Bremen/Köln – Der 1. FC Köln hat die Chance auf den ersten Sieg nach 16 Spielen Wartefrist verpasst. Am Freitagabend ging die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol in einer tristen Bundesligapartie im leeren Weserstadion zwar durch ein Eigentor des Bremer Kapitäns Niklas Moisander in Führung, musste aber durch den bereits fünften Strafstoß-Gegentreffer dieser Spielzeit noch den Ausgleich hinnehmen. Bittencourt traf, nachdem Sebastiaan Bornauw im Strafraum ein unnötiges Handspiel unterlaufen war. In der Schlussphase verloren die Kölner, die zwar unschön, aber stabil auftraten, noch den Faden und beinahe die Partie.
So konnten sie trotz verlorener Führung am Ende froh sein, zumindest einen Punkt entführt zu haben. „Es wäre mehr drin gewesen, aber wir müssen uns mit dem Punkt zufrieden geben“, sagte Werders Torschütze Bittencourt, „Köln stand sehr tief, und wir haben nicht wirklich die Mittel gefunden.“ Sebastian Andersson hatte im Kölner Sturmzentrum einen einsamen Abend verbracht. „Wir waren sehr defensiv, da kreiert man nicht viel“, sagte der schwedische Angreifer: „Wir haben kein Selbstbewusstsein. Wir sind viel zu weit zurückgewichen.“
Willen, Härte, Schocksekunde
Die Kölner zeigten früh den klaren Willen, den Beginn der Partie nicht zu verschlafen. Sie versuchten, ihre Bereitschaft unter Beweis zu stellen, zeigten aber von Beginn an vor allem Härte – und waren in der Defensive dennoch nicht sattelfest: Nach 45 Sekunden versuchte Marius Wolf einen allzu lässigen Rückpass auf Timo Horn, Mbom sprintete dazwischen und kam zum ersten Abschluss der Partie, den Timo Horn jedoch parierte.
Nach einem aufregenden Beginn und viel Intensität in den Zweikämpfen verpasste es die Partie jedoch, sich auch fußballerisch zu entwickeln. Außer Härte hatten beide Mannschaften nichts zu bieten, der Unterhaltungsfaktor stürzte ins Bodenlose – nicht wenige FC-Fans dürften an den Fernsehern darüber nachgedacht haben, sich auf einem anderen Kanal noch ein paar weitere Details des US-Wahlsystems erklären zu lassen.
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Auf dem Rasen des Weserstadions gab es jedenfalls kaum Interessantes zu entdecken, es war das Spiel zweier Mannschaften mit vielen Sorgen und wenig Plan im Ballbesitzspiel. Immerhin waren restlos alle Spieler wild entschlossen, dem Gegner einen Abend voller Schwierigkeiten zu bescheren. Dennoch kam überraschend, als Timo Horn in der 39. Minute verletzt vom Platz ging – denn eigentlich war bis dahin noch so gut wie gar nichts passiert. Der Kölner Torhüter war mit Josh Sargent zusammengeprallt und hatte sich dabei eine schmerzende Hüfte zugezogen. Für ihn kam Ron-Robert Zieler zu seinem Pflichtspieldebüt dieser Saison.
Schlimme erste Halbzeit
Die erste Hälfte verlief ohne weitere Auffälligkeiten, wäre zahlendes Publikum im Stadion gewesen, es hätte wohl ein heftiges Pfeifkonzert gegeben. So schlichen die Mannschaften still in die Kabinen. Es war ein trüber Abend am Osterdeich.
Die Kölner blieben bei ihrer Ausrichtung. Vor einer Woche hatte Werder gegen Frankfurt nur gut 30 Prozent Ballbesitz gehabt und selbst dabei schon limitiert ausgesehen. Am Freitagabend trieben Köln die Bremer zu mehr als 60 Prozent – und Werder wusste nichts damit anzufangen, weil der FC sich den Platz gut aufteilte. Die Fehler, die Gisdols Mannschaft einstreute, waren zunächst nicht frappierend genug, um die Bremer zum Erfolg zu bringen.
Nach einer Stunde brachte Sebastian Andersson nach Wolfs Flanke einen Kopfball auf das Tor der Bremer; nichts Gefährliches, aber immerhin ein Hinweis darauf, dass Köln durchaus noch auf ein Tor aus war. Ein Tor zumal, das ein Spiel wie dieses hätte entscheiden können.
Endlose Reihe der Pressschläge
Es blieb bei einer schier endlosen Reihe von Pressschlägen; aus einem ergab sich ein Freistoß für Köln, den Duda an den Bremer Fünfmeterraum zirkelte, wo Moisander den Ball ins eigene Tor spitzelte. Ein passender Treffer und die erste Kölner Führung seit dem vorletzten Spieltag der vergangenen Saison.
Für die Bremer waren damit sämtliche Alpträume wahrgeworden. Nun bekamen sie noch mehr Ballbesitz und noch weniger Raum – und liefen zusätzlich Gefahr, Opfer der Kölner Konterstärke zu werden. Doch es blieb ein mit überschaubaren Mitteln geführter Kampf.
Dann kassierte Köln nach der einzig denkbaren Führung den beinahe logischen Ausgleich: Bornauw sprang der Ball im eigenen Strafraum an den Arm, und weil es den Faktor Absicht bei der Auslegung der Handregel nicht mehr gibt, entschied Schiedsrichter Badstübner auf Elfmeter. Leonardo Bittencourt traf; es war ein eigentlich das zweite Eigentor des Abends.
Das war zu viel für die Kölner, die endgültig den Faden verloren und in der Schlussminute sogar noch um den einen Punkt bangen mussten.