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In den Vordergrund gespieltDowns und Pauli, Kölner Hoffnungsträger mit mehreren Optionen

Lesezeit 5 Minuten
Testspiel, Bergisch Gladbach vs.1.FC Köln, 06.09.2023, von links: Julian Pauli, Damion Downs, Meiko Wäschenbach (1. FC Köln), Bild: Herbert Bucco

Jung, aber beim 1. FC Köln schon gesetzt: Verteidiger Julian Pauli (l.), Mittelstürmer Damion Downs (M.)

Damion Downs (20) und Julian Pauli (19) zählen derzeit zu den wenigen positiven Erscheinungen beim 1. FC Köln. Beide eint zudem ein weiterer Vorzug.

Sie sind die positiven Erscheinungen in einer bisher sehr mäßigen Saison des 1. FC Köln und zwei Hoffnungsträger des Bundesliga-Absteigers: Damion Downs (20) und Julian Pauli (19). Mittelstürmer Downs ist nach Kurzeinsätzen in der vergangenen Bundesliga-Saison in dieser Spielzeit gesetzt und rechtfertigte nach anfänglichen Anpassungsproblemen und vergebenen Chancen das Vertrauen von Trainer Gerhard Struber. Vier Tore erzielte der Angreifer bisher schon, davon zwei am vergangenen Sonntag beim 4:4 gegen Karlsruhe. Und Verteidiger Pauli erkämpfte sich in seiner ersten Profi-Saison überhaupt sofort einen Stammplatz in der Innenverteidigung, spielt für sein junges Alter schon erstaunlich abgebrüht und sehr robust.

Der Lohn: Das Duo ist beim FC derzeit nicht mehr wegzudenken, selbiges gilt auch für die Junioren-Nationalmannschaft. Bundestrainer Hannes Wolf wird Downs und Pauli erneut in den Kader der deutschen U20-Auswahl berufen, die am 11. Oktober in Ahlen auf Polen und drei Tage darauf in Wuppertal auf Ghana trifft. Beide Kölner erscheinen auch nicht mehr weit von einer Einladung in das U21-Nationalteam entfernt, bei Pauli hatten einige das sogar schon jetzt für möglich gehalten.

1. FC Köln: Downs und Pauli erhalten erneut Einladung zur deutschen U20

Neben ihrem rasanten Aufstieg in dieser Saison eint beide Kölner zudem, dass sie auch für andere Nationen spielen könnten – und dies möglicherweise auch mal werden.

Downs ist zwar im unterfränkischen Werneck geboren, doch der Sohn eines Amerikaners und einer Deutschen hat auch den US-Pass und verbrachte ein paar Kindheits-Jahre in den Vereinigten Staaten. Im vergangenen Sommer war der Stürmer bereits zum Vorbereitungscamp des US-Teams vor den Olympischen Spielen eingeladen, wurde für Paris dann aber doch nicht nominiert.

Anfang September schließlich debütierte er in der U20-Auswahl des DFB. Eine Zukunfts-Entscheidung hat Downs noch nicht getroffen, wie er auch am Mittwoch erklärte: „Bis jetzt nehme ich einfach Erfahrungen mit. Es ist schön, überall bei der Nationalmannschaft dabei zu sein. Da ich die Option habe, bei beiden zu spielen, kann ich es ja jetzt noch ausnutzen.“ Downs, so heißt es, fühlt sich derzeit beim DFB wohl und gut aufgehoben.

Pauli wurde als Sohn deutscher Eltern in London geboren, sein Vater war seinerzeit im Finanzsektor in der Bankenmetropole tätig. Der Verteidiger hat deshalb neben dem deutschen auch den englischen Pass. Deshalb könnte Pauli auch noch für die „Three Lions“ auflaufen; erst nach dem ersten Pflichtspiel für eine A-Nationalmannschaft ist ein Verbandswechsel nicht mehr möglich. Bei der englischen FA soll Pauli auch auf dem Radar sein.

Was den Verein angeht, sind die Fakten klar. Downs hat beim FC einen Vertrag bis 2026, Pauli nach Informationen dieser Zeitung einen Kontrakt bis 2027. Doch sollten sich beide so weiterentwickeln, würde das sicherlich auch bei etlichen anderen Klubs Begehrlichkeiten wecken. Noch soll es keine konkreten Anfragen geben, die Kölner hätten ohnehin das letzte Wort.

Pauli würde in England sofort eine Arbeitserlaubnis erhalten

Doch Pauli soll insbesondere bei englischen Klubs bereits in den Notizbüchern stehen und beobachtet werden. Denn der 19-Jährige, der zwar nie in England spielte und somit kein „Home-Grown“ (Eigengewächs) ist, sondern in Deutschland fußballerisch sozialisierte und bei Fortuna Düsseldorf begann, hat für die Vereine von der Insel neben seiner fußballerischen Klasse einen anderen entscheidenden Vorzug: Pauli würde im Fall der Fälle sofort eine Arbeitserlaubnis erhalten.

Denn seit dem Brexit gibt es seit dem 1. Januar 2021 ein relativ kompliziertes Punktesystem, das darüber entscheidet, ob ein Spieler aus dem Ausland überhaupt eine Arbeitserlaubnis erhält oder nicht. Vorher waren Nicht-EU-Bürger von den Regelungen nicht betroffen, seitdem gelten die Einschränkungen für alle Nicht-Briten – abgesehen von Iren. Pauli müsste deshalb nicht erst zum „Punktsammeln“ bei anderen Klubs im benachbarten Ausland „geparkt“ werden, was gängige Praxis ist, sondern könnte aufgrund seiner englischen Staatsbürgerschaft direkt auf die Insel wechseln – und dem FC gegebenenfalls eine stattliche Ablösesumme bescheren.

Das ist indes noch Zukunftsmusik. Die aktuellen Gedanken der beiden Talente kreisen vielmehr um den FC und sein kommendes Heimspiel am Samstag (13 Uhr) gegen Aufsteiger Ulm, in dem nach drei sieglosen Spielen ein Erfolg Pflicht ist. Das 4:4 nach 3:0-Vorsprung zuletzt gegen Karlsruhe hat sich auch für Downs „wie eine Niederlage“ angefühlt – und dies trotz seiner sehenswerten zwei Tore.

Downs trifft, sieht aber noch viel Entwicklungspotenzial bei sich

„Wir sind im Fokus nicht so weit, wie wir es sollten, und dementsprechend nicht immer so wach, wie es nötig wäre. Das wird in der 2. Bundesliga bestraft. Natürlich fühlt es sich für mich in gewisser Weise sehr gut an, dass ich zwei Tore gemacht habe, aber nicht so gut wie ein Sieg“, sagte Downs, der trotz seines vielversprechenden Saisonstarts mit sich noch nicht ganz zufrieden ist und sich „in jeglicher Hinsicht“ noch weiterentwickeln könne: „Es ist nicht schlecht, aber ich habe noch viel Platz nach oben. Vor allem muss ich physisch besser werden und meine Körper besser einsetzen. Und ich muss die Chancen besser nutzen.” Und vielleicht noch mehr am Spiel teilnehmen, denn nach seinen Treffern hatte er gegen Karlsruhe nur noch einen Ballkontakt.

Gelingt Downs das alles, dann erhöht das nicht nur die Kölner Aufstiegschancen, sondern auch seinen persönlichen Marktwert. Starke, junge und entwicklungsfähige Mittelstürmer sind in Deutschland ohnehin rar gesät.