Rasmus Carstensen erlebte eine Bilderbuchkarriere, doch sein erstes Auslands-Engagement verlief nicht nach Plan. Das könnte in Köln anders sein.
Alternative für Schmitz beim FCKölns neuer Rechtsverteidiger Rasmus Carstensen zeigt Ambitionen
Eben hatte Rasmus Carstensen seine ersten zwei Minuten im Trikot des 1. FC Köln absolviert, als er schon Gesprächsbedarf anmeldete. Und sich an Jeff Chabot wandte, der gerade dabei war, Sargis Adamyan zu dessen 2:0 gegen den FC Nantes zu gratulieren. Kurz zuvor hatte Carstensen versucht, Chabot zu einem 60-Meter-Diagonalball zu animieren, denn Carstensen hatte Raum auf der rechten Seite. Chabot hatte jedoch den einfacheren Ball gespielt und den Angriff solide aufgebaut, kein Drama. Doch offensichtlich war es Carstensen später ein Anliegen, seine Bereitschaft zu signalisieren: Ich bin da, du kannst mich schicken.
Tatsächlich ließ der 22-Jährige für den Rest der Partie keine Gelegenheit verstreichen, aus der Rechtsverteidiger-Position den Weg nach vorn zu suchen. Und tags darauf setzte er seine Kampagne in eigener Sache fort: Beim 3:1 am Sonntagmittag gegen den Nachwuchs von Ajax Amsterdam stand Carstensen zum Anpfiff auf dem Platz und bot 75 Minuten lang eine überraschende Leistung. Der Zugang von KRC Genk aus der belgischen Liga ist als Mann für die zweite Reihe gedacht, als Ersatz und womöglich eines Tages auch Herausforderer für Benno Schmitz, Kölns Rechtsverteidiger. Doch scheint er Ambitionen zu haben, die über diese Rolle hinausgehen. Die FC-Verantwortlichen werden das mit Wohlwollen beobachten.
Carstensens Vorgänger konnten sich nicht in Köln gegen Schmitz durchsetzen
Benno Schmitz blickt auf mittlerweile 110 Einsätze in der Bundesliga zurück. Fünf Jahre hat er nun beim FC verbracht, damit ist er Kölns dienstältester Profi. Mehrfach gab es Versuche, Schmitz herauszufordern, etwa durch Kingsley Ehizibue, der alles war, was Schmitz nicht ist. Allerdings fehlten Ehizibue auch einige von Schmitz‘ Qualitäten, etwa dessen taktische Zuverlässigkeit. Daher nahm der Niederländer vor einem Jahr schon wieder Abschied aus Köln.
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In der vergangenen Saison verdingte sich Kingsley Schindler als Ersatz-Rechtsverteidiger, aber auch der ghanaische Nationalspieler konnte sich nicht gegen Schmitz durchsetzen. So kam der gebürtige Bayer Schmitz zuletzt in zwei Saisons nacheinander auf mehr als 30 Bundesligaspiele.
Doch am Samstag während des Spiels gegen Nantes war an den Reaktionen des Publikums auf Carstensens Auftreten abzulesen, dass die FC-Fans bei aller Sympathie für Schmitz durchaus bereit sind für einen Spieler, der den 28-Jährigen sportlich herausfordert.
Rasmus Carstensen machte sein Profidebüt mit 19 Jahren
Carstensen könnte die Anlagen dafür haben. Seine bisherige Laufbahn lässt jedenfalls einiges Potenzial vermuten. Mit 13 Jahren wechselte er von seinem Jugendverein Virklund Boldklub in die Jugendakademie von Silkeborg IF in die nächstgrößere Stadt. Carstensen lebte weiter daheim, in einer „sehr ruhigen, wunderschönen Umgebung. Direkt an einem wunderschönen See“, sagte er einmal in einem Interview. Die Eltern spielten Handball, der jüngere Bruder Frederik spielte ebenfalls bei Silkeborg und ist mittlerweile selbst Profi in Dänemarks erster Liga und nach mehreren Verletzungen auf dem Weg nach oben. Der ältere Bruder Jeppe spielte ebenfalls, hat aber mittlerweile aufgehört.
Als 19-Jähriger debütierte Rasmus Carstensen in der Superligaen, stieg jedoch gleich ab. Im Unterhaus gelang ihm der Durchbruch. Als Stammspieler führte er Silkeborg zurück in die Erstklassigkeit. Einen Abstieg und einen Aufstieg später war im August 2022 die Zeit gekommen, um in eine größere Liga zu wechseln. Für drei Millionen Euro sicherte sich der belgische Spitzenklub KRC Genk die Dienste des Dänen.
Doch das erste Jahr in Belgien wurde zum Desaster: Nur 50 Minuten stand Carstensen für die Profis auf dem Platz. Genk spielte eine hervorragende Saison und nimmt derzeit an der Qualifikation für die Europa League teil. Unglücklich für Carstensen: Auf seiner Position spielt der kolumbianische Nationalspieler Daniel Munoz, dem zuletzt in 36 Pflichtspielen als Rechtsverteidiger außerordentliche acht Tore gelangen.
FC-Trainer Baumgart: Carstensen hat „viel Mut, viel Geschwindigkeit“
Kein Vorbeikommen also für den jungen Dänen, Außenverteidiger werden selten gewechselt. Carstensen spielte überwiegend in Genks zweiter Mannschaft, die immerhin in der zweiten belgischen Liga antritt. Er kommt also nicht aus einer Amateurliga nach Köln. Überhaupt präsentierte sich der Zugang in seinen ersten Tagen in Köln körperlich bereits auf der Höhe, im belgischen Sport wird hart gearbeitet. „Es ist ein Riesenvorteil, dass er eine komplette Vorbereitung hatte. Deswegen gucken wir mal, wie schnell es dann wirklich auch in den Spielen geht“, sagt FC-Trainer Steffen Baumgart, der dem Spieler „viel Mut, viel Geschwindigkeit“ attestierte.
Bis zum Wechsel nach Belgien war Carstensens Karriere perfekt verlaufen. Bei der U21-Europameisterschaft 2021 in Ungarn und Slowenien scheiterte er mit Dänemark erst im Viertelfinale an Deutschland. Doch der Wechsel ins Ausland verlief glücklos. Und das, obwohl ihm seine langjährige Partnerin bald folgte: Sofie Vendelbo (23) schloss sich den Genk Ladies an; die Medizinstudentin hatte zuvor in der höchsten dänischen Liga als Innenverteidigerin gespielt.
Am vergangenen Donnerstag unterschrieb Vendelbo bei den Frauen des 1. FC Köln, wie ihr Freund für zunächst ein Jahr. Rasmus Carstensen ist aus Genk ausgeliehen. Nach den ersten Eindrücken scheint er sich jedoch alle Mühe zu geben, länger in Köln zu bleiben.