Für das Keller-Duell am Freitag in Darmstadt nimmt Trainer Steffen Baumgart ein paar Änderungen am Kader vor.
FC unter großem DruckKölner Bewährungsprobe am Böllenfalltor
Für Fußball-Feinschmecker wird dieses Spiel vermutlich nichts. Dazu werden nicht nur die äußeren Umstände beitragen, rund um das Böllernfalltor sind am Freitag (20.30 Uhr, Dazn) beim Bundesligaspiel zwischen dem SV Darmstadt 98 und dem 1. FC Köln Temperaturen um den Gefrierpunkt gemeldet, die sich bei einem Nordwind gefühlt wie minus fünf Grad anfühlen sollen. Der Platz dürfte nach tagelangen Regenfällen und einem plötzlichen Winter-Einbruch in Hessen zudem eher schwer zu bespielen sein, aber das kennen die Kölner ja aus eigener Erfahrung aus dem Rhein-Energie-Stadion. Vor allem aber steckt im direkten Duell der Kellerkinder sehr viel auf dem Spiel.
„Es wird knallhart zur Sache gehen“, prognostizierte bereits Kölns Trainer Steffen Baumgart. „Wir müssen mit aller Macht versuchen, einen Dreier einzufahren“, forderte der Coach des Tabellenletzten, dessen Team drei Punkte weniger als die „Lilien“ aufweist. Und das offenbar im Gegensatz zu Darmstadt ziemlich lieb ist. „Willst du den FC oben sehen, musst du die Tabelle drehen“ dieser Spruch gilt nicht für das Fairplay-Ranking. Das führen die Kölner (15 Gelbe Karten, zwei Ampelkarten) sogar an. Die „Bad Boys“ vom Böllenfalltor haben dagegen bereits 34 Gelbe und vier Rote Karten kassiert. Macht Platz 18. Schlusslicht.
1. FC Köln: Duell der Gegensätze in der Fairplay-Tabelle
Darmstadt, das zu Saisonbeginn für Spektakel ohne Happy End gesorgt hatte, hat inzwischen seinen Spielstil umgestellt und steht deutlich defensiver. „Wir wollten nicht mehr ganz so krass hoch anlaufen und nicht mehr auf Teufel komm raus auf den Ballgewinn gehen. Defensiv geht das in die richtig Richtung“, sagt Rechtsverteidiger Matthias Bader, der Ex-Kölner.
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Der mittlerweile 26-Jährige hatte als junger Spieler von 2018 bis Januar 2020 am Geißbockheim keine großen Spuren hinterlassen, kam auf nur sechs Einsätze oder 367 Minuten bei den Profis, ehe er dann für rund 450.000 Euro Ablöse zu den Hessen wechselte. Dort mauserte er sich zum Stamm- und Bundesligaspieler. „Klar, es geht gegen Ex-Kollegen. Aber so viele kenne ich in Köln auch nicht mehr. Deswegen muss ich ehrlicherweise sagen, dass das jetzt kein Kracher-Spiel mehr für mich ist“, sagte Bader im Vorfeld ehrlich. Er habe nur noch wenige Verbindungen nach Köln und auch keinen Kontakt mehr zum Verein. Doch es seien die Konstellation und Atmosphäre in einem Flutlichtspiel, die einen ganz besonderen Reiz ausübten, so dass Bader betonte: „Solche Spiele wie am Freitagabend sind zum Genießen.“ Und mögen sie auch noch so kampfbetont und an der Grenze des Erlaubten oder darüber hinaus sein.
Bader ist übrigens nicht der einzige frühere Kölner im Kader der Lilien. Torhüter Marcel Schuhen (30) trug von 2006 bis 2012 das Trikot mit dem Geißbock. Rechtzeitig kehrte er nun nach auskurierter Oberschenkel-Prellung auf den Trainingsplatz zurück. Auch Jannik Müller (29) hat eine Kölner Vergangenheit; der Verteidiger spielte von 2009 bis 2014 am Geißbockheim, ehe er erst zu Dynamo Dresden und 2021 nach Darmstadt wechselte. Schuhen, Müller und Bader werden im Gegensatz zum vierten Ex-Kölner, Fabian Schnellhardt (29, 2009 bis 2014), in der Startelf erwartet.
1. FC Köln: Schmitz erkrankt – Dietz erstmals in der Saison im Kader
In der Elf der Kölner werden auch ein paar Umstellungen im Vergleich zum Bayern-Spiel (0:1) erwartet. Baumgart gilt als absoluter Verfechter des hohen und aggressiven Anlaufens und einer mutigen Spielidee. Doch seine Kölner befinden sich auf (unfreiwilliger) Rekordjagd. Seit nunmehr 20 Bundesligaspielen hat der FC nicht mehr zu Null gespielt, nur im Jahr 2020 waren es 21 Spiele in Folge ohne die oft zitierte Weiße Weste. Der Coach ließ in dieser Woche gezielt den Abstiegs- und Abnutzungskampf in vielen Eins-gegen-Eins-Situationen trainieren. „Man muss den Kampf Mann gegen Mann annehmen. Das ist das, worauf es im Abstiegskampf ankommt“, sagte der Trainer, der kurzfristig auf den erkrankten Rechtsverteidiger Benno Schmitz verzichten muss. Auch der angeschlagene Sargis Adamyan ist nicht einsetzbar.
Auf Offensiv-Zugang Faride Alidou verzichtet der 51-Jährige hingegen freiwillig, dafür berief er über ein Jahr nach dem letzten Bundesliga-Einsatz lieber Stürmer Florian Dietz in den Kader. Es wäre aber eine faustdicke Überraschung, sollte Dietz eine der beiden Spitzen sein, mit denen Baumgart vermutlich beginnen lässt. Denn bei aller defensiven Stabilität: Für den dringend benötigten Sieg ist auch mehr Durchschlagskraft unabdingbar.