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1. FC KölnAuf dem Abstellgleis: Sebastian Andersson darf gehen

Lesezeit 4 Minuten
Andersson_Dienstag

Sebastian Andersson am Dienstagmorgen nach dem Training am Geißbockheim. 

Köln – Die Trainingsgruppe des 1. FC Köln präsentierte sich auch zu Beginn der vorletzten Woche dieser Sommervorbereitung in stolzer Größe. Es verabschiedeten sich vorerst nur die Nachwuchsspieler Maximilian Schmid (19), Winzent Suchanek (19) und Rijad Smajic (18), die vorerst wieder mit ihren U-Mannschaften trainieren. „Offiziell gehören sie weiter zu uns“, erklärte FC-Trainer Steffen Baumgart.

Unwägbarkeiten sind Teil einer jeden Sommervorbereitung. „Der Kader wird vorerst so bleiben, weil noch nicht klar ist, wer uns noch verlassen und wer bleiben will“, beschreibt Baumgart: „Im Moment sieht es aus, als wollten alle bleiben.“

Als er nach Sebastian Andersson (31) gefragt wird, beginnt Baumgart, auf seiner Stoppuhr herumzuspielen. Der Schwede hatte eine furchtbare erste Saison in Köln, die zweite war nicht viel besser: Zwar blieb Andersson abgesehen von einer hartnäckigen Corona-Infektion im Saisonfinale soweit von Verletzungen verschont und kam auf 26 Einsätze (3 Tore). Doch fand er nie zur körperlichen Verfassung, die ein Bundesligastürmer benötigt, zumal in Steffen Baumgarts extrem intensiven Fußball, im Spiel wie im Training. In dieser Sommervorbereitung fällt Andersson erneut ab.

Adamyan leidet

Auch Sargis Adamyan, Kölner Zugang und einer von Anderssons Konkurrenten im Sturm, litt beim Hitzetraining am Dienstag. Der armenische Nationalspieler hat noch ein wenig Rückstand aufzuholen. Baumgart erklärt Adamyans Leiden mit den Ansprüchen der heutigen Zeit. „Früher hatten wir Stürmer die Möglichkeit, ab und an eine Pause einzulegen. Das ist hier nicht so einfach, weil irgendwo immer einer brüllt. Meistens ich“, sagt Baumgart.

Gegen den AC Mailand am Samstag spielte Adamyan, Andersson war nicht berücksichtigt, spielte stattdessen tags darauf im Test gegen den Viertligisten Kickers Offenbach – und enttäuschte auf ganzer Linie. Andersson hat in dieser Vorbereitung kein Training verpasst, nur bei athletischen Einheiten trat er kürzer, „da läuft er anders“, beschreibt Baumgart.

Bei der Trainingsbelastung wird es vorerst bleiben, trotz der Hitze. „Wir trainieren weiter und trinken zwischendurch mehr. Ich weiß, die Experten und die Sonneneinstrahlung. Kenne ich alles. Müssen die Jungs durch. Wir können es uns gegen Regensburg auch nicht aussuchen. Deswegen wird es keine Veränderung geben“, sagt Baumgart.

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Andersson ist seine Knieprobleme nie ganz losgeworden. Trainer und sportliche Leitung haben zuletzt das Gespräch mit dem 31-Jährigen gesucht. „Wir haben mit ihm gesprochen, aber sein Weg ist im Moment noch hier. Ob das bis zum Ende des Sommers so ist, wissen wir nicht“, erläutert Baumgart. Offenbar hat man Andersson in Aussicht gestellt, kaum noch auf Einsätze hoffen zu dürfen. „Es gehört zur Klarheit und Offenheit, dass wir im Sturm das eine oder andere gemacht haben. Da ist es normal, dass ein Spieler weniger Spielanteile bekommen könnte. Das ist offen kommuniziert“, sagt Baumgart, der Andersson in der vergangenen Saison stets unterstützte, nun aber seinen Kader um Steffen Tigges und Sargis Adamyan erweitert hat und nach den jüngsten Eindrücken zudem gewillt ist, Talent Tim Lemperle weitere Chancen zu gewähren.

Andersson kam im September 2020 von Union Berlin nach Köln, 7,5 Millionen Euro kostete der Schwede damals und hatte bis dahin praktisch nie ein Profispiel verpasst und stets mehr als zehn Tore pro Saison erzielt. Ob Andersson schon mit Knieproblemen nach Köln kam und das Gelenk dann nach einem Trainingsunfall mit Salih Özcan kurz nach dem Wechsel nach Köln endgültig ruiniert war – die Krankengeschichte des Schweden ist so umstritten wie unergründlich. Klar scheint, dass der Verein keine großen Hoffnungen mehr in Andersson investiert.

Transfer in die Türkei scheiterte

Im vergangenen Sommer hatte sich Andersson zum Ende der Transferphase schon beinahe in die Türkei verabschiedet, er fühlte sich in seiner Rolle als Einwechselspieler nicht ausreichend wertgeschätzt. Doch Antalyaspor war die Verpflichtung eines 30-Jährigen mit einer derartigen Krankengeschichte zu heikel – obgleich Andersson in einer Liga wie der türkischen und einer Mannschaft, die weniger intensiv spielt, durchaus noch für Tore gut sein dürfte. Doch ein Verein, der auf Anderssons Niveau spielt, kann sich Anderssons Gehalt nicht leisten. Daher hat der Schwede derzeit arge Schwierigkeiten, einen neuen Klub zu finden.

Er wolle keine große Sache daraus machen, sagt Baumgart: „Ich bin mir sicher, dass jeder im Kader weiß, wo er steht. Wer nicht, weiß es Ende der Woche, weil es bis dahin noch Gespräche gibt.“

Sebastian Andersson jedenfalls weiß sehr genau, wie die Dinge stehen.