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Schmähgesänge bei der Liga-RückkehrEin Wiedersehen mit Nachwehen für den 1. FC Köln

Lesezeit 4 Minuten
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Dominick Drexler im Zweikampf gegen William

  1. Bei der Rückkehr in die Bundesliga verliert der 1. FC Köln in einem schwachen Spiel 1:2.
  2. Trotzdem sagt Trainer Achim Beierlorzer, dass er auch Positives mitnimmt.
  3. Der Ex-FC-Geschäftsführer Jörg Schmadtke ärgerte sich unterdessen über die Schmähgesänge und kündigte Konsequenzen an.

Wolfsburg – Die diplomatischen Nachwehen dieser Bundesliga-Rückkehr waren gerade mal zu erahnen, da drehte sich der sportliche Teil des Wochenendes für den 1. FC Köln schon ins Unerfreuliche. Die Mannschaft verließ das Wolfsburger Stadion und hatte keine Punkte im Gepäck. 1:2 stand es am Ende der ersten Bundesliga-Partie seit Mai 2018, als der FC auch in Wolfsburg sogar 1:4 verlor.

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Beim Erstliga-Debüt von Trainer Achim Beierlorzer gelang dem FC in kaum einer Phase ein überzeugender Auftritt, mit dem eine Mannschaft langfristig sicher zur ersten Liga gehören kann. Der erste grobe Fehler des Spiels unterlief Florian Kainz, der einen Wolfsburger Einwurf vor die Füße von Wolfsburgs Maximilian Arnold klärte. Der traf mit einem Sonntagsschuss das linke untere Torwarteck. FC-Torwart Timo Horn hatte schlechte Sicht, der Ball eine unangenehme Flugbahn. Als Dominick Drexler nach einer halben Stunde im VfL-Strafraum zu Fall kam, hätten er und sein Trainer gerne einen Elfmeter gehabt. Ohne den Ball zu treffen, grätschte Wolfsburgs Kapitän Josuha Guilavogui Drexler um, der jedoch schon fallend in den Zweikampf ging. Für Schiedsrichter Jablonski nicht genug für einen Elfmeter.

Einer mittelmäßigen ersten Halbzeit folgte eine enttäuschende zweite für den FC, in der so gut wie nichts nach vorne ging – und hinten immer wieder Fehler passierten. Wie vor dem 0:2. In einer der vielen ereignisarmen Phasen verlor der bis dahin ziemlich aktive Drexler den Ball an Xaver Schlager. Wolfsburg kam viel zu schnell vor das Tor, wo Wout Weghorst ins lange Eck abschloss. Horn war chancenlos.

Simon Teroddes Anschlusstreffer kam zu spät

Nachdem 86 Minuten ohne Schuss auf Casteels Tor vergangen waren, kam Jonas Hector doch noch zu so etwas wie Torgefahr. Kurz darauf gelang Terodde sogar der Anschlusstreffer, nachdem ihm Robin Knoche den Ball unfreiwillig per Kopf vorlegte. Zu spät, damit das Spiel noch einmal spannend hätte werden können.Auch wenn der Auftritt seiner Mannschaft alles andere als überzeugend war, betonte Beierlorzer, auch Positives mitzunehmen. „Wir haben engagiert gespielt. Es war schon viel da, mit dem wir richtig gut weiterarbeiten können“, sagte er. „Ich hasse es, zu verlieren. Es war auch nicht notwendig“. Horn ergänzte: „Heute wäre mehr drin gewesen.“

Der erste von 34 Spieltagen schien sportlich fast abgehakt, da begann der politische Teil des Wochenendes. Im Mittelpunkt: Jörg Schmadtke. Wolfsburgs Geschäftsführer Sport traf nach seinem Weggang aus Köln im Oktober 2017 erstmals auf seinen Ex-Klub. Das Wiedersehen fiel alles andere als freundlich aus. Aus dem Gästeblock skandierten die Kölner Fans unüberhörbar und mehrfach: „Schmadtke, du Betrüger (…) nimmst dir drei Millionen und haust ab.“ Damit spielten sie auf die Abfindung ab, die Schmadtke nach der „einvernehmlichen Trennung“ vom FC erhielt.

Schmadtke nimmt zu obszönen Gesängen Stellung

Direkt nach dem Abpfiff hatte sich Schmadtke zu den üblen Gesängen nicht äußern wollen, um „diesen Menschen keine Plattform zu bieten.“ Doch am Sonntagmorgen als Gast im „Sport1-Doppelpass“ platzte dem 55-Jährigen der Kragen. Zudem rechnete er mit den FC-Verantwortlichen ab. Offenbar ist damals doch mehr Porzellan zerschlagen worden und vieles noch längst nicht vergessen, als die Protagonisten der Öffentlichkeit vor dem Wiedersehen vorzugaukeln versuchten.

Schmadtke sprach im TV von „Unwahrheiten“, die im Stadion verbreitet wurden und bezog sich damit auf die obszönen Beleidigungen gegen ihn. Diese seien „ehrabschneidend und nicht tolerabel“. Als noch schlimmer betrachtete Schmadtke allerdings den Umgang des FC mit den Fanbeleidigungen – Kölns Geschäftsführer Alexander Wehrle explizit ausgenommen, mit dem er sich am Freitagabend in einem Wolfsburger Restaurant getroffen hatte. „Ich bin sehr dankbar, dass sich die Geschäftsführung bei mir gemeldet hat. Aber es gibt noch mehr in diesem Klub. Ich finde es eher schade, dass sich kein altes oder neues Präsidium oder ein anderes Gremium bei mir meldet und sich davon distanziert. Das ist für mich viel mehr ein Stachel als diese Gesänge selbst.“ Er warf den Verantwortlichen aus dem Präsidium oder dem Mitgliederrat vor, „sich wegzuducken“ und denke über Konsequenzen nach. „Ich weiß noch nicht, wie ich damit umgehe. Ich bin lebenslanges Mitglied beim FC, mal gucken, wie lange noch.“ Der ehemalige Kölner Sportchef gab zwar zu, dass er einen „Anteil am Abstieg“ habe, „aber die vier Jahre in Köln darauf zu reduzieren, finde ich ein bisschen merkwürdig.“

Auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ wollte sich Vorstandsmitglied Stefan Müller-Römer am Sonntag nicht äußern. Wehrle schwieg am Sonntag ebenfalls, hatte sich allerdings bereits am Samstagabend stellvertretend für den ganzen Verein bei Schmadtke entschuldigt. „Der FC hat eine Charta mit einem klaren Wertesystem. Verleumdungen und Beleidigungen passen dazu nicht.“