Der FC könnte gegen Ende der Transferperiode noch einmal tätig werden, auch zwei Abgänge sind möglich.
„Sind nicht blauäugig“Also doch: Der 1. FC Köln sondiert den Markt nach einem Stürmer
So apodiktisch, wie sich die Wortmeldung von Christian Keller unmittelbar nach der 1:2-Heimniederlage des 1. FC Köln gegen den VfL Wolfsburg angehört hatte, war sie wohl nicht. Der Sport-Geschäftsführer des Bundesligisten, so hieß es sofort, schließe einen Sturm-Transfer aus. Was folgte, war wohl erwartbar: Teils herbe Kritik am Sportchef, dem Blauäugigkeit und ein zu rigoroser Sparkurs vorgeworfen wurde – vor allem in den sozialen Netzwerken.
Keller hatte nach der Partie, die der aktuell einzige einsatzbereite Stoßstürmer Davie Selke zum dritten Mal in Folge verletzungsbedingt nicht beenden konnte, davon gesprochen, dass jetzt in den letzten Tagen der Transferperiode „keine Notwendigkeit“ bestehe, „in Panik zu verfallen“. Selkes Zerrung im Oberschenkel sei kein „ausschlaggebender Grund“ zu sagen, dass der FC jetzt auf dem Transfermarkt noch einmal tätig werden müsse, dessen Fenster bis zum 1. September geöffnet hat.
1. FC Köln sondiert den Transfermarkt
Intern, so erfuhr der „Kölner Stadt-Anzeiger“, ist die Sprachregelung beim FC eine ganz andere. Der Verein guckt sich sehr wohl auf dem Transfermarkt nach einem Stürmer um. Die Verantwortlichen haben den Ernst der Lage erkannt und sind auch bereit, für eine Lösung Geld in die Hand zu nehmen – sofern diese sinnvoll und finanziell vertretbar erscheint. Und das hat weniger mit den zwei verlorenen Spielen zum Auftakt zu tun, sondern vielmehr mit der Aussicht auf die kommenden Wochen.
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Steffen Baumgart: „Wir beobachten den Markt und gucken, was geht“
Und es besteht auch kein klarer Widerspruch zu den Aussagen Kellers, wenn Steffen Baumgart jetzt im Gespräch mit dieser Zeitung einen Transfer eines Stürmers wenn nicht andeutet, dann doch zumindest nicht ausschließt. „Wir haben noch ein paar Tage Zeit. Alle Dinge wurden hier genau besprochen. Wir sind nicht blauäugig und legen auch nicht die Hände in den Schoß. Wir beobachten den Markt und gucken, was noch gehen könnte“, sagte Baumgart auf Nachfrage.
Ausgeschlossen ist indes, dass es sich bei diesem Stürmer um Anthony Modeste handeln könnte. Der ehemalige FC-Top-Torjäger ist zwar vereinslos und hält sich weiter bei Fortuna Köln fit, doch die aktuell Verantwortlichen werden den 35-Jährigen erst recht nach dessen Aussagen zuletzt, die beim FC gar nicht gut ankamen, ans Geißbockheim zurückholen.
Baumgart hatte bereits einen Einsatz von Selke beim kommenden Auswärtsspiel am Sonntag (15.30 Uhr) bei Eintracht Frankfurt abgehakt. Daran hat sich auch zwei Tage später nichts geändert. „Wir sprechen von einer Zerrung, dennoch wird uns Davie frühestens nach der Länderspielpause zur Verfügung stehen. Ich nehme es mittlerweile mit Humor. Als Davie im Januar zu uns kam, wurde er auch dreimal von kleineren Verletzungen gestoppt und ist danach dann richtig durchgestartet. Wir sehen es bei ihm wieder so: Aller guten Dinge sind drei“, sagt der Coach und hofft auf ähnlich starke Leistungen des Stürmers wie im Verlauf der vergangenen Rückrunde, als der 28-Jährige nach einem sehr unglücklichen Start noch fünf Liga-Tore für den FC erzielte.
1. FC Köln: Steffen Tigges könnte in Frankfurt sogar von Beginn an stürmen
Doch noch kann Selke nicht helfen. Eine Option für den kommenden Spieltag könnte nach längerer Zeit dagegen mal wieder Steffen Tigges sein. Der Angreifer fiel nach seiner Schulter-OP fast 100 Tage aus, am Wochenende sammelte der 25-Jährige Matchpraxis in der Regionalliga. „Steffen hat ein gutes, vielversprechendes Comeback über 60 Minuten bei der U21 gegeben. Er ist wieder ganz normal im Training dabei. Steffen wird – wenn alles glatt bei ihm läuft – gegen Frankfurt nicht nur im Kader stehen, sondern auch spielen können.“
Mark Uth und Florian Dietz sind dagegen noch längst nicht so weit. Dietz kommt nach dem Auskurieren seines Kreuzbandrisses einfach nicht richtig auf die Beine, eine Prognose kann niemand seriös abgeben. Uth wird zwar in dieser Woche wieder im Mannschaftstraining erwartet, doch der 32-Jährige muss nach praktisch einem Jahr ohne jegliche Wettkampfpraxis immer mal wieder mit Rückschlägen kalkulieren.
Jan Thielmann ist erst im November wieder eine Option
Wolfsburg-Torschütze Luca Waldschmidt, Neuzugang Faride Alidou und der zuletzt ebenfalls verletzt fehlende Linton Maina sind von Haus aus keine echten Mittelstürmer. Sargis Adamyan auch nicht, doch der Armenier musste zuletzt die Lücke füllen und tat sich damit in der Bundesliga erwartbar schwer. Den 19-jährigen Damion Downs, der in der U21 am Wochenende mit zwei Treffern erneut stark auftrumpfte, sieht Baumgart noch nicht so weit, um auch in der Bundesliga zu bestehen.
Und Außenspieler Jan Thielmann, einer von Baumgarts Musterschülern, braucht nach seiner vor der U-21-EM erlittenen schweren Muskelverletzung voraussichtlich sogar noch mehr als zwei Monate, um wieder für die Bundesliga in Betracht zu kommen. Baumgart: „Jan macht weiter Fortschritte, doch nach seiner schweren Verletzung wird er erst im November wieder eine richtige Option für uns werden.“
Limnios und Pedersen dürfen den 1. FC Köln verlassen
Für Dimitrios Limnios, ebenfalls ein Rechtsaußen, gilt das nicht mehr. Der 25-Jährige lässt sich zwar nicht hängen, doch an den Durchbruch des Griechen beim FC glaubt auch keiner mehr wirklich. Er kann den Verein bei einem entsprechenden Angebot ebenso verlassen wie Kristian Pedersen (29), der zuletzt bereits mit einem Wechsel zum walisischen Championship-Verein Swansea in Verbindung gebracht wurde.
Sogar Nachwuchsspieler Max Finkgräfe (19) sieht Baumgart auf der Position hinten links mittlerweile vor dem Dänen. Limnios und Pedersen könnten den FC also in den kommenden Tagen noch verlassen – und das würde den finanziellen Handlungsspielraum für die Kölner bei der Suche nach dem dringend benötigten Stürmer sicherlich etwas erhöhen.