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1. FC KölnAnderssons Wechsel in die Türkei geplatzt - auch Skhiri bleibt

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Andersson_Dienstag

Sebastian Andersson am Dienstag nach seiner Rückkehr aus der Türkei

Köln – Am Dienstagnachmittag trainierte Sebastian Andersson am Geißbockheim, als wäre nichts gewesen. Der Ausflug des Schweden an die türkische Riviera war folgenlos geblieben, und zwar in mehrfacher Hinsicht. Einerseits wird der Spieler dem 1. FC Köln erhalten bleiben, der Wechsel zu Antalyaspor platzte auf den letzten Metern. Andererseits wird zumindest Steffen Baumgart dem Stürmer nicht übel nehmen, dass er darüber nachgedacht hat, sich eine neue Mannschaft zu suchen. „Wenn sich ein Spieler mit Alternativen beschäftigt, halte ich das für ganz normal. Da werde ich auch nicht den Moralischen raushängen lassen“, sagte der Trainer.

Verhandlungen seit Sonntag

Andersson hatte seit Sonntag mit dem türkischen Erstligisten Antalyaspor verhandelt; offenbar war man so weit gekommen, dass ein Abschluss in Sicht war. Die medizinische Untersuchung gilt bei Spielertransfers als letzter Akt, über Zahlen gibt es dann üblicherweise nicht mehr viel zu diskutieren. Allerdings ist Sebastian Andersson ein spezieller Fall, denn nach einer Verletzung konnte er in der vergangenen Saison nur 18 Pflichtspiele absolvieren. Zwar stabilisierte sich der 30-Jährige in diesem Sommer, hielt einen Großteil der Vorbereitung durch und kam auch in allen bisherigen Pflichtspielen der Kölner zum Einsatz. Doch in der Bundesliga reichte es bislang nur zu zwei Einwechslungen und einmal 70 Minuten von Beginn an.

Verbesserte Form

Andersson sind die körperlichen Rückschläge der vergangenen Monate nach wie vor anzusehen, obgleich er sich deutlich verbessert zeigt und immer wieder sein überragendes Geschick im Zweikampf andeutet. Andersson sieht zwar nicht aus wie ein Brecher, ist aber mit 1,90 Metern Körperlänge ein Faktor im Kölner Kopfballspiel, defensiv wie offensiv. Es ist nicht ausgeschlossen, dass er in dieser Saison seinen Wert haben wird für die Kölner, die in den ersten Partien besonders dann gefährlich wurden, wenn sie über die Flügel attackierten und das Zentrum besetzt war.

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Die Türken hatten diese Fantasie jedoch eher nicht. Nach der Untersuchung schickten sie den Spieler heim, offenbar schreckte man davor zurück, ein finanzielles Wagnis einzugehen mit einem 30-Jährigen, dessen Krankengeschichte zwar nicht über viele Jahre geht, in den zurückliegenden zwölf Monaten jedoch dramatische Züge annahm.

Den Kölnern gilt er derzeit als grundsätzlich gesund, und der Spieler selbst sieht sich ebenfalls zu mehr in der Lage als ein paar Kurzeinsätzen. Dass er am Samstag begann, lag vor allem daran, dass Uth und Thielmann fehlten, die weiteren Aussichten auf Einsätze sind also mäßig. Steffen Baumgart zeigte Verständnis für Anderssons Versuch. „Wir sind im Profigeschäft. Sebastian ist mit seiner Situation nicht ganz zufrieden. Er hat den Anspruch, 90 Minuten zu spielen. Wir gehen damit klar und vernünftig um.“

Baumgart setzt auf Andersson

Baumgart hat Vertrauen in Anderssons Gesundheit. „Er war bislang in jedem Spiel im Kader und hat immer seine Leistung gebracht. Damit ist der Junge für mich gesund und spielfähig. Wenn er woanders bei einem Medical durchfällt, hat das mit anderen Leuten zu tun. Mir geht es darum: Kann er trainieren? Ist er bei sich? Wie ist er, wenn er mit mir spricht?“, sagt der 49-Jährige. Leistungssportler, zumal nach Überschreiten des 30. Lebensjahres, müssen mit körperlichen Gebrechen umgehen, jedenfalls deutet Baumgart das an: „Nennen Sie mir irgendeinen Fußballer, den Sie durch die Röhre schicken – und der dann nichts hat.“

Wäre Andersson tatsächlich gegangen hätten die Kölner keinen weiteren Angreifer unter Vertrag genommen. „Ich vertraue den Spielern, die wir haben“, sagte Baumgart. Am Samstag hatte Tim Lemperle das 2:0 geschossen, es war der Premierentreffer des so hoch veranlagten 19-Jährigen in der Bundesliga. In früheren Jahren sahen die FC-Verantwortlichen Lemperle auch auf der rechten Offensivseite, nun ist der 1,87 Meter große Angreifer für das Sturmzentrum vorgesehen. Weil auch Mark Uth Qualitäten als Abschlussspieler hat und Jan Thielmann die Hoffnung nährt, er könne eine große Saison spielen, ist Baumgart guter Dinge – zumal es dem Trainer gelungen ist, Anthony Modeste (33) eine Geschichte zu erzählen, in der er in wichtiger Rolle vorkommt – und an die er glaubt: Der Franzose zeigte sich am Samstag erneut in starker Form, und das über 94 Minuten. In der vergangenen Saison hatte Modeste nicht ein Bundesligaspiel über die volle Distanz bestritten.

Skhiri bleibt in Köln

Andersson war ein überraschender Abschiedskandidat, eigentlich galten die Sorgen der Kölner Fans einem anderen Spieler: Ellyes Skhiri (26) hatte monatelang als sicherer Abgang gegolten, doch wird er den Kölnern nun vorerst erhalten bleiben. Er sei immer vom Verbleib des Tunesiers überzeugt gewesen. Am Dienstagmittag stand für Baumgart dann fest, dass er Skhiri weiter einplanen könne: „Bei Skhiri würde es um Summen gehen, die nicht mehr so schnell zu lösen sind.“