am Ende ist nun die Frage, wie die Kinder mit Absage in der zweiten oder gegebenenfalls dritten Anmelderunde einen Platz mit einer vertretbaren Schulweglänge finden könnten. Mindestens die über 140 abgelehnten Kinder aus dem Südwesten werden voraussichtlich in die Innenstadtgymnasien mit freien Plätzen anmelden – als einzige vom Schulweg vertretbaren Alternativen. Die drei kirchlichen Kölner Gymnasien sind anders als in den vergangenen Jahren bereits voll belegt sind und können keine zusätzlichen Kinder aufnehmen.
Die Hoffnungen der Stadt ruhen auf dem neuen Gymnasium Neustadt-Nord, das im Interim im ehemaligen Rautenstrauch-Joest-Museum startet. Dort sind dem Vernehmen nach noch 80 Plätze frei. Für Meier, die mit ihrer Familie in Nippes wohnt, ist der Mangel in ihrem Stadtteil unverständlich. „Wenn selbst das erst im vorigen Jahr neu an den Start gegangene Gymnasium Nippes im Toni Steingass Park in diesem Jahr schon keine freien Plätze mehr hat – dann zeigt das ja, wie hoch der Bedarf ist und wie lange die Stadt das Thema verschlafen hat.“